Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.Vorwort. sammtgebiet der Zoologie erstreckten, war ich in die glück-liche Lage versetzt, die in dem vorliegenden Werke begrün- deten Anschauungen schon seit längerer Zeit zu einem be- stimmten Ausdruck vorbereitet und durch vielfache Betrach- tung von allen Seiten mir selbst zu voller Klarheit gebracht zu haben. Gleichzeitig war ich bemüht, durch fortgesetzte specielle Detail-Untersuchungen mir den festen empirischen Boden zu erhalten, ohne welchen jeder generelle Gedanken- Bau nur zu leicht zum speculativen Luftschloss wird. Während so die einzelnen Haupttheile der allgemeinen Anatomie und Entwickelungsgeschichte allmählig und langsam einer gewissen Reife entgegen gingen, wurde dagegen der wagnissvolle Plan, sie zu einem umfassenden, systematisch construirten Lehrgebäude der generellen Morphologie zusammenzufassen, erst vor ver- hältnissmässig kurzer Zeit in mir zum bestimmten Entschlusse. Innere und äussere Gründe verschiedener Art zwangen mich, die Ausarbeitung des Ganzen schneller und in viel kür- zerer Zeit zu vollenden, als ich ursprünglich gewünscht und beabsichtigt hatte. Ein grosser Theil des ersten Bandes war bereits gedruckt, ehe der zweite zum Abschluss gelangte. Ausserdem griffen schmerzliche Schicksale vielfach störend in die Arbeit ein. Diese und andere, hier nicht weiter zu erörternde Hindernisse mögen die mancherlei Nachlässigkei- ten in der Form des Ganzen, kleine Ungenauigkeiten im Ein- zelnen, und mannichfache Wiederholungen entschuldigen, welche der kritische Leser leicht herausfinden wird. So gern ich auch in dieser Beziehung die Arbeit wesentlich verbes- sert und formell einheitlicher abgerundet hätte, so wollte ich doch deshalb die Herausgabe des Ganzen nicht um Jahre verzögern. Bis dat, qui cito dat! Auch lege ich jenen Män- geln insofern nur untergeordnete Bedeutung bei, als sie Vorwort. sammtgebiet der Zoologie erstreckten, war ich in die glück-liche Lage versetzt, die in dem vorliegenden Werke begrün- deten Anschauungen schon seit längerer Zeit zu einem be- stimmten Ausdruck vorbereitet und durch vielfache Betrach- tung von allen Seiten mir selbst zu voller Klarheit gebracht zu haben. Gleichzeitig war ich bemüht, durch fortgesetzte specielle Detail-Untersuchungen mir den festen empirischen Boden zu erhalten, ohne welchen jeder generelle Gedanken- Bau nur zu leicht zum speculativen Luftschloss wird. Während so die einzelnen Haupttheile der allgemeinen Anatomie und Entwickelungsgeschichte allmählig und langsam einer gewissen Reife entgegen gingen, wurde dagegen der wagnissvolle Plan, sie zu einem umfassenden, systematisch construirten Lehrgebäude der generellen Morphologie zusammenzufassen, erst vor ver- hältnissmässig kurzer Zeit in mir zum bestimmten Entschlusse. Innere und äussere Gründe verschiedener Art zwangen mich, die Ausarbeitung des Ganzen schneller und in viel kür- zerer Zeit zu vollenden, als ich ursprünglich gewünscht und beabsichtigt hatte. Ein grosser Theil des ersten Bandes war bereits gedruckt, ehe der zweite zum Abschluss gelangte. Ausserdem griffen schmerzliche Schicksale vielfach störend in die Arbeit ein. Diese und andere, hier nicht weiter zu erörternde Hindernisse mögen die mancherlei Nachlässigkei- ten in der Form des Ganzen, kleine Ungenauigkeiten im Ein- zelnen, und mannichfache Wiederholungen entschuldigen, welche der kritische Leser leicht herausfinden wird. So gern ich auch in dieser Beziehung die Arbeit wesentlich verbes- sert und formell einheitlicher abgerundet hätte, so wollte ich doch deshalb die Herausgabe des Ganzen nicht um Jahre verzögern. Bis dat, qui cito dat! Auch lege ich jenen Män- geln insofern nur untergeordnete Bedeutung bei, als sie <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0025" n="XVIII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorwort</hi>.</fw><lb/> sammtgebiet der Zoologie erstreckten, war ich in die glück-<lb/> liche Lage versetzt, die in dem vorliegenden Werke begrün-<lb/> deten Anschauungen schon seit längerer Zeit zu einem be-<lb/> stimmten Ausdruck vorbereitet und durch vielfache Betrach-<lb/> tung von allen Seiten mir selbst zu voller Klarheit gebracht<lb/> zu haben. Gleichzeitig war ich bemüht, durch fortgesetzte<lb/> specielle Detail-Untersuchungen mir den festen empirischen<lb/> Boden zu erhalten, ohne welchen jeder generelle Gedanken-<lb/> Bau nur zu leicht zum speculativen Luftschloss wird. 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Vorwort.
sammtgebiet der Zoologie erstreckten, war ich in die glück-
liche Lage versetzt, die in dem vorliegenden Werke begrün-
deten Anschauungen schon seit längerer Zeit zu einem be-
stimmten Ausdruck vorbereitet und durch vielfache Betrach-
tung von allen Seiten mir selbst zu voller Klarheit gebracht
zu haben. Gleichzeitig war ich bemüht, durch fortgesetzte
specielle Detail-Untersuchungen mir den festen empirischen
Boden zu erhalten, ohne welchen jeder generelle Gedanken-
Bau nur zu leicht zum speculativen Luftschloss wird. Während
so die einzelnen Haupttheile der allgemeinen Anatomie und
Entwickelungsgeschichte allmählig und langsam einer gewissen
Reife entgegen gingen, wurde dagegen der wagnissvolle Plan, sie
zu einem umfassenden, systematisch construirten Lehrgebäude
der generellen Morphologie zusammenzufassen, erst vor ver-
hältnissmässig kurzer Zeit in mir zum bestimmten Entschlusse.
Innere und äussere Gründe verschiedener Art zwangen mich,
die Ausarbeitung des Ganzen schneller und in viel kür-
zerer Zeit zu vollenden, als ich ursprünglich gewünscht und
beabsichtigt hatte. Ein grosser Theil des ersten Bandes war
bereits gedruckt, ehe der zweite zum Abschluss gelangte.
Ausserdem griffen schmerzliche Schicksale vielfach störend
in die Arbeit ein. Diese und andere, hier nicht weiter zu
erörternde Hindernisse mögen die mancherlei Nachlässigkei-
ten in der Form des Ganzen, kleine Ungenauigkeiten im Ein-
zelnen, und mannichfache Wiederholungen entschuldigen,
welche der kritische Leser leicht herausfinden wird. So gern
ich auch in dieser Beziehung die Arbeit wesentlich verbes-
sert und formell einheitlicher abgerundet hätte, so wollte ich
doch deshalb die Herausgabe des Ganzen nicht um Jahre
verzögern. Bis dat, qui cito dat! Auch lege ich jenen Män-
geln insofern nur untergeordnete Bedeutung bei, als sie
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