Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 1. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.ängstlich gewesen, als das, was ich später erfuhr. Nachdem sie mir nämlich einige Stunden hindurch über die wunderlichsten Gegenstände ihre Jdeen mitgetheilt hatte, sagte sie mir bei der Uebernachtung im zweiten Gasthofe, den ich nach vielen Jahren wieder gesehen habe und nicht besser als den ersten fand, daß sie eine Schriftstellerin wäre. Jhr Fach wären die mechanischen Wissenschaften. Die Dame war mir nach dieser Entdeckung so unheimlich geworden, daß ich ordentlich Furcht hatte, am folgenden Morgen mit ihr weiter zu fahren. Nach einer in Aengsten und schmerzlichen Erinnerungen mehr überwachten als verschlafenen Nacht traf ich sie schon in aller Frühe an der Landkutsche beschäftigt. Sie setzte den Stallknechten, die sie zum Dank für ihre Belehrung verspotteten, auseinander, daß vier Räder am Wagen Luxus wären und überdieß allen Gesetzen der Mechanik widersprächen. Sie verwickelte sich dabei in einen Streit, er mich an manche Auftritte mit Jenny erinnert, die aber doch nur die Zubereitung der Speisen und die verschiedenen Lesarten der Kochbücher betrafen. Diese Dame nahm auch nicht die entfernteste Rücksicht auf ihr Geschlecht. Sie war nicht nur mit einer Nachlässigkeit gekleidet, die ans Burleske streift, sondern nannte auch Alles, was in das Handwerk der Männer fällt, mit einer Rücksichtslosigkeit, die mich statt ihrer erröthen machte. Am Rade sprach sie von der Mutter, von der Schraube; sie war über die Zubereitung des Theers, den ich bis jetzt nur habe riechen können, wenn ich die ängstlich gewesen, als das, was ich später erfuhr. Nachdem sie mir nämlich einige Stunden hindurch über die wunderlichsten Gegenstände ihre Jdeen mitgetheilt hatte, sagte sie mir bei der Uebernachtung im zweiten Gasthofe, den ich nach vielen Jahren wieder gesehen habe und nicht besser als den ersten fand, daß sie eine Schriftstellerin wäre. Jhr Fach wären die mechanischen Wissenschaften. Die Dame war mir nach dieser Entdeckung so unheimlich geworden, daß ich ordentlich Furcht hatte, am folgenden Morgen mit ihr weiter zu fahren. Nach einer in Aengsten und schmerzlichen Erinnerungen mehr überwachten als verschlafenen Nacht traf ich sie schon in aller Frühe an der Landkutsche beschäftigt. Sie setzte den Stallknechten, die sie zum Dank für ihre Belehrung verspotteten, auseinander, daß vier Räder am Wagen Luxus wären und überdieß allen Gesetzen der Mechanik widersprächen. Sie verwickelte sich dabei in einen Streit, er mich an manche Auftritte mit Jenny erinnert, die aber doch nur die Zubereitung der Speisen und die verschiedenen Lesarten der Kochbücher betrafen. Diese Dame nahm auch nicht die entfernteste Rücksicht auf ihr Geschlecht. Sie war nicht nur mit einer Nachlässigkeit gekleidet, die ans Burleske streift, sondern nannte auch Alles, was in das Handwerk der Männer fällt, mit einer Rücksichtslosigkeit, die mich statt ihrer erröthen machte. Am Rade sprach sie von der Mutter, von der Schraube; sie war über die Zubereitung des Theers, den ich bis jetzt nur habe riechen können, wenn ich die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0448" n="420"/> ängstlich gewesen, als das, was ich später erfuhr. Nachdem sie mir nämlich einige Stunden hindurch über die wunderlichsten Gegenstände ihre Jdeen mitgetheilt hatte, sagte sie mir bei der Uebernachtung im zweiten Gasthofe, den ich nach vielen Jahren wieder gesehen habe und nicht besser als den ersten fand, daß sie eine Schriftstellerin wäre. Jhr Fach wären die mechanischen Wissenschaften. Die Dame war mir nach dieser Entdeckung so unheimlich geworden, daß ich ordentlich Furcht hatte, am folgenden Morgen mit ihr weiter zu fahren. Nach einer in Aengsten und schmerzlichen Erinnerungen mehr überwachten als verschlafenen Nacht traf ich sie schon in aller Frühe an der Landkutsche beschäftigt. Sie setzte den Stallknechten, die sie zum Dank für ihre Belehrung verspotteten, auseinander, daß vier Räder am Wagen Luxus wären und überdieß allen Gesetzen der Mechanik widersprächen. Sie verwickelte sich dabei in einen Streit, er mich an manche Auftritte mit Jenny erinnert, die aber doch nur die Zubereitung der Speisen und die verschiedenen Lesarten der Kochbücher betrafen. Diese Dame nahm auch nicht die entfernteste Rücksicht auf ihr Geschlecht. Sie war nicht nur mit einer Nachlässigkeit gekleidet, die ans Burleske streift, sondern nannte auch Alles, was in das Handwerk der Männer fällt, mit einer Rücksichtslosigkeit, die mich statt ihrer erröthen machte. Am Rade sprach sie von der Mutter, von der Schraube; sie war über die Zubereitung des Theers, den ich bis jetzt nur habe riechen können, wenn ich die </p> </div> </body> </text> </TEI> [420/0448]
ängstlich gewesen, als das, was ich später erfuhr. Nachdem sie mir nämlich einige Stunden hindurch über die wunderlichsten Gegenstände ihre Jdeen mitgetheilt hatte, sagte sie mir bei der Uebernachtung im zweiten Gasthofe, den ich nach vielen Jahren wieder gesehen habe und nicht besser als den ersten fand, daß sie eine Schriftstellerin wäre. Jhr Fach wären die mechanischen Wissenschaften. Die Dame war mir nach dieser Entdeckung so unheimlich geworden, daß ich ordentlich Furcht hatte, am folgenden Morgen mit ihr weiter zu fahren. Nach einer in Aengsten und schmerzlichen Erinnerungen mehr überwachten als verschlafenen Nacht traf ich sie schon in aller Frühe an der Landkutsche beschäftigt. Sie setzte den Stallknechten, die sie zum Dank für ihre Belehrung verspotteten, auseinander, daß vier Räder am Wagen Luxus wären und überdieß allen Gesetzen der Mechanik widersprächen. Sie verwickelte sich dabei in einen Streit, er mich an manche Auftritte mit Jenny erinnert, die aber doch nur die Zubereitung der Speisen und die verschiedenen Lesarten der Kochbücher betrafen. Diese Dame nahm auch nicht die entfernteste Rücksicht auf ihr Geschlecht. Sie war nicht nur mit einer Nachlässigkeit gekleidet, die ans Burleske streift, sondern nannte auch Alles, was in das Handwerk der Männer fällt, mit einer Rücksichtslosigkeit, die mich statt ihrer erröthen machte. Am Rade sprach sie von der Mutter, von der Schraube; sie war über die Zubereitung des Theers, den ich bis jetzt nur habe riechen können, wenn ich die
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