schaft Gottes ist relativ, sie ist unerkennbar, oder, wie Jakob Böhme gesagt hat, ein dun¬ kles Thal. Licht und Erkenntniß kömmt erst durch den Sohn. Beide dürfen nicht isolirt gedacht werden, ihre Ergänzung, ihre Wech¬ selseitigkeit ist der heilige Geist. Gott als das bloße Alles oder das bloße Nichts ist uner¬ kennbar. Gott muß sich etwas gegenüber stel¬ len, einen Schatten seiner selbst, er mußte sich negiren aus seiner Ruhe heraus und schuf die Natur. Die Natur ist nicht Gott, denn dann müßte die Natur ein Zustand sein. Nein, die Natur ist eine Thätigkeit Gottes und alles in Gott Thätige, auf die Außenwelt Bezügliche, ist in ihm das Englische. Die Engel sind die Herolde des göttlichen Willens, und ihre Zahl ist so unendlich, wie, fast möchte man sagen, die Atome der Welt. Die Engel wohnten ur¬ sprünglich in Gott; denn seine Thätigkeit ist seinem Sein immanent. Darum mußten die
ſchaft Gottes iſt relativ, ſie iſt unerkennbar, oder, wie Jakob Böhme geſagt hat, ein dun¬ kles Thal. Licht und Erkenntniß kömmt erſt durch den Sohn. Beide dürfen nicht iſolirt gedacht werden, ihre Ergänzung, ihre Wech¬ ſelſeitigkeit iſt der heilige Geiſt. Gott als das bloße Alles oder das bloße Nichts iſt uner¬ kennbar. Gott muß ſich etwas gegenüber ſtel¬ len, einen Schatten ſeiner ſelbſt, er mußte ſich negiren aus ſeiner Ruhe heraus und ſchuf die Natur. Die Natur iſt nicht Gott, denn dann müßte die Natur ein Zuſtand ſein. Nein, die Natur iſt eine Thätigkeit Gottes und alles in Gott Thätige, auf die Außenwelt Bezügliche, iſt in ihm das Engliſche. Die Engel ſind die Herolde des göttlichen Willens, und ihre Zahl iſt ſo unendlich, wie, faſt möchte man ſagen, die Atome der Welt. Die Engel wohnten ur¬ ſprünglich in Gott; denn ſeine Thätigkeit iſt ſeinem Sein immanent. Darum mußten die
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ſchaft Gottes iſt relativ, ſie iſt unerkennbar,
oder, wie Jakob Böhme geſagt hat, ein dun¬
kles Thal. Licht und Erkenntniß kömmt erſt
durch den Sohn. Beide dürfen nicht iſolirt
gedacht werden, ihre Ergänzung, ihre Wech¬
ſelſeitigkeit iſt der heilige Geiſt. Gott als das
bloße Alles oder das bloße Nichts iſt uner¬
kennbar. Gott muß ſich etwas gegenüber ſtel¬
len, einen Schatten ſeiner ſelbſt, er mußte ſich
negiren aus ſeiner Ruhe heraus und ſchuf die
Natur. Die Natur iſt nicht Gott, denn dann
müßte die Natur ein Zuſtand ſein. Nein, die
Natur iſt eine Thätigkeit Gottes und alles in
Gott Thätige, auf die Außenwelt Bezügliche,
iſt in ihm das Engliſche. Die Engel ſind die
Herolde des göttlichen Willens, und ihre Zahl
iſt ſo unendlich, wie, faſt möchte man ſagen,
die Atome der Welt. Die Engel wohnten ur¬
ſprünglich in Gott; denn ſeine Thätigkeit iſt
ſeinem Sein immanent. Darum mußten die
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/244>, abgerufen am 24.11.2024.
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