Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.sie sollte sich durch vielfache Lektüre darin zu ſie ſollte ſich durch vielfache Lektüre darin zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0219" n="210"/> ſie ſollte ſich durch vielfache Lektüre darin zu<lb/> bilden ſuchen, was über die Muſik und das bloße<lb/> Gefühl hinausliegt. Ihr Organ macht, daß<lb/> ſie ſchön, ihre keuſche Seele, daß ſie faſt Alles<lb/> richtig liest. Ich hörte ſie Gretchen im Fauſt<lb/> leſen, ſo wahr und hold, wie es der Peche in<lb/> Wien und Höffert in Braunſchweig kaum ge¬<lb/> lingen möchte. Cäſar muß ihr Bücher geben.<lb/> Was er wohl über ſie urtheilt! Er iſt ihr<lb/> diametral entgegengeſetzt, und ſagte mir doch<lb/> einmal: er müſſe Jede lieben, die ihn liebe und<lb/> würde auch Jeder treu ſein in ſeiner Art. Bei<lb/> ihm iſt das Egoismus, bei Delphinen Schwäche.<lb/> Sie können ſich aber nicht begegnen. Delphine<lb/> iſt eine Jüdin.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [210/0219]
ſie ſollte ſich durch vielfache Lektüre darin zu
bilden ſuchen, was über die Muſik und das bloße
Gefühl hinausliegt. Ihr Organ macht, daß
ſie ſchön, ihre keuſche Seele, daß ſie faſt Alles
richtig liest. Ich hörte ſie Gretchen im Fauſt
leſen, ſo wahr und hold, wie es der Peche in
Wien und Höffert in Braunſchweig kaum ge¬
lingen möchte. Cäſar muß ihr Bücher geben.
Was er wohl über ſie urtheilt! Er iſt ihr
diametral entgegengeſetzt, und ſagte mir doch
einmal: er müſſe Jede lieben, die ihn liebe und
würde auch Jeder treu ſein in ſeiner Art. Bei
ihm iſt das Egoismus, bei Delphinen Schwäche.
Sie können ſich aber nicht begegnen. Delphine
iſt eine Jüdin.
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