Hackländer, Friedrich Wilhelm: Zwei Nächte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 109–174. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Nun, was das Letztere anbelangt, lachte der Husar, das wird noch zu ersetzen sein, aber mir ist's nur leid um das Bild der kleinen Julietta, das über meinem Divan hing. Wenn sie nur das Original nicht erwischt haben, ich fürchte sehr, es ist den armen Geschöpfen für ihre Anhänglichkeit an die österreichische Monarchie schlecht genug gegangen. Ich glaube nicht, warf der andere Offizier leicht hin, die Meisten sollen sich in den fürchterlichen fünf Tagen gerettet haben; mir erzählte das ein Kamerad von den Jägern, sie seien in einem langen Zuge ausgewandert, Wagen von allen Kalibern, heulende Mädels und Koffer und Schachteln die Menge. Hier wurde das Gespräch unterbrochen durch einen lauten Anruf vom Fuß der Terrasse. Die Beiden sprangen von ihren Stühlen auf und bemerkten einen jungen Offizier mit niederem Hut und grünen Federn, der sich zu Pferd durch die Soldatengruppen langsam dem Hause näherte. Grüß dich Gott, Generalstäbler! rief der Husar, nachdem er den Anreitenden erkannt; woher des Weges? Du willst zum Hauptquartier? Na, komm einen Augenblick herauf und mach hier eine Haltstation. Der Generalstabsoffizier schwang sich vom Pferde, gab die Zügel einem Dragoner, der unten stand, und stieg die Treppe hinauf. Wir haben uns lange nicht gesehen, rief er lustig, ich glaub' seit Verona nicht. Wie schaute, was treibt ihr? Nun, was das Letztere anbelangt, lachte der Husar, das wird noch zu ersetzen sein, aber mir ist's nur leid um das Bild der kleinen Julietta, das über meinem Divan hing. Wenn sie nur das Original nicht erwischt haben, ich fürchte sehr, es ist den armen Geschöpfen für ihre Anhänglichkeit an die österreichische Monarchie schlecht genug gegangen. Ich glaube nicht, warf der andere Offizier leicht hin, die Meisten sollen sich in den fürchterlichen fünf Tagen gerettet haben; mir erzählte das ein Kamerad von den Jägern, sie seien in einem langen Zuge ausgewandert, Wagen von allen Kalibern, heulende Mädels und Koffer und Schachteln die Menge. Hier wurde das Gespräch unterbrochen durch einen lauten Anruf vom Fuß der Terrasse. Die Beiden sprangen von ihren Stühlen auf und bemerkten einen jungen Offizier mit niederem Hut und grünen Federn, der sich zu Pferd durch die Soldatengruppen langsam dem Hause näherte. Grüß dich Gott, Generalstäbler! rief der Husar, nachdem er den Anreitenden erkannt; woher des Weges? Du willst zum Hauptquartier? Na, komm einen Augenblick herauf und mach hier eine Haltstation. Der Generalstabsoffizier schwang sich vom Pferde, gab die Zügel einem Dragoner, der unten stand, und stieg die Treppe hinauf. Wir haben uns lange nicht gesehen, rief er lustig, ich glaub' seit Verona nicht. Wie schaute, was treibt ihr? <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="2"> <pb facs="#f0040"/> <p>Nun, was das Letztere anbelangt, lachte der Husar, das wird noch zu ersetzen sein, aber mir ist's nur leid um das Bild der kleinen Julietta, das über meinem Divan hing. Wenn sie nur das Original nicht erwischt haben, ich fürchte sehr, es ist den armen Geschöpfen für ihre Anhänglichkeit an die österreichische Monarchie schlecht genug gegangen.</p><lb/> <p>Ich glaube nicht, warf der andere Offizier leicht hin, die Meisten sollen sich in den fürchterlichen fünf Tagen gerettet haben; mir erzählte das ein Kamerad von den Jägern, sie seien in einem langen Zuge ausgewandert, Wagen von allen Kalibern, heulende Mädels und Koffer und Schachteln die Menge.</p><lb/> <p>Hier wurde das Gespräch unterbrochen durch einen lauten Anruf vom Fuß der Terrasse. Die Beiden sprangen von ihren Stühlen auf und bemerkten einen jungen Offizier mit niederem Hut und grünen Federn, der sich zu Pferd durch die Soldatengruppen langsam dem Hause näherte.</p><lb/> <p>Grüß dich Gott, Generalstäbler! rief der Husar, nachdem er den Anreitenden erkannt; woher des Weges? Du willst zum Hauptquartier? Na, komm einen Augenblick herauf und mach hier eine Haltstation.</p><lb/> <p>Der Generalstabsoffizier schwang sich vom Pferde, gab die Zügel einem Dragoner, der unten stand, und stieg die Treppe hinauf.</p><lb/> <p>Wir haben uns lange nicht gesehen, rief er lustig, ich glaub' seit Verona nicht. Wie schaute, was treibt ihr?</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
Nun, was das Letztere anbelangt, lachte der Husar, das wird noch zu ersetzen sein, aber mir ist's nur leid um das Bild der kleinen Julietta, das über meinem Divan hing. Wenn sie nur das Original nicht erwischt haben, ich fürchte sehr, es ist den armen Geschöpfen für ihre Anhänglichkeit an die österreichische Monarchie schlecht genug gegangen.
Ich glaube nicht, warf der andere Offizier leicht hin, die Meisten sollen sich in den fürchterlichen fünf Tagen gerettet haben; mir erzählte das ein Kamerad von den Jägern, sie seien in einem langen Zuge ausgewandert, Wagen von allen Kalibern, heulende Mädels und Koffer und Schachteln die Menge.
Hier wurde das Gespräch unterbrochen durch einen lauten Anruf vom Fuß der Terrasse. Die Beiden sprangen von ihren Stühlen auf und bemerkten einen jungen Offizier mit niederem Hut und grünen Federn, der sich zu Pferd durch die Soldatengruppen langsam dem Hause näherte.
Grüß dich Gott, Generalstäbler! rief der Husar, nachdem er den Anreitenden erkannt; woher des Weges? Du willst zum Hauptquartier? Na, komm einen Augenblick herauf und mach hier eine Haltstation.
Der Generalstabsoffizier schwang sich vom Pferde, gab die Zügel einem Dragoner, der unten stand, und stieg die Treppe hinauf.
Wir haben uns lange nicht gesehen, rief er lustig, ich glaub' seit Verona nicht. Wie schaute, was treibt ihr?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-15T10:37:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-15T10:37:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |