es die morphologischen Individuen erster Ordnung, die Plastiden, welche sich in dieser Beziehung den Krystallen vollkommen gleich verhalten. Die einzigen Form-Unterschiede, welche sich zwischen den Krystallen und den Plastiden zeigen, sind durch den festflüssigen Aggregatzustand der letzteren und ihre "ererbten" Eigenschaften bedingt, wie wir im fünften Capitel gezeigt haben. Bei den morpho- logischen Individuen zweiter und höherer Ordnung ist die Grundform wiederum das nothwendige Resultat ihrer Zusammensetzung aus den subordinirten Individualitäten. Dieses wichtige Gesetz müssen wir als das monistische Grundgesetz der organischen Promorphologie be- trachten.
Ausser dieser hohen theoretischen Bedeutung besitzt aber unserer Ansicht nach die Promorphologie noch einen sehr bedeutenden prak- tischen Werth. Wir finden diesen vorzüglich darin, dass von ihr eine gründliche Reform der descriptiven Morphologie, der systematischen Morphographie ausgehen wird, und dass namentlich die in der letzte- ren gebräuchliche Orismologie dadurch eine philosophische Läuterung erfahren wird. Jeder Morphologe muss oder könnte bei einigem Nach- denken wissen, in welchem traurigen Zustande sich gegenwärtig die gesammte organische Orismologie oder Terminologie (wie sie ge- wöhnlich mit einer Vox hybrida bezeichnet wird) befindet. Dies gilt vorzüglich von dem allgemeinen Theile derselben, welcher die Ge- sammtform der organischen Individuen und die Beziehungen ihrer verschiedenen Theile zur Aussenwelt zu bezeichnen hat. Dass hier nicht allein zwischen allen verschiedenen systematischen Gebieten die grösste Discrepanz, sondern auch auf einem und demselben Gebiete die grösste Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Autoren herrscht, ist allbekannt; wir brauchen bloss an die Coelenteraten zu erinnern. Diese chaotische Verwirrung erklärt sich aber ganz natürlich aus der mangelhaften Bestimmung der stereometrischen Grundform und der unvollkommenen Unterscheidung der Form-Individuen verschiedener Ordnung, vorzüglich der Antimeren. Sobald man diese scharf unter- scheidet und ihre constanten Beziehungen stets im Auge behält, so er- giebt sich leicht eine strenge und allgemein anwendbare Bezeichnung der verschiedenen Körpertheile und Körperregionen.
Ein Hauptfehler der gegenwärtig noch herrschenden Orismologie oder Terminologie auf dem descriptiven Gebiete der Morphologie liegt darin, dass man überall morphologische und physiologische Bezeich- nungen bunt durch einander gebraucht, und ohne sich bewusst zu werden, dass derselbe Begriff einen wesentlich verschiedenen Inhalt und Umfang besitzt, je nachdem man bloss an seine morphologische oder bloss an seine physiologische Be- deutung denkt. Die meisten Bezeichnungen sind weder das Eine
VIII. Promorphologie und Orismologie.
es die morphologischen Individuen erster Ordnung, die Plastiden, welche sich in dieser Beziehung den Krystallen vollkommen gleich verhalten. Die einzigen Form-Unterschiede, welche sich zwischen den Krystallen und den Plastiden zeigen, sind durch den festflüssigen Aggregatzustand der letzteren und ihre „ererbten“ Eigenschaften bedingt, wie wir im fünften Capitel gezeigt haben. Bei den morpho- logischen Individuen zweiter und höherer Ordnung ist die Grundform wiederum das nothwendige Resultat ihrer Zusammensetzung aus den subordinirten Individualitäten. Dieses wichtige Gesetz müssen wir als das monistische Grundgesetz der organischen Promorphologie be- trachten.
Ausser dieser hohen theoretischen Bedeutung besitzt aber unserer Ansicht nach die Promorphologie noch einen sehr bedeutenden prak- tischen Werth. Wir finden diesen vorzüglich darin, dass von ihr eine gründliche Reform der descriptiven Morphologie, der systematischen Morphographie ausgehen wird, und dass namentlich die in der letzte- ren gebräuchliche Orismologie dadurch eine philosophische Läuterung erfahren wird. Jeder Morphologe muss oder könnte bei einigem Nach- denken wissen, in welchem traurigen Zustande sich gegenwärtig die gesammte organische Orismologie oder Terminologie (wie sie ge- wöhnlich mit einer Vox hybrida bezeichnet wird) befindet. Dies gilt vorzüglich von dem allgemeinen Theile derselben, welcher die Ge- sammtform der organischen Individuen und die Beziehungen ihrer verschiedenen Theile zur Aussenwelt zu bezeichnen hat. Dass hier nicht allein zwischen allen verschiedenen systematischen Gebieten die grösste Discrepanz, sondern auch auf einem und demselben Gebiete die grösste Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Autoren herrscht, ist allbekannt; wir brauchen bloss an die Coelenteraten zu erinnern. Diese chaotische Verwirrung erklärt sich aber ganz natürlich aus der mangelhaften Bestimmung der stereometrischen Grundform und der unvollkommenen Unterscheidung der Form-Individuen verschiedener Ordnung, vorzüglich der Antimeren. Sobald man diese scharf unter- scheidet und ihre constanten Beziehungen stets im Auge behält, so er- giebt sich leicht eine strenge und allgemein anwendbare Bezeichnung der verschiedenen Körpertheile und Körperregionen.
