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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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seyn gegen die, welche mit ihnen kämpfen müssen. Wenn unsere politisch-socialen Verhältnisse Schuld an jenen Schwierigkeiten sind, wenn die Fürsten der Gesammtausdruck jenes lastenden Status quo sind, welcher die Menschheit zwingt, sich mit Gewalt an die Materie zu klammern, dann sollten diese auch bedenken, daß sie zuerst berufen sind, gegen die Kunst eine Schuld gut zu machen. Doch gibt es nur ihrer wenige, welche vom Gewissen gedrängt werden und thun, was ihre Pflicht ist.

Hieraus ergibt sich, daß die Kunst in unsrer Zeit nichts Unmittelbares, sondern nur noch ein Vermitteltes ist. Nichts kommt ihr entgegen; was sie braucht, muß sie suchen; Luft und Leben, so wie es der Tag ihr bietet, muß sie erst von der Ansteckung des Momentes reinigen und so raffinirt an sich heranbringen, wie das Oel geläutert ist, welches der Maler zu seinen Farben braucht. Wer ein ächter Kunstjünger in unsrer Zeit seyn will, muß aus dem Geräusch der Welt entfliehen, die Einsamkeit suchen und sich lieber mit den Thieren des Waldes befreunden, als mit den Menschen. So wie der Tag uns die Situationen der Menschen bietet, können wir sie als Künstler nicht brauchen, sondern da sind Prosa und Langeweile in ganzen Massen auszuscheiden, bis wir das Wenige finden, was uns die Zeit als Stoff darbietet; oder das exzentrische Verfahren, welches aller modernen Kunst schon eigenthümlich geworden

seyn gegen die, welche mit ihnen kämpfen müssen. Wenn unsere politisch-socialen Verhältnisse Schuld an jenen Schwierigkeiten sind, wenn die Fürsten der Gesammtausdruck jenes lastenden Status quo sind, welcher die Menschheit zwingt, sich mit Gewalt an die Materie zu klammern, dann sollten diese auch bedenken, daß sie zuerst berufen sind, gegen die Kunst eine Schuld gut zu machen. Doch gibt es nur ihrer wenige, welche vom Gewissen gedrängt werden und thun, was ihre Pflicht ist.

Hieraus ergibt sich, daß die Kunst in unsrer Zeit nichts Unmittelbares, sondern nur noch ein Vermitteltes ist. Nichts kommt ihr entgegen; was sie braucht, muß sie suchen; Luft und Leben, so wie es der Tag ihr bietet, muß sie erst von der Ansteckung des Momentes reinigen und so raffinirt an sich heranbringen, wie das Oel geläutert ist, welches der Maler zu seinen Farben braucht. Wer ein ächter Kunstjünger in unsrer Zeit seyn will, muß aus dem Geräusch der Welt entfliehen, die Einsamkeit suchen und sich lieber mit den Thieren des Waldes befreunden, als mit den Menschen. So wie der Tag uns die Situationen der Menschen bietet, können wir sie als Künstler nicht brauchen, sondern da sind Prosa und Langeweile in ganzen Massen auszuscheiden, bis wir das Wenige finden, was uns die Zeit als Stoff darbietet; oder das exzentrische Verfahren, welches aller modernen Kunst schon eigenthümlich geworden

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[246/0248] seyn gegen die, welche mit ihnen kämpfen müssen. Wenn unsere politisch-socialen Verhältnisse Schuld an jenen Schwierigkeiten sind, wenn die Fürsten der Gesammtausdruck jenes lastenden Status quo sind, welcher die Menschheit zwingt, sich mit Gewalt an die Materie zu klammern, dann sollten diese auch bedenken, daß sie zuerst berufen sind, gegen die Kunst eine Schuld gut zu machen. Doch gibt es nur ihrer wenige, welche vom Gewissen gedrängt werden und thun, was ihre Pflicht ist. Hieraus ergibt sich, daß die Kunst in unsrer Zeit nichts Unmittelbares, sondern nur noch ein Vermitteltes ist. Nichts kommt ihr entgegen; was sie braucht, muß sie suchen; Luft und Leben, so wie es der Tag ihr bietet, muß sie erst von der Ansteckung des Momentes reinigen und so raffinirt an sich heranbringen, wie das Oel geläutert ist, welches der Maler zu seinen Farben braucht. Wer ein ächter Kunstjünger in unsrer Zeit seyn will, muß aus dem Geräusch der Welt entfliehen, die Einsamkeit suchen und sich lieber mit den Thieren des Waldes befreunden, als mit den Menschen. So wie der Tag uns die Situationen der Menschen bietet, können wir sie als Künstler nicht brauchen, sondern da sind Prosa und Langeweile in ganzen Massen auszuscheiden, bis wir das Wenige finden, was uns die Zeit als Stoff darbietet; oder das exzentrische Verfahren, welches aller modernen Kunst schon eigenthümlich geworden

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/248>, abgerufen am 21.11.2024.