Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Wie radikal auch die Tendenzen seyn mögen, welche in zehn bis zwanzig Jahren der englischen Staatslage einen außerordentlichen Umschwung werden gegeben haben, so liegen doch in den Mitteln, die zu diesem Ziele führten, wiederum so viel Tugenden der Mäßigung, des Temporisirens und jener edlen Leidenschaften, welche dem Gesammtwohle zu Liebe die Liebe des Gesammtwohles doch nicht überstürzen, daß selbst solche Besorgnisse, die von den Fortschritten der Demokratie die Auflösung aller Bande der Ordnung erwarten, an die Umgestaltung des so beliebten englischen Musterstaates sich gewöhnen dürften. Mit einem Wort, es ist immer die Monarchie, die erhalten werden soll, es ist die Freiheit, die nur herrschen soll als Gesetz; es ist immer Aristokratie erforderlich, um das Gesetz in der Glorie seiner Souveränität erscheinen zu machen; der Staat soll nicht untergraben, sondern nur auf die rechten Grundlagen gebaut werden. Diese ächte Verschmelzung von Freiheit und Gesetz, von Menschenurrecht und politischem Vorrecht soll, wie sie sich in England findet, den Lauf um die Welt machen. König und Volk, beide sollen unverletzbar und heilig in ihrem Bereiche seyn. Alle Publicisten würden recht daran thun, der unabwendlichen Richtung, welche der Zeitgeist noch im Laufe dieses Jahrhunderts nach der Politik Englands ebenso hinnehmen wird, wie er sie nach der Jndustrie dieses Landes schon genommen hat, nach Geisteskräften

Wie radikal auch die Tendenzen seyn mögen, welche in zehn bis zwanzig Jahren der englischen Staatslage einen außerordentlichen Umschwung werden gegeben haben, so liegen doch in den Mitteln, die zu diesem Ziele führten, wiederum so viel Tugenden der Mäßigung, des Temporisirens und jener edlen Leidenschaften, welche dem Gesammtwohle zu Liebe die Liebe des Gesammtwohles doch nicht überstürzen, daß selbst solche Besorgnisse, die von den Fortschritten der Demokratie die Auflösung aller Bande der Ordnung erwarten, an die Umgestaltung des so beliebten englischen Musterstaates sich gewöhnen dürften. Mit einem Wort, es ist immer die Monarchie, die erhalten werden soll, es ist die Freiheit, die nur herrschen soll als Gesetz; es ist immer Aristokratie erforderlich, um das Gesetz in der Glorie seiner Souveränität erscheinen zu machen; der Staat soll nicht untergraben, sondern nur auf die rechten Grundlagen gebaut werden. Diese ächte Verschmelzung von Freiheit und Gesetz, von Menschenurrecht und politischem Vorrecht soll, wie sie sich in England findet, den Lauf um die Welt machen. König und Volk, beide sollen unverletzbar und heilig in ihrem Bereiche seyn. Alle Publicisten würden recht daran thun, der unabwendlichen Richtung, welche der Zeitgeist noch im Laufe dieses Jahrhunderts nach der Politik Englands ebenso hinnehmen wird, wie er sie nach der Jndustrie dieses Landes schon genommen hat, nach Geisteskräften

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0415" n="413"/>
Wie radikal auch die Tendenzen seyn mögen, welche in zehn bis zwanzig Jahren der englischen Staatslage einen außerordentlichen Umschwung werden gegeben haben, so liegen doch in den Mitteln, die zu diesem Ziele führten, wiederum so viel Tugenden der Mäßigung, des Temporisirens und jener edlen Leidenschaften, welche dem Gesammtwohle zu Liebe die Liebe des Gesammtwohles doch nicht überstürzen, daß selbst solche Besorgnisse, die von den Fortschritten der Demokratie die Auflösung aller Bande der Ordnung erwarten, an die Umgestaltung des so beliebten englischen Musterstaates sich gewöhnen dürften. Mit einem Wort, es ist immer die Monarchie, die erhalten werden soll, es ist die Freiheit, die nur herrschen soll als Gesetz; es ist immer Aristokratie erforderlich, um das Gesetz in der Glorie seiner Souveränität erscheinen zu machen; der Staat soll nicht untergraben, sondern nur auf die rechten Grundlagen gebaut werden. Diese ächte Verschmelzung von Freiheit und Gesetz, von Menschenurrecht und politischem Vorrecht soll, wie sie sich in England findet, den Lauf um die Welt machen. König und Volk, beide sollen unverletzbar und heilig in ihrem Bereiche seyn. Alle Publicisten würden recht daran thun, der unabwendlichen Richtung, welche der Zeitgeist noch im Laufe dieses Jahrhunderts nach der Politik Englands ebenso hinnehmen wird, wie er sie nach der Jndustrie dieses Landes schon genommen hat, nach Geisteskräften
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[413/0415] Wie radikal auch die Tendenzen seyn mögen, welche in zehn bis zwanzig Jahren der englischen Staatslage einen außerordentlichen Umschwung werden gegeben haben, so liegen doch in den Mitteln, die zu diesem Ziele führten, wiederum so viel Tugenden der Mäßigung, des Temporisirens und jener edlen Leidenschaften, welche dem Gesammtwohle zu Liebe die Liebe des Gesammtwohles doch nicht überstürzen, daß selbst solche Besorgnisse, die von den Fortschritten der Demokratie die Auflösung aller Bande der Ordnung erwarten, an die Umgestaltung des so beliebten englischen Musterstaates sich gewöhnen dürften. Mit einem Wort, es ist immer die Monarchie, die erhalten werden soll, es ist die Freiheit, die nur herrschen soll als Gesetz; es ist immer Aristokratie erforderlich, um das Gesetz in der Glorie seiner Souveränität erscheinen zu machen; der Staat soll nicht untergraben, sondern nur auf die rechten Grundlagen gebaut werden. Diese ächte Verschmelzung von Freiheit und Gesetz, von Menschenurrecht und politischem Vorrecht soll, wie sie sich in England findet, den Lauf um die Welt machen. König und Volk, beide sollen unverletzbar und heilig in ihrem Bereiche seyn. Alle Publicisten würden recht daran thun, der unabwendlichen Richtung, welche der Zeitgeist noch im Laufe dieses Jahrhunderts nach der Politik Englands ebenso hinnehmen wird, wie er sie nach der Jndustrie dieses Landes schon genommen hat, nach Geisteskräften

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Gutzkow Editionsprojekt: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-09-13T12:39:16Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-09-13T12:39:16Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-09-13T12:39:16Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/415
Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/415>, abgerufen am 24.11.2024.