Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.einmal erbittert; hätte er Feuer gefangen, er würde geglaubt haben, dem Staat einen Dienst zu leisten. Er schwieg, ich schwieg und dachte, daß, wenn man freilich die Menschen zu einer Uebereinkunft in diesem entsagenden Sinne vereinigen könnte, dadurch den öffentlichen Angelegenheiten ein Nachtheil zugefügt werden könnte, den sie bald empfinden würden. Jnzwischen war das, was jener Mann wollte, unmöglich. Man kann den Staat nicht vermeiden, er begegnet uns überall. Hören wir jedoch, wie es jener selbst im Lande exilirte Patriot einige Jahre über machte. Er sah wohl ein, daß er sich gewissen Ansprüchen, z. B. den Geldsteuern nicht würde entziehen können. Deßhalb machte er mit einem seiner Pächter auf dem Lande den Vertrag, daß er ihm eine bestimmte Summe Geldes überlassen wollte, womit er stillschweigend seine ganze Existenz- und Steuerpflichtigkeit bestreiten könnte. Dieß ließ sich machen. Er entsagte einigen Lieblingsgewohnheiten, deren Ersparniß sich gerade so hoch belief, als die Contribution, die er jährlich an den Staat zu liefern hatte. So konnte er sich überreden, daß er dem Staate nichts leistete, als Entsagung, eine Münze, die auf ihrer andern Seite das Gepräge der Verachtung trug. Er gab auch seine politischen Rechte auf; ob Whig oder Tory in den Gemeinderath kam, kümmerte ihn nicht. Wenn seine Grafschaft den Poll für die Parlamentswahl eröffnete, so belächelte er das Gewühl einmal erbittert; hätte er Feuer gefangen, er würde geglaubt haben, dem Staat einen Dienst zu leisten. Er schwieg, ich schwieg und dachte, daß, wenn man freilich die Menschen zu einer Uebereinkunft in diesem entsagenden Sinne vereinigen könnte, dadurch den öffentlichen Angelegenheiten ein Nachtheil zugefügt werden könnte, den sie bald empfinden würden. Jnzwischen war das, was jener Mann wollte, unmöglich. Man kann den Staat nicht vermeiden, er begegnet uns überall. Hören wir jedoch, wie es jener selbst im Lande exilirte Patriot einige Jahre über machte. Er sah wohl ein, daß er sich gewissen Ansprüchen, z. B. den Geldsteuern nicht würde entziehen können. Deßhalb machte er mit einem seiner Pächter auf dem Lande den Vertrag, daß er ihm eine bestimmte Summe Geldes überlassen wollte, womit er stillschweigend seine ganze Existenz- und Steuerpflichtigkeit bestreiten könnte. Dieß ließ sich machen. Er entsagte einigen Lieblingsgewohnheiten, deren Ersparniß sich gerade so hoch belief, als die Contribution, die er jährlich an den Staat zu liefern hatte. So konnte er sich überreden, daß er dem Staate nichts leistete, als Entsagung, eine Münze, die auf ihrer andern Seite das Gepräge der Verachtung trug. Er gab auch seine politischen Rechte auf; ob Whig oder Tory in den Gemeinderath kam, kümmerte ihn nicht. Wenn seine Grafschaft den Poll für die Parlamentswahl eröffnete, so belächelte er das Gewühl <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0300" n="272"/> einmal erbittert; hätte er Feuer gefangen, er würde geglaubt haben, dem Staat einen Dienst zu leisten. Er schwieg, ich schwieg und dachte, daß, wenn man freilich die Menschen zu einer Uebereinkunft in diesem entsagenden Sinne vereinigen könnte, dadurch den öffentlichen Angelegenheiten ein Nachtheil zugefügt werden könnte, den sie bald empfinden würden. Jnzwischen war das, was jener Mann wollte, unmöglich. Man kann den Staat nicht vermeiden, er begegnet uns überall.</p> <p>Hören wir jedoch, wie es jener selbst im Lande exilirte Patriot einige Jahre über machte. Er sah wohl ein, daß er sich gewissen Ansprüchen, z. B. den Geldsteuern nicht würde entziehen können. Deßhalb machte er mit einem seiner Pächter auf dem Lande den Vertrag, daß er ihm eine bestimmte Summe Geldes überlassen wollte, womit er stillschweigend seine ganze Existenz- und Steuerpflichtigkeit bestreiten könnte. Dieß ließ sich machen. Er entsagte einigen Lieblingsgewohnheiten, deren Ersparniß sich gerade so hoch belief, als die Contribution, die er jährlich an den Staat zu liefern hatte. So konnte er sich überreden, daß er dem Staate nichts leistete, als Entsagung, eine Münze, die auf ihrer andern Seite das Gepräge der Verachtung trug. Er gab auch seine politischen Rechte auf; ob Whig oder Tory in den Gemeinderath kam, kümmerte ihn nicht. Wenn seine Grafschaft den Poll für die Parlamentswahl eröffnete, so belächelte er das Gewühl </p> </div> </body> </text> </TEI> [272/0300]
einmal erbittert; hätte er Feuer gefangen, er würde geglaubt haben, dem Staat einen Dienst zu leisten. Er schwieg, ich schwieg und dachte, daß, wenn man freilich die Menschen zu einer Uebereinkunft in diesem entsagenden Sinne vereinigen könnte, dadurch den öffentlichen Angelegenheiten ein Nachtheil zugefügt werden könnte, den sie bald empfinden würden. Jnzwischen war das, was jener Mann wollte, unmöglich. Man kann den Staat nicht vermeiden, er begegnet uns überall.
Hören wir jedoch, wie es jener selbst im Lande exilirte Patriot einige Jahre über machte. Er sah wohl ein, daß er sich gewissen Ansprüchen, z. B. den Geldsteuern nicht würde entziehen können. Deßhalb machte er mit einem seiner Pächter auf dem Lande den Vertrag, daß er ihm eine bestimmte Summe Geldes überlassen wollte, womit er stillschweigend seine ganze Existenz- und Steuerpflichtigkeit bestreiten könnte. Dieß ließ sich machen. Er entsagte einigen Lieblingsgewohnheiten, deren Ersparniß sich gerade so hoch belief, als die Contribution, die er jährlich an den Staat zu liefern hatte. So konnte er sich überreden, daß er dem Staate nichts leistete, als Entsagung, eine Münze, die auf ihrer andern Seite das Gepräge der Verachtung trug. Er gab auch seine politischen Rechte auf; ob Whig oder Tory in den Gemeinderath kam, kümmerte ihn nicht. Wenn seine Grafschaft den Poll für die Parlamentswahl eröffnete, so belächelte er das Gewühl
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