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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866.

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IV. Morphologische Individuen vierter Ordnung: Metameren.
allgemeiner Homologie und Homologie der Reihe zusammenfällt)
werden wir noch näher zu bestimmen und in zwei verschiedene Be-
griffe zu zerlegen haben. In Bronn's oben mitgetheiltem Sinne be-
zeichnet derselbe ganz allgemein die Beziehung zwischen zwei ähn-
lichen Theilen, die, "nach einerlei Plan gebildet, doch immer insofern
in der Lage von einander abweichen, als sie an einer Haupt- oder
Strahlen-Axe hinter, oder in dem Pole einer Quer-Axe neben ein-
ander liegen." In dieser Definition sind schon wesentliche Differenzen
der als "homonym" zusammengefassten Theile angedeutet. Denn es
ist klar, dass wir nicht ohne Weiteres derartige hinter oder neben
einander gelegene Abschnitte mit einander vergleichen können,
gleichviel, ob sie in einer Haupt- (Längs-) Axe oder in einer Quer-
Axe hinter einander oder neben einander liegen. Wir werden z. B.
nicht die einzelnen Segmente des Gliederthier-Rumpfes (einer Haupt-
axe) und diejenigen seiner Extremitäten (Seitenaxen) direct als ein-
ander gleichwerthig betrachten dürfen.

Um uns über diese eben so schwierigen als wichtigen, bisher aber noch
keiner scharfen Erörterung unterzogenen Verhältnisse der Formen-Zusammen-
setzung zu verständigen, ist es nöthig, aus dem vierten Buche einige Be-
stimmungen über die allgemeine Bezeichnung der wesentlichsten Axen vor-
auszunehmen; die Begründung derselben ist dort nachzusehen. Wir unter-
scheiden an den sogenannten bilateral-symmetrischen Thieren (Wirbel-
Glieder-, Weichthieren), deren Grundform wir unten als Dipleure näher
bestimmen werden, drei auf einander senkrechte Axen, welche den drei
Dimensionen des Raumes entsprechen. Die erste oder Längsaxe (Axis
longitudinalis), welche gewöhnlich von vorn nach hinten geht, betrachten
wir als die Hauptaxe; ihr einer Pol ist der Mundpol (Polus oralis,
Peristomii), ihr anderer der Gegenmundpol (Polus aboralis, Antistomii).
Die zweite Axe, welche vom Rücken zum Bauch geht, nennen wir Dicken-
axe
(Axis dorsoventralis); ihr einer Pol ist der Rückenpol (Polus dorsa-
lis), ihr anderer der Bauchpol (Polus ventralis). Die dritte Axe, welche
von Rechts nach Links geht, ist unsere Breitenaxe (Axis lateralis); ihr
einer Pol ist der rechte, ihr anderer der linke Pol. Bei den sogenann-
ten "Strahlthieren" oder Radiaten, welche man auch oft als reguläre be-
zeichnet, ebenso bei den meisten Geschlechts-Individuen (Blüthensprossen)
der Phanerogamen sind die bezeichneten drei Axen bald zu unterscheiden
(wenn sie zur Formgruppe der Centrepipeden gehören), bald nicht. Im
letztern Falle (bei den vollkommen "regulären" Strahlthieren und Blüthen)
ist bloss die Längendimension durch eine Axe bestimmt und diese Haupt-
axe ist die Längsaxe, welche vom Mundpol zum Gegenmundpol geht (z. B.
beim Seestern vom Mund zum After, bei der Meduse vom Mund zur
Mitte der Glockenwölbung, bei der regulären trichterförmigen Blüthe von
der Mündung zum Grunde (Ansatz) der Blüthe. Die anderen Axen, welche
durch die Zahl der "Strahlen" bestimmt werden, in der Mitte dieser "Strahlen-
abschnitte" verlaufen und sich in der Hauptaxe kreuzen, fünf bei den Echino-

