Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

befahl, majestätisch, kalt, nordisch, wie eine Allein¬
herrscherin Moskovien's. Bis tief in die Nacht
war sie mit diesen Zurüstungen beschäftigt.

Sie hatte in halbem Schlummer gelegen,
als sie in der Frühe aufwachte. Das blutige
Ereigniß hatte sie vergessen; nur ihr Entschluß
beschäftigte sie. Cäsar erschien, ganz verstört.
Sie blickte ihn forschend an, sie befahl. Er
begriff nichts, er frug nicht, er folgte willen¬
los. Unten im Thorweg war Alles noch um
den Wagen beschäftigt, sie zitterte vor Aerger,
daß hier noch nicht Alles beendigt war. Sie
dachte gar nicht daran, bei Menschen, welche
sie nie wieder sehen wollte, einen angenehmen
Eindruck zu hinterlassen. Cäsar's Blick fiel auf
eine Blutspur, die von Außen sich in den Thor¬
weg und wieder hinaus zog. Er wagte nicht zu
fragen, so erschreckte ihn dies. Wally schien
Alles zu wissen, und wie leichtsinnig trat sie

befahl, majeſtätiſch, kalt, nordiſch, wie eine Allein¬
herrſcherin Moskovien's. Bis tief in die Nacht
war ſie mit dieſen Zurüſtungen beſchäftigt.

Sie hatte in halbem Schlummer gelegen,
als ſie in der Frühe aufwachte. Das blutige
Ereigniß hatte ſie vergeſſen; nur ihr Entſchluß
beſchäftigte ſie. Cäſar erſchien, ganz verſtört.
Sie blickte ihn forſchend an, ſie befahl. Er
begriff nichts, er frug nicht, er folgte willen¬
los. Unten im Thorweg war Alles noch um
den Wagen beſchäftigt, ſie zitterte vor Aerger,
daß hier noch nicht Alles beendigt war. Sie
dachte gar nicht daran, bei Menſchen, welche
ſie nie wieder ſehen wollte, einen angenehmen
Eindruck zu hinterlaſſen. Cäſar's Blick fiel auf
eine Blutſpur, die von Außen ſich in den Thor¬
weg und wieder hinaus zog. Er wagte nicht zu
fragen, ſo erſchreckte ihn dies. Wally ſchien
Alles zu wiſſen, und wie leichtſinnig trat ſie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0208" n="199"/>
befahl, maje&#x017F;täti&#x017F;ch, kalt, nordi&#x017F;ch, wie eine Allein¬<lb/>
herr&#x017F;cherin Moskovien's. Bis tief in die Nacht<lb/>
war &#x017F;ie mit die&#x017F;en Zurü&#x017F;tungen be&#x017F;chäftigt.</p><lb/>
          <p>Sie hatte in halbem Schlummer gelegen,<lb/>
als &#x017F;ie in der Frühe aufwachte. Das blutige<lb/>
Ereigniß hatte &#x017F;ie verge&#x017F;&#x017F;en; nur ihr Ent&#x017F;chluß<lb/>
be&#x017F;chäftigte &#x017F;ie. Cä&#x017F;ar er&#x017F;chien, ganz ver&#x017F;tört.<lb/>
Sie blickte ihn for&#x017F;chend an, &#x017F;ie befahl. Er<lb/>
begriff nichts, er frug nicht, er folgte willen¬<lb/>
los. Unten im Thorweg war Alles noch um<lb/>
den Wagen be&#x017F;chäftigt, &#x017F;ie zitterte vor Aerger,<lb/>
daß hier noch nicht Alles beendigt war. Sie<lb/>
dachte gar nicht daran, bei Men&#x017F;chen, welche<lb/>
&#x017F;ie nie wieder &#x017F;ehen wollte, einen angenehmen<lb/>
Eindruck zu hinterla&#x017F;&#x017F;en. Cä&#x017F;ar's Blick fiel auf<lb/>
eine Blut&#x017F;pur, die von Außen &#x017F;ich in den Thor¬<lb/>
weg und wieder hinaus zog. Er wagte nicht zu<lb/>
fragen, &#x017F;o er&#x017F;chreckte ihn dies. Wally &#x017F;chien<lb/>
Alles zu wi&#x017F;&#x017F;en, und wie leicht&#x017F;innig trat &#x017F;ie<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0208] befahl, majeſtätiſch, kalt, nordiſch, wie eine Allein¬ herrſcherin Moskovien's. Bis tief in die Nacht war ſie mit dieſen Zurüſtungen beſchäftigt. Sie hatte in halbem Schlummer gelegen, als ſie in der Frühe aufwachte. Das blutige Ereigniß hatte ſie vergeſſen; nur ihr Entſchluß beſchäftigte ſie. Cäſar erſchien, ganz verſtört. Sie blickte ihn forſchend an, ſie befahl. Er begriff nichts, er frug nicht, er folgte willen¬ los. Unten im Thorweg war Alles noch um den Wagen beſchäftigt, ſie zitterte vor Aerger, daß hier noch nicht Alles beendigt war. Sie dachte gar nicht daran, bei Menſchen, welche ſie nie wieder ſehen wollte, einen angenehmen Eindruck zu hinterlaſſen. Cäſar's Blick fiel auf eine Blutſpur, die von Außen ſich in den Thor¬ weg und wieder hinaus zog. Er wagte nicht zu fragen, ſo erſchreckte ihn dies. Wally ſchien Alles zu wiſſen, und wie leichtſinnig trat ſie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/208
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/208>, abgerufen am 24.11.2024.