Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.ist, als Literatur und Wissenschaft. Den Wissenschaften gestattet man Alles, der Literatur Einiges, der Presse nichts. Die Buchdruckerei überfluthet und überwuchert die Literatur und die Wissenschaft. Und die nothwendige polizeiliche Beschränkung, welche allerdings für den Gesammtbegriff der Presse nothwendig ist, hat sich denn auch von selbst für die Literatur und Wissenschaft ergeben, und doch mit der Zeit Einiges an der günstigen Lage beider verrückt und geändert. Daß die Erfindung der Buchdruckerkunst eine große Wohlthat war, ist gewiß; allein wie sie doch auch so manches unvermeidliche Uebel brachte, so gehören dazu auch die Mißlichkeiten in Unterscheidung der Begriffe, Wissenschaft, Literatur, Presse. Das Gedrucktwerden der wissenschaftlichen Forschungen ist bei der Leichtigkeit des Druckes so unumgänglich oder sich wenigstens von selbst verstehend geworden, daß zwischen einem Kathedervortrage aus dem Stegreife, einem aus Heften und einem dritten endlich, dem ein gedruckter Leitfaden zum Grunde liegt, gar nicht unterschieden wird. Weil die Presse nicht nur gewöhnlich auch von der Wissenschaft benuzt wird, sondern auch dies Benutzen völlig freigegeben ist, so hat die Feindschaft, welche allmälig von den öffentlichen Thatsachen gegen die Presse unterhalten wurde, sich auch auf die Wissenschaft übertragen, oder doch wengistens gemacht, daß die spezielle Wissenschaft unter dem Schicksale der allgemeinen Presse leidet. Der ist, als Literatur und Wissenschaft. Den Wissenschaften gestattet man Alles, der Literatur Einiges, der Presse nichts. Die Buchdruckerei überfluthet und überwuchert die Literatur und die Wissenschaft. Und die nothwendige polizeiliche Beschränkung, welche allerdings für den Gesammtbegriff der Presse nothwendig ist, hat sich denn auch von selbst für die Literatur und Wissenschaft ergeben, und doch mit der Zeit Einiges an der günstigen Lage beider verrückt und geändert. Daß die Erfindung der Buchdruckerkunst eine große Wohlthat war, ist gewiß; allein wie sie doch auch so manches unvermeidliche Uebel brachte, so gehören dazu auch die Mißlichkeiten in Unterscheidung der Begriffe, Wissenschaft, Literatur, Presse. Das Gedrucktwerden der wissenschaftlichen Forschungen ist bei der Leichtigkeit des Druckes so unumgänglich oder sich wenigstens von selbst verstehend geworden, daß zwischen einem Kathedervortrage aus dem Stegreife, einem aus Heften und einem dritten endlich, dem ein gedruckter Leitfaden zum Grunde liegt, gar nicht unterschieden wird. Weil die Presse nicht nur gewöhnlich auch von der Wissenschaft benuzt wird, sondern auch dies Benutzen völlig freigegeben ist, so hat die Feindschaft, welche allmälig von den öffentlichen Thatsachen gegen die Presse unterhalten wurde, sich auch auf die Wissenschaft übertragen, oder doch wengistens gemacht, daß die spezielle Wissenschaft unter dem Schicksale der allgemeinen Presse leidet. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0301" n="299"/> ist, als Literatur und Wissenschaft. Den Wissenschaften gestattet man Alles, der Literatur Einiges, der Presse nichts. Die Buchdruckerei überfluthet und überwuchert die Literatur und die Wissenschaft. Und die nothwendige polizeiliche Beschränkung, welche allerdings für den Gesammtbegriff der Presse nothwendig ist, hat sich denn auch von selbst für die Literatur und Wissenschaft ergeben, und doch mit der Zeit Einiges an der günstigen Lage beider verrückt und geändert.</p> <p>Daß die Erfindung der Buchdruckerkunst eine große Wohlthat war, ist gewiß; allein wie sie doch auch so manches unvermeidliche Uebel brachte, so gehören dazu auch die Mißlichkeiten in Unterscheidung der Begriffe, Wissenschaft, Literatur, Presse. Das Gedrucktwerden der wissenschaftlichen Forschungen ist bei der Leichtigkeit des Druckes so unumgänglich oder sich wenigstens von selbst verstehend geworden, daß zwischen einem Kathedervortrage aus dem Stegreife, einem aus Heften und einem dritten endlich, dem ein gedruckter Leitfaden zum Grunde liegt, gar nicht unterschieden wird. Weil die Presse nicht nur gewöhnlich auch von der Wissenschaft benuzt wird, sondern auch dies Benutzen völlig freigegeben ist, so hat die Feindschaft, welche allmälig von den öffentlichen Thatsachen gegen die Presse unterhalten wurde, sich auch auf die Wissenschaft übertragen, oder doch wengistens gemacht, daß die spezielle Wissenschaft unter dem Schicksale der allgemeinen Presse leidet. Der </p> </div> </body> </text> </TEI> [299/0301]
ist, als Literatur und Wissenschaft. Den Wissenschaften gestattet man Alles, der Literatur Einiges, der Presse nichts. Die Buchdruckerei überfluthet und überwuchert die Literatur und die Wissenschaft. Und die nothwendige polizeiliche Beschränkung, welche allerdings für den Gesammtbegriff der Presse nothwendig ist, hat sich denn auch von selbst für die Literatur und Wissenschaft ergeben, und doch mit der Zeit Einiges an der günstigen Lage beider verrückt und geändert.
Daß die Erfindung der Buchdruckerkunst eine große Wohlthat war, ist gewiß; allein wie sie doch auch so manches unvermeidliche Uebel brachte, so gehören dazu auch die Mißlichkeiten in Unterscheidung der Begriffe, Wissenschaft, Literatur, Presse. Das Gedrucktwerden der wissenschaftlichen Forschungen ist bei der Leichtigkeit des Druckes so unumgänglich oder sich wenigstens von selbst verstehend geworden, daß zwischen einem Kathedervortrage aus dem Stegreife, einem aus Heften und einem dritten endlich, dem ein gedruckter Leitfaden zum Grunde liegt, gar nicht unterschieden wird. Weil die Presse nicht nur gewöhnlich auch von der Wissenschaft benuzt wird, sondern auch dies Benutzen völlig freigegeben ist, so hat die Feindschaft, welche allmälig von den öffentlichen Thatsachen gegen die Presse unterhalten wurde, sich auch auf die Wissenschaft übertragen, oder doch wengistens gemacht, daß die spezielle Wissenschaft unter dem Schicksale der allgemeinen Presse leidet. Der
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