Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.mit so viel Blumenguirlanden, bis sie ihn eines sanften, scherzenden Todes ersticken sehen. Es ist eine gährende und gefährliche Bewegung, die immer gerüstet an den Thoren der offiziellen Hotels steht und sie entweder mit stürmenden Ballisten berennt oder sich erst bei der Frau des Concierge, dann bei ihm selbst einschmeichelt, sich in die Freundschaft des Kammerdieners hineinwitzelt, zuletzt in der Antichambre der Autorität steht und aus einem muntern Scherze sich in den Schlangenstachel verwandelt, der aus dem Blumenstrauße der Cleopatra züngelt. Es soll in Deutschland Schriftsteller geben, welche über die Aepfel der Hesperiden schreiben und darunter eigentlich nur die Reichsäpfel der Könige verstehen. Es scheint mir aber, daß sich diese Polemik einige Fehler zu Schulden kommen läßt, die alle ihre Wirkungen aufheben. Man läßt sich in Kämpfe ein, deren Terrain man nicht untersucht hat. Man spricht in einer Sprache, die Dem, der sich belehren lassen soll, unverständlich ist. Endlich mischt man zu viel mit so viel Blumenguirlanden, bis sie ihn eines sanften, scherzenden Todes ersticken sehen. Es ist eine gährende und gefährliche Bewegung, die immer gerüstet an den Thoren der offiziellen Hôtels steht und sie entweder mit stürmenden Ballisten berennt oder sich erst bei der Frau des Concierge, dann bei ihm selbst einschmeichelt, sich in die Freundschaft des Kammerdieners hineinwitzelt, zuletzt in der Antichambre der Autorität steht und aus einem muntern Scherze sich in den Schlangenstachel verwandelt, der aus dem Blumenstrauße der Cleopatra züngelt. Es soll in Deutschland Schriftsteller geben, welche über die Aepfel der Hesperiden schreiben und darunter eigentlich nur die Reichsäpfel der Könige verstehen. Es scheint mir aber, daß sich diese Polemik einige Fehler zu Schulden kommen läßt, die alle ihre Wirkungen aufheben. Man läßt sich in Kämpfe ein, deren Terrain man nicht untersucht hat. Man spricht in einer Sprache, die Dem, der sich belehren lassen soll, unverständlich ist. Endlich mischt man zu viel <TEI> <text> <front> <div type="dedication"> <p><ref xml:id="TEXTDiePhilosophenBISerstickensehen" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLDiePhilosophenBISerstickensehen"><pb facs="#f0015" n="XI"/> mit so viel Blumenguirlanden, bis sie ihn eines sanften, scherzenden Todes ersticken sehen</ref>. Es ist eine gährende und gefährliche Bewegung, die immer gerüstet an den Thoren der offiziellen <ref xml:id="TEXTHotels" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLHotels">Hôtels</ref> steht und sie entweder <ref xml:id="TEXTmitstuermendenBallisten" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLmitstuermendenBallisten">mit stürmenden Ballisten</ref> berennt oder sich erst bei der Frau des Concierge, dann bei ihm selbst einschmeichelt, sich in die Freundschaft des Kammerdieners hineinwitzelt, zuletzt in der Antichambre der Autorität steht und aus einem muntern Scherze sich in den <ref xml:id="TEXTSchlangenstachelBISzuengelt" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLSchlangenstachelBISzuengelt">Schlangenstachel verwandelt, der aus dem Blumenstrauße der Cleopatra züngelt</ref>. <ref xml:id="TEXTEssollBISKoenigeverstehen" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLEssollinBISKoenigeverstehen">Es soll in Deutschland Schriftsteller geben, welche über die Aepfel der Hesperiden schreiben und darunter eigentlich nur die Reichsäpfel der Könige verstehen</ref>.</p> <p>Es scheint mir aber, daß sich diese Polemik einige Fehler zu Schulden kommen läßt, die alle ihre Wirkungen aufheben. Man läßt sich in Kämpfe ein, deren Terrain man nicht untersucht hat. Man spricht in einer Sprache, die Dem, der sich belehren lassen soll, unverständlich ist. <ref xml:id="TEXTEndlichmischtBISverlorenhat" type="editorialNote" target="ZgZuE.htm#ERLEndlichmischtBISverlorenhat">Endlich mischt man zu viel </ref></p> </div> </front> </text> </TEI> [XI/0015]
mit so viel Blumenguirlanden, bis sie ihn eines sanften, scherzenden Todes ersticken sehen. Es ist eine gährende und gefährliche Bewegung, die immer gerüstet an den Thoren der offiziellen Hôtels steht und sie entweder mit stürmenden Ballisten berennt oder sich erst bei der Frau des Concierge, dann bei ihm selbst einschmeichelt, sich in die Freundschaft des Kammerdieners hineinwitzelt, zuletzt in der Antichambre der Autorität steht und aus einem muntern Scherze sich in den Schlangenstachel verwandelt, der aus dem Blumenstrauße der Cleopatra züngelt. Es soll in Deutschland Schriftsteller geben, welche über die Aepfel der Hesperiden schreiben und darunter eigentlich nur die Reichsäpfel der Könige verstehen.
Es scheint mir aber, daß sich diese Polemik einige Fehler zu Schulden kommen läßt, die alle ihre Wirkungen aufheben. Man läßt sich in Kämpfe ein, deren Terrain man nicht untersucht hat. Man spricht in einer Sprache, die Dem, der sich belehren lassen soll, unverständlich ist. Endlich mischt man zu viel
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