Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.VI. Character des Thierreiches. Bewegungen, welche den Denkprocess bewirken, erwarten, ebenso wiedie Wechselwirkung der Seelenthätigkeiten, ihre Erklärung von der Physiologie der Zukunft. Nur soviel steht fest, dass alle diese höchst complicirten Bewegungserscheinungen (Bildung der Begriffe, Urtheile, Schlüsse, Inductionen, Deductionen etc.) unmittelbare Wirkungen (Aus- lösungen) der Eiweiss-Moleküle in den Nervencentren sind, und dass diese höchsten Leistungen des Organismus also auch mit der Existenz der Molekularbewegungen in jenen höchst verwickelt zusammengesetz- ten und lockeren Kohlenstoff-Verbindungen stehen und fallen. Keine einzige dieser Bewegungen ist frei (d. h. ohne Ursache) wie gewöhn- lich von dem "freien Willen", dem "freien Denken" dichterisch be- hauptet wird, sondern alle erfolgen mit absoluter Nothwendigkeit aus den complicirten Summen vorhergehender Bewegungen, welche jene Auslösungen (Vorstellungen) in den Nervencentren bewirken. Alle diese höchsten und am meisten characteristischen Leistungen der thie- rischen Organismen beruhen darauf, dass dieselben beständig Massen von gebundenen oder Spannkräften (durch Oxydation der complicirten Kohlenstoff-Verbindungen) in lebendige Kräfte überführen. VII. Character des Protistenreiches. Acht Stämme des Protistenreiches: 1. Spongiae (Porifera). 2. Noctilucae VII. A. Chemischer Character des Protistenreiches. Aa. Character der chemischen Substrate der Protisten. Die wichtigsten Substanzen des Protistenkörpers (vor Allen das VI. Character des Thierreiches. Bewegungen, welche den Denkprocess bewirken, erwarten, ebenso wiedie Wechselwirkung der Seelenthätigkeiten, ihre Erklärung von der Physiologie der Zukunft. Nur soviel steht fest, dass alle diese höchst complicirten Bewegungserscheinungen (Bildung der Begriffe, Urtheile, Schlüsse, Inductionen, Deductionen etc.) unmittelbare Wirkungen (Aus- lösungen) der Eiweiss-Moleküle in den Nervencentren sind, und dass diese höchsten Leistungen des Organismus also auch mit der Existenz der Molekularbewegungen in jenen höchst verwickelt zusammengesetz- ten und lockeren Kohlenstoff-Verbindungen stehen und fallen. Keine einzige dieser Bewegungen ist frei (d. h. ohne Ursache) wie gewöhn- lich von dem „freien Willen“, dem „freien Denken“ dichterisch be- hauptet wird, sondern alle erfolgen mit absoluter Nothwendigkeit aus den complicirten Summen vorhergehender Bewegungen, welche jene Auslösungen (Vorstellungen) in den Nervencentren bewirken. Alle diese höchsten und am meisten characteristischen Leistungen der thie- rischen Organismen beruhen darauf, dass dieselben beständig Massen von gebundenen oder Spannkräften (durch Oxydation der complicirten Kohlenstoff-Verbindungen) in lebendige Kräfte überführen. VII. Character des Protistenreiches. Acht Stämme des Protistenreiches: 1. Spongiae (Porifera). 2. Noctilucae VII. A. Chemischer Character des Protistenreiches. Aa. Character der chemischen Substrate der Protisten. Die wichtigsten Substanzen des Protistenkörpers (vor Allen das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0254" n="215"/><fw place="top" type="header">VI. Character des Thierreiches.</fw><lb/> Bewegungen, welche den Denkprocess bewirken, erwarten, ebenso wie<lb/> die Wechselwirkung der Seelenthätigkeiten, ihre Erklärung von der<lb/> Physiologie der Zukunft. 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VI. Character des Thierreiches.
Bewegungen, welche den Denkprocess bewirken, erwarten, ebenso wie
die Wechselwirkung der Seelenthätigkeiten, ihre Erklärung von der
Physiologie der Zukunft. Nur soviel steht fest, dass alle diese höchst
complicirten Bewegungserscheinungen (Bildung der Begriffe, Urtheile,
Schlüsse, Inductionen, Deductionen etc.) unmittelbare Wirkungen (Aus-
lösungen) der Eiweiss-Moleküle in den Nervencentren sind, und dass
diese höchsten Leistungen des Organismus also auch mit der Existenz
der Molekularbewegungen in jenen höchst verwickelt zusammengesetz-
ten und lockeren Kohlenstoff-Verbindungen stehen und fallen. Keine
einzige dieser Bewegungen ist frei (d. h. ohne Ursache) wie gewöhn-
lich von dem „freien Willen“, dem „freien Denken“ dichterisch be-
hauptet wird, sondern alle erfolgen mit absoluter Nothwendigkeit aus
den complicirten Summen vorhergehender Bewegungen, welche jene
Auslösungen (Vorstellungen) in den Nervencentren bewirken. Alle
diese höchsten und am meisten characteristischen Leistungen der thie-
rischen Organismen beruhen darauf, dass dieselben beständig Massen
von gebundenen oder Spannkräften (durch Oxydation der complicirten
Kohlenstoff-Verbindungen) in lebendige Kräfte überführen.
VII. Character des Protistenreiches.
Acht Stämme des Protistenreiches: 1. Spongiae (Porifera). 2. Noctilucae
(Myxocystoda). 3. Rhizopoda (Radiolaria, Actinosphaerida et Acyttaria).
4. Protoplasta (Arcellida, Amoebida et Gregarinae). 5. Moneres
(Protamoebae, Protogenida et Vibriones). 6. Flagellata. 7. Diatomea.
8. Myxomycetes (Mycetozoa).
VII. A. Chemischer Character des Protistenreiches.
Aa. Character der chemischen Substrate der Protisten.
Die wichtigsten Substanzen des Protistenkörpers (vor Allen das
Plasma oder Protoplasma der Plastiden) sind Eiweiss-Verbindungen
(Albuminate), durch deren Thätigkeit die meisten anderen Verbin-
dungen des Protistenleibes mittelbar oder unmittelbar erzeugt werden.
Die Eiweisskörper der Protisten treten in zahlreichen Modificationen
auf, welche uns sämmtlich noch fast ganz unbekannt sind. Aus den
Eiweiss-Verbindungen der Protistenkörper gehen bei Vielen stickstoff-
haltige Eiweiss-Derivate hervor, welche den von den Thieren er-
zeugten elastischen, leimgebenden und Hornsubstanzen sehr nahe zu
stehen scheinen und gleich diesen oft als Ausscheidungsmassen zwischen
den Plastiden eine grosse Rolle spielen, so das Fasergewebe (Fibroin)
der Spongien, die Kapseln vieler encystirter und Zellhäute vieler ein-
zelliger und mehrzelliger Protisten. Das Verhalten der meisten dieser
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Zitationshilfe: | Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/254>, abgerufen am 18.06.2024. |