Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.preßliche Jnhalt der Wissenschaft wird von ihrem sonstigen Wesen nicht mehr unterschieden und fast in ganz Europa (Frankreich, England und Belgien ja nur ausgenommen) ist der gelehrte Forscher eben so der Censur unterworfen, wie der Libellist, wie der Krämer, der in den Zeitungen seine Waare ankündigt. Somit wären wir durch das polizeiliche Verfahren des Staates wenigstens gerechtfertigt, wenn wir zur größern Vereinfachung unsrer nachfolgenden Bemerkungen uns der Ausdrücke Presse, Literatur und Wissenschaft beinahe wie synonym bedienen. Wir müssen ohnedies die Form vom Jnhalt unterscheiden und werden dabei vielleicht ohnedies finden, daß die Literatur im Allgemeinen dieselben Phasen in sich durchgemacht hat, durch welche auch die Wissenschaft ging. Die Form der Wissenschaft und Literatur ist die Presse. Namentlich seitdem die Politik öffentlich und täglich besprochen zu werden anfing, wurde die Presse so ausgedehnt, daß es fast scheint, als liefe sie schon allen Momenten und Zuständen unseres Daseyns parallel. Man kann dem Staate nicht verdenken, daß er alles, was er von der Presse verlangte, auch auf die Literatur übertrug; denn hat die lezte in neurer Zeit nicht ganz das Gepräge der Journalistik angenommen; knüpft sie ihre Entwicklungen nicht an Tag und Stunde an und hat sie sich nicht auch längst geneigt gezeigt, den Jnhalt der politischen Presse, wenn preßliche Jnhalt der Wissenschaft wird von ihrem sonstigen Wesen nicht mehr unterschieden und fast in ganz Europa (Frankreich, England und Belgien ja nur ausgenommen) ist der gelehrte Forscher eben so der Censur unterworfen, wie der Libellist, wie der Krämer, der in den Zeitungen seine Waare ankündigt. Somit wären wir durch das polizeiliche Verfahren des Staates wenigstens gerechtfertigt, wenn wir zur größern Vereinfachung unsrer nachfolgenden Bemerkungen uns der Ausdrücke Presse, Literatur und Wissenschaft beinahe wie synonym bedienen. Wir müssen ohnedies die Form vom Jnhalt unterscheiden und werden dabei vielleicht ohnedies finden, daß die Literatur im Allgemeinen dieselben Phasen in sich durchgemacht hat, durch welche auch die Wissenschaft ging. Die Form der Wissenschaft und Literatur ist die Presse. Namentlich seitdem die Politik öffentlich und täglich besprochen zu werden anfing, wurde die Presse so ausgedehnt, daß es fast scheint, als liefe sie schon allen Momenten und Zuständen unseres Daseyns parallel. Man kann dem Staate nicht verdenken, daß er alles, was er von der Presse verlangte, auch auf die Literatur übertrug; denn hat die lezte in neurer Zeit nicht ganz das Gepräge der Journalistik angenommen; knüpft sie ihre Entwicklungen nicht an Tag und Stunde an und hat sie sich nicht auch längst geneigt gezeigt, den Jnhalt der politischen Presse, wenn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0302" n="300"/> preßliche Jnhalt der Wissenschaft wird von ihrem sonstigen Wesen nicht mehr unterschieden und fast in ganz Europa (Frankreich, England und Belgien ja nur ausgenommen) ist der gelehrte Forscher eben so der Censur unterworfen, wie der Libellist, wie der Krämer, der in den Zeitungen seine Waare ankündigt. Somit wären wir durch das polizeiliche Verfahren des Staates wenigstens gerechtfertigt, wenn wir zur größern Vereinfachung unsrer nachfolgenden Bemerkungen uns der Ausdrücke Presse, Literatur und Wissenschaft beinahe wie synonym bedienen. Wir müssen ohnedies die Form vom Jnhalt unterscheiden und werden dabei vielleicht ohnedies finden, daß die Literatur im Allgemeinen dieselben Phasen in sich durchgemacht hat, durch welche auch die Wissenschaft ging.</p> <p>Die Form der Wissenschaft und Literatur ist die Presse. Namentlich seitdem die Politik öffentlich und täglich besprochen zu werden anfing, wurde die Presse so ausgedehnt, daß es fast scheint, als liefe sie schon allen Momenten und Zuständen unseres Daseyns parallel. Man kann dem Staate nicht verdenken, daß er alles, was er von der Presse verlangte, auch auf die Literatur übertrug; denn hat die lezte in neurer Zeit nicht ganz das Gepräge der Journalistik angenommen; knüpft sie ihre Entwicklungen nicht an Tag und Stunde an und hat sie sich nicht auch längst geneigt gezeigt, den Jnhalt der politischen Presse, wenn </p> </div> </body> </text> </TEI> [300/0302]
preßliche Jnhalt der Wissenschaft wird von ihrem sonstigen Wesen nicht mehr unterschieden und fast in ganz Europa (Frankreich, England und Belgien ja nur ausgenommen) ist der gelehrte Forscher eben so der Censur unterworfen, wie der Libellist, wie der Krämer, der in den Zeitungen seine Waare ankündigt. Somit wären wir durch das polizeiliche Verfahren des Staates wenigstens gerechtfertigt, wenn wir zur größern Vereinfachung unsrer nachfolgenden Bemerkungen uns der Ausdrücke Presse, Literatur und Wissenschaft beinahe wie synonym bedienen. Wir müssen ohnedies die Form vom Jnhalt unterscheiden und werden dabei vielleicht ohnedies finden, daß die Literatur im Allgemeinen dieselben Phasen in sich durchgemacht hat, durch welche auch die Wissenschaft ging.
Die Form der Wissenschaft und Literatur ist die Presse. Namentlich seitdem die Politik öffentlich und täglich besprochen zu werden anfing, wurde die Presse so ausgedehnt, daß es fast scheint, als liefe sie schon allen Momenten und Zuständen unseres Daseyns parallel. Man kann dem Staate nicht verdenken, daß er alles, was er von der Presse verlangte, auch auf die Literatur übertrug; denn hat die lezte in neurer Zeit nicht ganz das Gepräge der Journalistik angenommen; knüpft sie ihre Entwicklungen nicht an Tag und Stunde an und hat sie sich nicht auch längst geneigt gezeigt, den Jnhalt der politischen Presse, wenn
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