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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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denn die organische Entwicklung macht sich selten durch Chemie, durch Vermischung heterogener Bestandtheile, sondern immer nur durch die Wirkung des Gleichartigen auf das Gleichartige, durch Assimilation. Zeigt das Quecksilber nicht deutlich, daß es ebenfalls dieselben Schäden verursacht, für deren Heilung es mit so vielem Glück angewandt wird? Können die Aerzte bei einem durch Quecksilber Geheilten bestimmen, ob sekundäre Zufälle oder Nachwehen die Folge des Heilmittels, oder die Folge der noch nicht getilgten Krankheit sind? Gewiß würde man sich diesem Satze, daß nur das Gleiche auf Gleiches wirkt und namentlich auf eine dem Organismus zuträgliche Art wirkt, so daß die hier erzeugte Heilung keine anderswo erzeugte Krankheit zur Folge hat, sich leichter bequemen, wenn die Homöopathie nicht auch zugleich den Grundsatz hätte, ihre Mittel im Zustande der Verdünnung zu geben. Das alltägliche Gefühl widerstrebt dieser Maxime, welche freilich darauf gebaut ist, daß ja eine zu starke Portion gerade die Krankheit befördern müßte, welche durch die kleine nur in ihrem Verlaufe berührt, gestört und auf den naturgemäßen Organismus wieder zurückgeführt werden soll. Die Heilkraft des menschlichen Körpers ist im Grunde das einzige Mittel, welches kräftig wirkt und es kommt nur darauf an, diese Heilkraft in Thätigkeit zu setzen, ihr eine Anregung zu geben und sie da zu wecken, wo sie schlummert oder übertäubt ist.

denn die organische Entwicklung macht sich selten durch Chemie, durch Vermischung heterogener Bestandtheile, sondern immer nur durch die Wirkung des Gleichartigen auf das Gleichartige, durch Assimilation. Zeigt das Quecksilber nicht deutlich, daß es ebenfalls dieselben Schäden verursacht, für deren Heilung es mit so vielem Glück angewandt wird? Können die Aerzte bei einem durch Quecksilber Geheilten bestimmen, ob sekundäre Zufälle oder Nachwehen die Folge des Heilmittels, oder die Folge der noch nicht getilgten Krankheit sind? Gewiß würde man sich diesem Satze, daß nur das Gleiche auf Gleiches wirkt und namentlich auf eine dem Organismus zuträgliche Art wirkt, so daß die hier erzeugte Heilung keine anderswo erzeugte Krankheit zur Folge hat, sich leichter bequemen, wenn die Homöopathie nicht auch zugleich den Grundsatz hätte, ihre Mittel im Zustande der Verdünnung zu geben. Das alltägliche Gefühl widerstrebt dieser Maxime, welche freilich darauf gebaut ist, daß ja eine zu starke Portion gerade die Krankheit befördern müßte, welche durch die kleine nur in ihrem Verlaufe berührt, gestört und auf den naturgemäßen Organismus wieder zurückgeführt werden soll. Die Heilkraft des menschlichen Körpers ist im Grunde das einzige Mittel, welches kräftig wirkt und es kommt nur darauf an, diese Heilkraft in Thätigkeit zu setzen, ihr eine Anregung zu geben und sie da zu wecken, wo sie schlummert oder übertäubt ist.

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[336/0338] denn die organische Entwicklung macht sich selten durch Chemie, durch Vermischung heterogener Bestandtheile, sondern immer nur durch die Wirkung des Gleichartigen auf das Gleichartige, durch Assimilation. Zeigt das Quecksilber nicht deutlich, daß es ebenfalls dieselben Schäden verursacht, für deren Heilung es mit so vielem Glück angewandt wird? Können die Aerzte bei einem durch Quecksilber Geheilten bestimmen, ob sekundäre Zufälle oder Nachwehen die Folge des Heilmittels, oder die Folge der noch nicht getilgten Krankheit sind? Gewiß würde man sich diesem Satze, daß nur das Gleiche auf Gleiches wirkt und namentlich auf eine dem Organismus zuträgliche Art wirkt, so daß die hier erzeugte Heilung keine anderswo erzeugte Krankheit zur Folge hat, sich leichter bequemen, wenn die Homöopathie nicht auch zugleich den Grundsatz hätte, ihre Mittel im Zustande der Verdünnung zu geben. Das alltägliche Gefühl widerstrebt dieser Maxime, welche freilich darauf gebaut ist, daß ja eine zu starke Portion gerade die Krankheit befördern müßte, welche durch die kleine nur in ihrem Verlaufe berührt, gestört und auf den naturgemäßen Organismus wieder zurückgeführt werden soll. Die Heilkraft des menschlichen Körpers ist im Grunde das einzige Mittel, welches kräftig wirkt und es kommt nur darauf an, diese Heilkraft in Thätigkeit zu setzen, ihr eine Anregung zu geben und sie da zu wecken, wo sie schlummert oder übertäubt ist.

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/338>, abgerufen am 22.11.2024.