nen und schlug die Morgenreveille mit matten Händen. Das Feuer seiner Augen erlosch. Er fluchte seinem Instrumente, fluchte der Artil¬ lerie und ihren Trompeten. Was hatte er an seiner Trommel! diesem dummen Lärmkasten, bei dessen Tönen sich die Gebildeten der Na¬ tion das Ohr zuhalten, dieser Klangma¬ schine, die, wie man mich in meiner Kindheit überredete, nur dazu da ist, auf dem Schlacht¬ felde das Geschrei der Verwundeten zu über¬ täuben! Zum Unglück gab es Augenblicke, wo der Tambour nichtsdestoweniger auf sein In¬ strument eifersüchtig wurde. Ist es nicht das wohlthätigste Instrument, schlußfolgerte er, wenn es den Menschen anzeigt, wo Feuer ausgebro¬ chen ist, um welche Zeit das Thor geschlossen wird; kann es rührendere Töne geben, als die dumpfen Wirbel beim Begräbnisse eines mei¬ ner Kameraden! Bei der Erinnerung an den Tod stürzten ihm die Thränen aus den Augen,
nen und ſchlug die Morgenreveille mit matten Händen. Das Feuer ſeiner Augen erloſch. Er fluchte ſeinem Inſtrumente, fluchte der Artil¬ lerie und ihren Trompeten. Was hatte er an ſeiner Trommel! dieſem dummen Lärmkaſten, bei deſſen Tönen ſich die Gebildeten der Na¬ tion das Ohr zuhalten, dieſer Klangma¬ ſchine, die, wie man mich in meiner Kindheit überredete, nur dazu da iſt, auf dem Schlacht¬ felde das Geſchrei der Verwundeten zu über¬ täuben! Zum Unglück gab es Augenblicke, wo der Tambour nichtsdeſtoweniger auf ſein In¬ ſtrument eiferſüchtig wurde. Iſt es nicht das wohlthätigſte Inſtrument, ſchlußfolgerte er, wenn es den Menſchen anzeigt, wo Feuer ausgebro¬ chen iſt, um welche Zeit das Thor geſchloſſen wird; kann es rührendere Töne geben, als die dumpfen Wirbel beim Begräbniſſe eines mei¬ ner Kameraden! Bei der Erinnerung an den Tod ſtürzten ihm die Thränen aus den Augen,
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nen und ſchlug die Morgenreveille mit matten
Händen. Das Feuer ſeiner Augen erloſch. Er
fluchte ſeinem Inſtrumente, fluchte der Artil¬
lerie und ihren Trompeten. Was hatte er an
ſeiner Trommel! dieſem dummen Lärmkaſten,
bei deſſen Tönen ſich die Gebildeten der Na¬
tion das Ohr zuhalten, dieſer Klangma¬
ſchine, die, wie man mich in meiner Kindheit
überredete, nur dazu da iſt, auf dem Schlacht¬
felde das Geſchrei der Verwundeten zu über¬
täuben! Zum Unglück gab es Augenblicke, wo
der Tambour nichtsdeſtoweniger auf ſein In¬
ſtrument eiferſüchtig wurde. Iſt es nicht das
wohlthätigſte Inſtrument, ſchlußfolgerte er, wenn
es den Menſchen anzeigt, wo Feuer ausgebro¬
chen iſt, um welche Zeit das Thor geſchloſſen
wird; kann es rührendere Töne geben, als die
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Gutzkow, Karl: Wally, die Zweiflerin. Mannheim, 1835, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_wally_1835/72>, abgerufen am 21.11.2024.
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