IV. Morphologische Individuen vierter Ordnung: Metameren.
allgemeiner Homologie und Homologie der Reihe zusammenfällt)
werden wir noch näher zu bestimmen und in zwei verschiedene Be-
griffe zu zerlegen haben. In Bronn’s oben mitgetheiltem Sinne be-
zeichnet derselbe ganz allgemein die Beziehung zwischen zwei ähn-
lichen Theilen, die, „nach einerlei Plan gebildet, doch immer insofern
in der Lage von einander abweichen, als sie an einer Haupt- oder
Strahlen-Axe hinter, oder in dem Pole einer Quer-Axe neben ein-
ander liegen.“ In dieser Definition sind schon wesentliche Differenzen
der als „homonym“ zusammengefassten Theile angedeutet. Denn es
ist klar, dass wir nicht ohne Weiteres derartige hinter oder neben
einander gelegene Abschnitte mit einander vergleichen können,
gleichviel, ob sie in einer Haupt- (Längs-) Axe oder in einer Quer-
Axe hinter einander oder neben einander liegen. Wir werden z. B.
nicht die einzelnen Segmente des Gliederthier-Rumpfes (einer Haupt-
axe) und diejenigen seiner Extremitäten (Seitenaxen) direct als ein-
ander gleichwerthig betrachten dürfen.

Um uns über diese eben so schwierigen als wichtigen, bisher aber noch
keiner scharfen Erörterung unterzogenen Verhältnisse der Formen-Zusammen-
setzung zu verständigen, ist es nöthig, aus dem vierten Buche einige Be-
stimmungen über die allgemeine Bezeichnung der wesentlichsten Axen vor-
auszunehmen; die Begründung derselben ist dort nachzusehen. Wir unter-
scheiden an den sogenannten bilateral-symmetrischen Thieren (Wirbel-
Glieder-, Weichthieren), deren Grundform wir unten als Dipleure näher
bestimmen werden, drei auf einander senkrechte Axen, welche den drei
Dimensionen des Raumes entsprechen. Die erste oder Längsaxe (Axis
longitudinalis), welche gewöhnlich von vorn nach hinten geht, betrachten
wir als die Hauptaxe; ihr einer Pol ist der Mundpol (Polus oralis,
Peristomii), ihr anderer der Gegenmundpol (Polus aboralis, Antistomii).
Die zweite Axe, welche vom Rücken zum Bauch geht, nennen wir Dicken-
axe
(Axis dorsoventralis); ihr einer Pol ist der Rückenpol (Polus dorsa-
lis), ihr anderer der Bauchpol (Polus ventralis). Die dritte Axe, welche
von Rechts nach Links geht, ist unsere Breitenaxe (Axis lateralis); ihr
einer Pol ist der rechte, ihr anderer der linke Pol. Bei den sogenann-
ten „Strahlthieren“ oder Radiaten, welche man auch oft als reguläre be-
zeichnet, ebenso bei den meisten Geschlechts-Individuen (Blüthensprossen)
der Phanerogamen sind die bezeichneten drei Axen bald zu unterscheiden
(wenn sie zur Formgruppe der Centrepipeden gehören), bald nicht. Im
letztern Falle (bei den vollkommen „regulären“ Strahlthieren und Blüthen)
ist bloss die Längendimension durch eine Axe bestimmt und diese Haupt-
axe ist die Längsaxe, welche vom Mundpol zum Gegenmundpol geht (z. B.
beim Seestern vom Mund zum After, bei der Meduse vom Mund zur
Mitte der Glockenwölbung, bei der regulären trichterförmigen Blüthe von
der Mündung zum Grunde (Ansatz) der Blüthe. Die anderen Axen, welche
durch die Zahl der „Strahlen“ bestimmt werden, in der Mitte dieser „Strahlen-
abschnitte“ verlaufen und sich in der Hauptaxe kreuzen, fünf bei den Echino-

