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Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842.

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an sich selber erscheint uns diese philanthropische Bewegung, dieser religiöse Glaube, die Strafbaren zu bessern, dieser Gedanke, für die Gesellschaft auch diejenigen brauchbar zu machen, die sich durch ihre eigene Schuld ihr entfremdet haben, als ein reeller Fortschritt, als ein Sieg der Ordnung über die Unordnung, als ein Triumph der höchsten Bildung über das blinde Chaos und das brutale Durcheinander der Geschichte. Wer aber wundert sich nicht, wenn er die Theologen, die Philanthropen und Philosophen sieht, welche die Urheber aller Versuche für die Verbesserung der Strafanstalten sind, wie sie in ihren Vereinen und in ihren Werken sich vorbereiten, die Prinzipien des Christenthums in Ausübung zu bringen, sie, die ihm so oft Fußtritte gegeben und es in das abgeschlossene Allerheiligste verwiesen, als eine für die Jnteressen dieser Welt fremde Lehre, die eine spekulative Untersuchung nicht aushalten und der praktischen Vernunft nichts nützen könne. So hat diese den Dingen dieser Welt fremde Doktrine, das Christenthum, doch also die bürgerliche Gesetzgebung organisirt."

"Wir wollen hiemit keineswegs den atheistischen Philanthropen unseres Jahrhunderts es zum Vorwurf machen, daß sie die Jnstitutionen des Christenthums kopirten, worüber ihre Vorgänger im vorigen Jahrhundert, ohne das erste Wort ihrer Geschichte zu verstehen, so übel zu sprechen waren; wir möchten vielmehr, wenn es logisch wäre, es ihnen zum Vorwurf

an sich selber erscheint uns diese philanthropische Bewegung, dieser religiöse Glaube, die Strafbaren zu bessern, dieser Gedanke, für die Gesellschaft auch diejenigen brauchbar zu machen, die sich durch ihre eigene Schuld ihr entfremdet haben, als ein reeller Fortschritt, als ein Sieg der Ordnung über die Unordnung, als ein Triumph der höchsten Bildung über das blinde Chaos und das brutale Durcheinander der Geschichte. Wer aber wundert sich nicht, wenn er die Theologen, die Philanthropen und Philosophen sieht, welche die Urheber aller Versuche für die Verbesserung der Strafanstalten sind, wie sie in ihren Vereinen und in ihren Werken sich vorbereiten, die Prinzipien des Christenthums in Ausübung zu bringen, sie, die ihm so oft Fußtritte gegeben und es in das abgeschlossene Allerheiligste verwiesen, als eine für die Jnteressen dieser Welt fremde Lehre, die eine spekulative Untersuchung nicht aushalten und der praktischen Vernunft nichts nützen könne. So hat diese den Dingen dieser Welt fremde Doktrine, das Christenthum, doch also die bürgerliche Gesetzgebung organisirt.“

"Wir wollen hiemit keineswegs den atheistischen Philanthropen unseres Jahrhunderts es zum Vorwurf machen, daß sie die Jnstitutionen des Christenthums kopirten, worüber ihre Vorgänger im vorigen Jahrhundert, ohne das erste Wort ihrer Geschichte zu verstehen, so übel zu sprechen waren; wir möchten vielmehr, wenn es logisch wäre, es ihnen zum Vorwurf

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[66/0068] an sich selber erscheint uns diese philanthropische Bewegung, dieser religiöse Glaube, die Strafbaren zu bessern, dieser Gedanke, für die Gesellschaft auch diejenigen brauchbar zu machen, die sich durch ihre eigene Schuld ihr entfremdet haben, als ein reeller Fortschritt, als ein Sieg der Ordnung über die Unordnung, als ein Triumph der höchsten Bildung über das blinde Chaos und das brutale Durcheinander der Geschichte. Wer aber wundert sich nicht, wenn er die Theologen, die Philanthropen und Philosophen sieht, welche die Urheber aller Versuche für die Verbesserung der Strafanstalten sind, wie sie in ihren Vereinen und in ihren Werken sich vorbereiten, die Prinzipien des Christenthums in Ausübung zu bringen, sie, die ihm so oft Fußtritte gegeben und es in das abgeschlossene Allerheiligste verwiesen, als eine für die Jnteressen dieser Welt fremde Lehre, die eine spekulative Untersuchung nicht aushalten und der praktischen Vernunft nichts nützen könne. So hat diese den Dingen dieser Welt fremde Doktrine, das Christenthum, doch also die bürgerliche Gesetzgebung organisirt.“ "Wir wollen hiemit keineswegs den atheistischen Philanthropen unseres Jahrhunderts es zum Vorwurf machen, daß sie die Jnstitutionen des Christenthums kopirten, worüber ihre Vorgänger im vorigen Jahrhundert, ohne das erste Wort ihrer Geschichte zu verstehen, so übel zu sprechen waren; wir möchten vielmehr, wenn es logisch wäre, es ihnen zum Vorwurf

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Zitationshilfe: Gutzkow, Karl: Die Zeitgenossen. 2. Bd. 2. Aufl. Pforzheim, 1842, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gutzkow_zeitgenossen02_1842/68>, abgerufen am 24.11.2024.