Wenn ich jetzt schon nicht ohne Zagen sehe, wie Cäsar sich Delphinen immer mehr nähert, wenn ich mir die grausame Wirkung denke, die ein Verhältniß zwischen beiden in mir Unglück¬ seligen hervorbrächte: was muß dann kommen, wenn ich die Trümmer sehe, welche sich in meiner Seele aufgehäuft haben! Die Unruhe, über die Religion eine Ansicht zu haben, pei¬ nigt mich mehr als sonst. Sie hat eine solche, jetzt zur Noth gedämmte Gewalt über mich, daß ich glauben muß, die Wegnahme dieses Dammes der Liebe bringt eine Ueberfluthung in mir hervor, welche selbst den Schmerz über Cä¬ sars Verlust mit fortschwemmt. Ich lebe und sterbe mit Cäsar. Leben kann ich nur mit Cäsars Liebe. Sterben muß ich, nicht weil Cäsar im Stande war, eine andre mir, ein Mädchen einer Frau (ob er es wohl weiß, eine Unberührte einer Unberührten) vorzuzie¬
Wenn ich jetzt ſchon nicht ohne Zagen ſehe, wie Cäſar ſich Delphinen immer mehr nähert, wenn ich mir die grauſame Wirkung denke, die ein Verhältniß zwiſchen beiden in mir Unglück¬ ſeligen hervorbrächte: was muß dann kommen, wenn ich die Trümmer ſehe, welche ſich in meiner Seele aufgehäuft haben! Die Unruhe, über die Religion eine Anſicht zu haben, pei¬ nigt mich mehr als ſonſt. Sie hat eine ſolche, jetzt zur Noth gedämmte Gewalt über mich, daß ich glauben muß, die Wegnahme dieſes Dammes der Liebe bringt eine Ueberfluthung in mir hervor, welche ſelbſt den Schmerz über Cä¬ ſars Verluſt mit fortſchwemmt. Ich lebe und ſterbe mit Cäſar. Leben kann ich nur mit Cäſars Liebe. Sterben muß ich, nicht weil Cäſar im Stande war, eine andre mir, ein Mädchen einer Frau (ob er es wohl weiß, eine Unberührte einer Unberührten) vorzuzie¬
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Wenn ich jetzt ſchon nicht ohne Zagen ſehe,
wie Cäſar ſich Delphinen immer mehr nähert,
wenn ich mir die grauſame Wirkung denke, die
ein Verhältniß zwiſchen beiden in mir Unglück¬
ſeligen hervorbrächte: was muß dann kommen,
wenn ich die Trümmer ſehe, welche ſich in
meiner Seele aufgehäuft haben! Die Unruhe,
über die Religion eine Anſicht zu haben, pei¬
nigt mich mehr als ſonſt. Sie hat eine ſolche,
jetzt zur Noth gedämmte Gewalt über mich, daß
ich glauben muß, die Wegnahme dieſes Dammes
der Liebe bringt eine Ueberfluthung in mir
hervor, welche ſelbſt den Schmerz über Cä¬
ſars Verluſt mit fortſchwemmt. Ich lebe und
ſterbe mit Cäſar. Leben kann ich nur mit
Cäſars Liebe. Sterben muß ich, nicht weil
Cäſar im Stande war, eine andre mir, ein
Mädchen einer Frau (ob er es wohl weiß,
eine Unberührte einer Unberührten) vorzuzie¬
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/226>, abgerufen am 09.11.2024.
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