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[315/0354] IV. Morphologische Individuen vierter Ordnung: Metameren. allgemeiner Homologie und Homologie der Reihe zusammenfällt) werden wir noch näher zu bestimmen und in zwei verschiedene Be- griffe zu zerlegen haben. In Bronn’s oben mitgetheiltem Sinne be- zeichnet derselbe ganz allgemein die Beziehung zwischen zwei ähn- lichen Theilen, die, „nach einerlei Plan gebildet, doch immer insofern in der Lage von einander abweichen, als sie an einer Haupt- oder Strahlen-Axe hinter, oder in dem Pole einer Quer-Axe neben ein- ander liegen.“ In dieser Definition sind schon wesentliche Differenzen der als „homonym“ zusammengefassten Theile angedeutet. Denn es ist klar, dass wir nicht ohne Weiteres derartige hinter oder neben einander gelegene Abschnitte mit einander vergleichen können, gleichviel, ob sie in einer Haupt- (Längs-) Axe oder in einer Quer- Axe hinter einander oder neben einander liegen. Wir werden z. B. nicht die einzelnen Segmente des Gliederthier-Rumpfes (einer Haupt- axe) und diejenigen seiner Extremitäten (Seitenaxen) direct als ein- ander gleichwerthig betrachten dürfen. Um uns über diese eben so schwierigen als wichtigen, bisher aber noch keiner scharfen Erörterung unterzogenen Verhältnisse der Formen-Zusammen- setzung zu verständigen, ist es nöthig, aus dem vierten Buche einige Be- stimmungen über die allgemeine Bezeichnung der wesentlichsten Axen vor- auszunehmen; die Begründung derselben ist dort nachzusehen. Wir unter- scheiden an den sogenannten bilateral-symmetrischen Thieren (Wirbel- Glieder-, Weichthieren), deren Grundform wir unten als Dipleure näher bestimmen werden, drei auf einander senkrechte Axen, welche den drei Dimensionen des Raumes entsprechen. Die erste oder Längsaxe (Axis longitudinalis), welche gewöhnlich von vorn nach hinten geht, betrachten wir als die Hauptaxe; ihr einer Pol ist der Mundpol (Polus oralis, Peristomii), ihr anderer der Gegenmundpol (Polus aboralis, Antistomii). Die zweite Axe, welche vom Rücken zum Bauch geht, nennen wir Dicken- axe (Axis dorsoventralis); ihr einer Pol ist der Rückenpol (Polus dorsa- lis), ihr anderer der Bauchpol (Polus ventralis). Die dritte Axe, welche von Rechts nach Links geht, ist unsere Breitenaxe (Axis lateralis); ihr einer Pol ist der rechte, ihr anderer der linke Pol. Bei den sogenann- ten „Strahlthieren“ oder Radiaten, welche man auch oft als reguläre be- zeichnet, ebenso bei den meisten Geschlechts-Individuen (Blüthensprossen) der Phanerogamen sind die bezeichneten drei Axen bald zu unterscheiden (wenn sie zur Formgruppe der Centrepipeden gehören), bald nicht. Im letztern Falle (bei den vollkommen „regulären“ Strahlthieren und Blüthen) ist bloss die Längendimension durch eine Axe bestimmt und diese Haupt- axe ist die Längsaxe, welche vom Mundpol zum Gegenmundpol geht (z. B. beim Seestern vom Mund zum After, bei der Meduse vom Mund zur Mitte der Glockenwölbung, bei der regulären trichterförmigen Blüthe von der Mündung zum Grunde (Ansatz) der Blüthe. Die anderen Axen, welche durch die Zahl der „Strahlen“ bestimmt werden, in der Mitte dieser „Strahlen- abschnitte“ verlaufen und sich in der Hauptaxe kreuzen, fünf bei den Echino-

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Zitationshilfe: Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/354>, abgerufen am 23.11.2024.