Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.Vorwort. dessen auf der einen Seite Mastozoologen, Ornithologen, Ma-lakozoologen, Entomologen, Mycetologen, Phycologen etc., auf der anderen Seite Histologen, Organologen, Embryologen, Palaeontologen etc. Unter diesen Umständen werden alle diese scholastischen, meist mit sehr langen Zöpfen versehenen Zunftgelehrten es für eine überhebliche Anmaassung erklären, dass "ein Einzelner" es noch wagt, das Ganze der organi- schen Formenwelt mit einem Blick umfassen zu wollen. Namentlich aber werden die "eigentlichen" Botaniker ent- rüstet sein, dass ein Zoologe sich einen Einfall in ihr abge- gränztes Gebiet erlaubt. Dass ich dieses Wagniss dennoch unternehme, hat seinen zwiefachen Grund. Einerseits zeigt mir die kühle oder ganz negative Haltung des bei weitem grössten Theiles der Botaniker gegenüber Darwin's Selec- tions-Theorie -- diesem wahren Prüfstein aller echten, d. h. denkenden Naturforschung -- dass die Pflanzenkunde noch weit mehr als die Thierkunde unter der gedankenlosen Spe- cialkrämerei gelitten hat, welche man als "exacte Empirie" zu verherrlichen liebt und dass man dort noch weit mehr als hier die grossen und erhabenen Ziele des Wissenschafts- Ganzen, das Bewusstsein ihrer Einheit und Zusammengehörig- keit verloren hat. Andererseits aber ist nach meiner festesten Ueberzeugung für alle fundamentalen Fragen der generellen Morphologie (wie überhaupt der gesammten Biologie), für alle tectologischen und promorphologischen, ontogenetischen und phylogenetischen Probleme, die gegenseitige Ergänzung der Zoologie und Botanik so äusserst werthvoll, ihre innigste Wechselwirkung so unbedingt nothwendig, dass ich durch blosse Beschränkung auf mein zoologisches Fachgebiet mir selbst die beste Quelle des Verständnisses verstopft hätte. Wenn ich in vielen allgemeinen Fragen einen guten Schritt Vorwort. dessen auf der einen Seite Mastozoologen, Ornithologen, Ma-lakozoologen, Entomologen, Mycetologen, Phycologen etc., auf der anderen Seite Histologen, Organologen, Embryologen, Palaeontologen etc. Unter diesen Umständen werden alle diese scholastischen, meist mit sehr langen Zöpfen versehenen Zunftgelehrten es für eine überhebliche Anmaassung erklären, dass „ein Einzelner“ es noch wagt, das Ganze der organi- schen Formenwelt mit einem Blick umfassen zu wollen. Namentlich aber werden die „eigentlichen“ Botaniker ent- rüstet sein, dass ein Zoologe sich einen Einfall in ihr abge- gränztes Gebiet erlaubt. Dass ich dieses Wagniss dennoch unternehme, hat seinen zwiefachen Grund. Einerseits zeigt mir die kühle oder ganz negative Haltung des bei weitem grössten Theiles der Botaniker gegenüber Darwin’s Selec- tions-Theorie — diesem wahren Prüfstein aller echten, d. h. denkenden Naturforschung — dass die Pflanzenkunde noch weit mehr als die Thierkunde unter der gedankenlosen Spe- cialkrämerei gelitten hat, welche man als „exacte Empirie“ zu verherrlichen liebt und dass man dort noch weit mehr als hier die grossen und erhabenen Ziele des Wissenschafts- Ganzen, das Bewusstsein ihrer Einheit und Zusammengehörig- keit verloren hat. Andererseits aber ist nach meiner festesten Ueberzeugung für alle fundamentalen Fragen der generellen Morphologie (wie überhaupt der gesammten Biologie), für alle tectologischen und promorphologischen, ontogenetischen und phylogenetischen Probleme, die gegenseitige Ergänzung der Zoologie und Botanik so äusserst werthvoll, ihre innigste Wechselwirkung so unbedingt nothwendig, dass ich durch blosse Beschränkung auf mein zoologisches Fachgebiet mir selbst die beste Quelle des Verständnisses verstopft hätte. 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Vorwort.
dessen auf der einen Seite Mastozoologen, Ornithologen, Ma-
lakozoologen, Entomologen, Mycetologen, Phycologen etc.,
auf der anderen Seite Histologen, Organologen, Embryologen,
Palaeontologen etc. Unter diesen Umständen werden alle
diese scholastischen, meist mit sehr langen Zöpfen versehenen
Zunftgelehrten es für eine überhebliche Anmaassung erklären,
dass „ein Einzelner“ es noch wagt, das Ganze der organi-
schen Formenwelt mit einem Blick umfassen zu wollen.
Namentlich aber werden die „eigentlichen“ Botaniker ent-
rüstet sein, dass ein Zoologe sich einen Einfall in ihr abge-
gränztes Gebiet erlaubt. Dass ich dieses Wagniss dennoch
unternehme, hat seinen zwiefachen Grund. Einerseits zeigt
mir die kühle oder ganz negative Haltung des bei weitem
grössten Theiles der Botaniker gegenüber Darwin’s Selec-
tions-Theorie — diesem wahren Prüfstein aller echten, d. h.
denkenden Naturforschung — dass die Pflanzenkunde noch
weit mehr als die Thierkunde unter der gedankenlosen Spe-
cialkrämerei gelitten hat, welche man als „exacte Empirie“
zu verherrlichen liebt und dass man dort noch weit mehr
als hier die grossen und erhabenen Ziele des Wissenschafts-
Ganzen, das Bewusstsein ihrer Einheit und Zusammengehörig-
keit verloren hat. Andererseits aber ist nach meiner festesten
Ueberzeugung für alle fundamentalen Fragen der generellen
Morphologie (wie überhaupt der gesammten Biologie), für
alle tectologischen und promorphologischen, ontogenetischen
und phylogenetischen Probleme, die gegenseitige Ergänzung
der Zoologie und Botanik so äusserst werthvoll, ihre innigste
Wechselwirkung so unbedingt nothwendig, dass ich durch
blosse Beschränkung auf mein zoologisches Fachgebiet mir
selbst die beste Quelle des Verständnisses verstopft hätte.
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