Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Ich glaube, Cäsar müßte sich schämen,
noch zu leben, wenn er keine Auskunft geben
kann. Seine Scherze verdecken nur eine Ueber¬
zeugung, die vielleicht folgerichtig ist. Ich
habe ihm geschrieben, sie auch mir zu geben.
In Heidelberg muß ihn mein Brief treffen;
er wird sich sogleich hinsetzen, um mir, ich
hab' ihm die Hand auf's Herz gelegt und ihn
feierlichst beschworen, seine ernsthafte Meinung
über Religion und Christenthum zu sagen. Ich
zittre, wenn seine Darstellung einläuft.

Das Stilet gehörte meinem Bruder, der
in demselben Alter gestorben ist, in welchem ich
mich jetzt befinde.


Ich glaube, Cäſar müßte ſich ſchämen,
noch zu leben, wenn er keine Auskunft geben
kann. Seine Scherze verdecken nur eine Ueber¬
zeugung, die vielleicht folgerichtig iſt. Ich
habe ihm geſchrieben, ſie auch mir zu geben.
In Heidelberg muß ihn mein Brief treffen;
er wird ſich ſogleich hinſetzen, um mir, ich
hab' ihm die Hand auf's Herz gelegt und ihn
feierlichſt beſchworen, ſeine ernſthafte Meinung
über Religion und Chriſtenthum zu ſagen. Ich
zittre, wenn ſeine Darſtellung einläuft.

Das Stilet gehörte meinem Bruder, der
in demſelben Alter geſtorben iſt, in welchem ich
mich jetzt befinde.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0248" n="239"/>
          <p>Ich glaube, Cä&#x017F;ar müßte &#x017F;ich &#x017F;chämen,<lb/>
noch zu leben, wenn er keine Auskunft geben<lb/>
kann. Seine Scherze verdecken nur eine Ueber¬<lb/>
zeugung, die vielleicht folgerichtig i&#x017F;t. Ich<lb/>
habe ihm ge&#x017F;chrieben, &#x017F;ie auch mir zu geben.<lb/>
In Heidelberg muß ihn mein Brief treffen;<lb/>
er wird &#x017F;ich &#x017F;ogleich hin&#x017F;etzen, um mir, ich<lb/>
hab' ihm die Hand auf's Herz gelegt und ihn<lb/>
feierlich&#x017F;t be&#x017F;chworen, &#x017F;eine ern&#x017F;thafte Meinung<lb/>
über Religion und Chri&#x017F;tenthum zu &#x017F;agen. Ich<lb/>
zittre, wenn &#x017F;eine Dar&#x017F;tellung einläuft.</p><lb/>
          <p>Das Stilet gehörte meinem Bruder, der<lb/>
in dem&#x017F;elben Alter ge&#x017F;torben i&#x017F;t, in welchem ich<lb/>
mich jetzt befinde.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0248] Ich glaube, Cäſar müßte ſich ſchämen, noch zu leben, wenn er keine Auskunft geben kann. Seine Scherze verdecken nur eine Ueber¬ zeugung, die vielleicht folgerichtig iſt. Ich habe ihm geſchrieben, ſie auch mir zu geben. In Heidelberg muß ihn mein Brief treffen; er wird ſich ſogleich hinſetzen, um mir, ich hab' ihm die Hand auf's Herz gelegt und ihn feierlichſt beſchworen, ſeine ernſthafte Meinung über Religion und Chriſtenthum zu ſagen. Ich zittre, wenn ſeine Darſtellung einläuft. Das Stilet gehörte meinem Bruder, der in demſelben Alter geſtorben iſt, in welchem ich mich jetzt befinde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/248
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/248>, abgerufen am 18.05.2024.