Wie leichtsinnig bin ich gestern über die Abgründe meines Denkens hingewandelt! Ohne weiteres konnt' ich mich damit beruhigen, diese Zweifel an meinem Glauben hinzunehmen als etwas, das ich mir längst selbst gestanden habe, und doch weiß ich aus meinem frühern Leben, wie unglücklich ich war, daß ich über diese Dinge nichts zu denken wagte. O wie mäch¬ tig ist der Liebe Zauber! Ein männliches Herz, das uns liebt, ist der Wächter aller unsrer Gedanken und muß die stille Verantwortung dessen tragen, was in der Seele des Weibes Sünde und Empörung ist. Wie sicher fühl' ich mich, selbst im Entsetzlichsten, wenn ich nur die warme Hand meines Freundes drücken darf! Er nimmt Alles auf sich: er ist heiter und lächelt und fürchtet nichts.
Wie leichtſinnig bin ich geſtern über die Abgründe meines Denkens hingewandelt! Ohne weiteres konnt' ich mich damit beruhigen, dieſe Zweifel an meinem Glauben hinzunehmen als etwas, das ich mir längſt ſelbſt geſtanden habe, und doch weiß ich aus meinem frühern Leben, wie unglücklich ich war, daß ich über dieſe Dinge nichts zu denken wagte. O wie mäch¬ tig iſt der Liebe Zauber! Ein männliches Herz, das uns liebt, iſt der Wächter aller unſrer Gedanken und muß die ſtille Verantwortung deſſen tragen, was in der Seele des Weibes Sünde und Empörung iſt. Wie ſicher fühl' ich mich, ſelbſt im Entſetzlichſten, wenn ich nur die warme Hand meines Freundes drücken darf! Er nimmt Alles auf ſich: er iſt heiter und lächelt und fürchtet nichts.
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Wie leichtſinnig bin ich geſtern über die
Abgründe meines Denkens hingewandelt! Ohne
weiteres konnt' ich mich damit beruhigen, dieſe
Zweifel an meinem Glauben hinzunehmen als
etwas, das ich mir längſt ſelbſt geſtanden habe,
und doch weiß ich aus meinem frühern Leben,
wie unglücklich ich war, daß ich über dieſe
Dinge nichts zu denken wagte. O wie mäch¬
tig iſt der Liebe Zauber! Ein männliches Herz,
das uns liebt, iſt der Wächter aller unſrer
Gedanken und muß die ſtille Verantwortung
deſſen tragen, was in der Seele des Weibes
Sünde und Empörung iſt. Wie ſicher fühl'
ich mich, ſelbſt im Entſetzlichſten, wenn ich
nur die warme Hand meines Freundes drücken
darf! Er nimmt Alles auf ſich: er iſt heiter
und lächelt und fürchtet nichts.
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/225>, abgerufen am 24.11.2024.
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