Engel auch gut sein ursprünglich. Luzifer aber empört sich, Luzifer, der Lichtbringer, der die Finsterniß erhellt. Dies Empören ist eine Thätigkeit Gottes, das heißt Gott wird das Gegentheil seiner selbst, Gott wird Satan. Ja, die Natur ist Teufel, dieselbe Natur, welche für Gott durchaus nicht vorhanden ist, da sie nur sein Athem ist. Die Natur vor Gott ist so, als wäre sie nicht. Vor Gott giebt es auch einen Teufel, als gäb' es ihn nicht. Je höher bei dem Einen oder Andern das phi¬ losophische Bewußtsein ist, desto weniger exi¬ stirt für ihn auch der Teufel. Im Christen¬ thum ist der Teufel ideell gänzlich ausgetrie¬ ben, denn Gott sonderte die menschliche Indi¬ vidualität von der Natur ab, und gab dieser in seinem Sohne eine eigne Offenbarung. Gott wollte den Widerspruch seiner selbst durch sich selbst strafen und an sich seinen eigenen Pro¬ ceß büßen lassen. Er wurde gekreuzigt und es
Engel auch gut ſein urſprünglich. Luzifer aber empört ſich, Luzifer, der Lichtbringer, der die Finſterniß erhellt. Dies Empören iſt eine Thätigkeit Gottes, das heißt Gott wird das Gegentheil ſeiner ſelbſt, Gott wird Satan. Ja, die Natur iſt Teufel, dieſelbe Natur, welche für Gott durchaus nicht vorhanden iſt, da ſie nur ſein Athem iſt. Die Natur vor Gott iſt ſo, als wäre ſie nicht. Vor Gott giebt es auch einen Teufel, als gäb' es ihn nicht. Je höher bei dem Einen oder Andern das phi¬ loſophiſche Bewußtſein iſt, deſto weniger exi¬ ſtirt für ihn auch der Teufel. Im Chriſten¬ thum iſt der Teufel ideell gänzlich ausgetrie¬ ben, denn Gott ſonderte die menſchliche Indi¬ vidualität von der Natur ab, und gab dieſer in ſeinem Sohne eine eigne Offenbarung. Gott wollte den Widerſpruch ſeiner ſelbſt durch ſich ſelbſt ſtrafen und an ſich ſeinen eigenen Pro¬ ceß büßen laſſen. Er wurde gekreuzigt und es
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Engel auch gut ſein urſprünglich. Luzifer aber
empört ſich, Luzifer, der Lichtbringer, der die
Finſterniß erhellt. Dies Empören iſt eine
Thätigkeit Gottes, das heißt Gott wird das
Gegentheil ſeiner ſelbſt, Gott wird Satan.
Ja, die Natur iſt Teufel, dieſelbe Natur,
welche für Gott durchaus nicht vorhanden iſt,
da ſie nur ſein Athem iſt. Die Natur vor
Gott iſt ſo, als wäre ſie nicht. Vor Gott giebt
es auch einen Teufel, als gäb' es ihn nicht.
Je höher bei dem Einen oder Andern das phi¬
loſophiſche Bewußtſein iſt, deſto weniger exi¬
ſtirt für ihn auch der Teufel. Im Chriſten¬
thum iſt der Teufel ideell gänzlich ausgetrie¬
ben, denn Gott ſonderte die menſchliche Indi¬
vidualität von der Natur ab, und gab dieſer
in ſeinem Sohne eine eigne Offenbarung. Gott
wollte den Widerſpruch ſeiner ſelbſt durch ſich
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/245>, abgerufen am 21.11.2024.
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