Ein Hauptfehler der gegenwärtig noch herrschenden Orismologie oder Terminologie auf dem descriptiven Gebiete der Morphologie liegt darin, dass man überall morphologische und physiologische Bezeich- nungen bunt durch einander gebraucht, und ohne sich bewusst zu werden, dass derselbe Begriff einen wesentlich verschiedenen Inhalt und Umfang besitzt, je nachdem man bloss an seine morphologische oder bloss an seine physiologische Be- deutung denkt. Die meisten Bezeichnungen sind weder das Eine
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VIII. Promorphologie und Orismologie.
es die morphologischen Individuen erster Ordnung, die Plastiden,
welche sich in dieser Beziehung den Krystallen vollkommen gleich
verhalten. Die einzigen Form-Unterschiede, welche sich zwischen den
Krystallen und den Plastiden zeigen, sind durch den festflüssigen
Aggregatzustand der letzteren und ihre „ererbten“ Eigenschaften
bedingt, wie wir im fünften Capitel gezeigt haben. Bei den morpho-
logischen Individuen zweiter und höherer Ordnung ist die Grundform
wiederum das nothwendige Resultat ihrer Zusammensetzung aus den
subordinirten Individualitäten. Dieses wichtige Gesetz müssen wir als
das monistische Grundgesetz der organischen Promorphologie be-
trachten.
Ausser dieser hohen theoretischen Bedeutung besitzt aber unserer
Ansicht nach die Promorphologie noch einen sehr bedeutenden prak-
tischen Werth. Wir finden diesen vorzüglich darin, dass von ihr eine
gründliche Reform der descriptiven Morphologie, der systematischen
Morphographie ausgehen wird, und dass namentlich die in der letzte-
ren gebräuchliche Orismologie dadurch eine philosophische Läuterung
erfahren wird. Jeder Morphologe muss oder könnte bei einigem Nach-
denken wissen, in welchem traurigen Zustande sich gegenwärtig die
gesammte organische Orismologie oder Terminologie (wie sie ge-
wöhnlich mit einer Vox hybrida bezeichnet wird) befindet. Dies gilt
vorzüglich von dem allgemeinen Theile derselben, welcher die Ge-
sammtform der organischen Individuen und die Beziehungen ihrer
verschiedenen Theile zur Aussenwelt zu bezeichnen hat. Dass hier
nicht allein zwischen allen verschiedenen systematischen Gebieten die
grösste Discrepanz, sondern auch auf einem und demselben Gebiete
die grösste Uneinigkeit zwischen den verschiedenen Autoren herrscht,
ist allbekannt; wir brauchen bloss an die Coelenteraten zu erinnern.
Diese chaotische Verwirrung erklärt sich aber ganz natürlich aus der
mangelhaften Bestimmung der stereometrischen Grundform und der
unvollkommenen Unterscheidung der Form-Individuen verschiedener
Ordnung, vorzüglich der Antimeren. Sobald man diese scharf unter-
scheidet und ihre constanten Beziehungen stets im Auge behält, so er-
giebt sich leicht eine strenge und allgemein anwendbare Bezeichnung
der verschiedenen Körpertheile und Körperregionen.
Ein Hauptfehler der gegenwärtig noch herrschenden Orismologie
oder Terminologie auf dem descriptiven Gebiete der Morphologie liegt
darin, dass man überall morphologische und physiologische Bezeich-
nungen bunt durch einander gebraucht, und ohne sich bewusst zu
werden, dass derselbe Begriff einen wesentlich verschiedenen
Inhalt und Umfang besitzt, je nachdem man bloss an seine
morphologische oder bloss an seine physiologische Be-
deutung denkt. Die meisten Bezeichnungen sind weder das Eine
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/436>, abgerufen am 23.11.2024.
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