Seitenflächen enthält einen rechten Winkel. Die beiden äusseren Seitenflächen sind die Hälften zweier anstossender Seiten der regulären Pyramide; die beiden inneren Seitenflächen sind die Hälften von zwei benachbarten interradialen Kreuzebenen. Wir zerfällen die Formen- Gattung der isopolen Homostauren in fünf Formenspecies, je nachdem die Grundzahl vier, sechs, acht, zehn, oder mehr (10 + 2 n) beträgt. Je geringer die Grundzahl, desto vollkommener ist im Allgemeinen die Organisation, desto höher die Stellung des Organismus.
Erste Art der isopolen Homostauren: Geradzahlige Vielstrahler. Myriactinota. Stereometrische Grundform: Reguläre Pyramide mit 10 + 2 n Seiten. Realer Typus: Aequorea.
Wir fassen unter dem Namen der Myriactinoten alle diejenigen isopolen Homostauren zusammen, deren gerade Grundzahl mehr als zehn, also mindestens zwölf, vierzehn, sechszehn u. s. w., allgemein 10 + 2 n, beträgt. Es rechtfertigt sich diese Zusammenstellung einer- seits dadurch, dass mehr als zehn Antimeren bei Homostauren über- haupt selten sind, und dass auch da, wo sie vorkommen, die homo- typische Grundzahl innerhalb der Species meistens schwankend und nur selten constant ist. Dazu kommt noch, dass in vielen dieser Fälle die einen Individuen der Species eine gerade, die anderen eine ungerade Antimeren-Zahl zeigen. Es findet also in der Myriactinoten- und Polyactinoten-Form eine unmittelbare Berührung der Isopolen- und Anisopolen-Form statt.
Aus dem Pflanzenreiche sind uns sichere Beispiele myriactinoter Formen nicht bekannt. Dagegen finden sich dieselben bei einer An- zahl von Seesternen, von niederen Hydromedusen und von Radiolarien aus der Cyrtiden-Familie. Von den letzteren ist namentlich das merk- würdige Litharachnium tentorium (Rad. Taf. IV, Fig. 7--10) mit zwanzig Antimeren zu nennen, welches die Grundform einer regulären zwanzigseitigen Pyramide mit ausgehöhlten Seitenflächen in zierlichster Ausführung zeigt. Unter den Seesternen findet sich die höchste An- timeren-Zahl bei Asteracanthion helianthus mit zwanzig bis dreissig und selbst mit vierzig Strahlen; an ihn schliesst sich Echinaster solaris mit vierzehn bis zwanzig (bisweilen aber auch mit einundzwanzig) Armen. Zwölf bis vierzehn Antimeren (oft aber auch nur zehn bis elf) finden sich bei Solaster papposus, zwölf bei Asteracanthion aster. Viel häufiger ist die isopole Polyactinoten-Form bei den niederen Hydromedusen, wo nicht allein viele Hydroidpolypen, sondern auch viele craspedote Medusen, namentlich aus den Familien der Aequo-
System der organischen Grundformen.
Seitenflächen enthält einen rechten Winkel. Die beiden äusseren Seitenflächen sind die Hälften zweier anstossender Seiten der regulären Pyramide; die beiden inneren Seitenflächen sind die Hälften von zwei benachbarten interradialen Kreuzebenen. Wir zerfällen die Formen- Gattung der isopolen Homostauren in fünf Formenspecies, je nachdem die Grundzahl vier, sechs, acht, zehn, oder mehr (10 + 2 n) beträgt. Je geringer die Grundzahl, desto vollkommener ist im Allgemeinen die Organisation, desto höher die Stellung des Organismus.
Erste Art der isopolen Homostauren: Geradzahlige Vielstrahler. Myriactinota. Stereometrische Grundform: Reguläre Pyramide mit 10 + 2 n Seiten. Realer Typus: Aequorea.
Wir fassen unter dem Namen der Myriactinoten alle diejenigen isopolen Homostauren zusammen, deren gerade Grundzahl mehr als zehn, also mindestens zwölf, vierzehn, sechszehn u. s. w., allgemein 10 + 2 n, beträgt. Es rechtfertigt sich diese Zusammenstellung einer- seits dadurch, dass mehr als zehn Antimeren bei Homostauren über- haupt selten sind, und dass auch da, wo sie vorkommen, die homo- typische Grundzahl innerhalb der Species meistens schwankend und nur selten constant ist. Dazu kommt noch, dass in vielen dieser Fälle die einen Individuen der Species eine gerade, die anderen eine ungerade Antimeren-Zahl zeigen. Es findet also in der Myriactinoten- und Polyactinoten-Form eine unmittelbare Berührung der Isopolen- und Anisopolen-Form statt.
Aus dem Pflanzenreiche sind uns sichere Beispiele myriactinoter Formen nicht bekannt. Dagegen finden sich dieselben bei einer An- zahl von Seesternen, von niederen Hydromedusen und von Radiolarien aus der Cyrtiden-Familie. Von den letzteren ist namentlich das merk- würdige Litharachnium tentorium (Rad. Taf. IV, Fig. 7—10) mit zwanzig Antimeren zu nennen, welches die Grundform einer regulären zwanzigseitigen Pyramide mit ausgehöhlten Seitenflächen in zierlichster Ausführung zeigt. Unter den Seesternen findet sich die höchste An- timeren-Zahl bei Asteracanthion helianthus mit zwanzig bis dreissig und selbst mit vierzig Strahlen; an ihn schliesst sich Echinaster solaris mit vierzehn bis zwanzig (bisweilen aber auch mit einundzwanzig) Armen. Zwölf bis vierzehn Antimeren (oft aber auch nur zehn bis elf) finden sich bei Solaster papposus, zwölf bei Asteracanthion aster. Viel häufiger ist die isopole Polyactinoten-Form bei den niederen Hydromedusen, wo nicht allein viele Hydroidpolypen, sondern auch viele craspedote Medusen, namentlich aus den Familien der Aequo-
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System der organischen Grundformen.
Seitenflächen enthält einen rechten Winkel. Die beiden äusseren
Seitenflächen sind die Hälften zweier anstossender Seiten der regulären
Pyramide; die beiden inneren Seitenflächen sind die Hälften von zwei
benachbarten interradialen Kreuzebenen. Wir zerfällen die Formen-
Gattung der isopolen Homostauren in fünf Formenspecies, je nachdem
die Grundzahl vier, sechs, acht, zehn, oder mehr (10 + 2 n) beträgt.
Je geringer die Grundzahl, desto vollkommener ist im Allgemeinen
die Organisation, desto höher die Stellung des Organismus.
Erste Art der isopolen Homostauren:
Geradzahlige Vielstrahler. Myriactinota.
Stereometrische Grundform: Reguläre Pyramide mit 10 + 2 n Seiten.
Realer Typus: Aequorea.
Wir fassen unter dem Namen der Myriactinoten alle diejenigen
isopolen Homostauren zusammen, deren gerade Grundzahl mehr als
zehn, also mindestens zwölf, vierzehn, sechszehn u. s. w., allgemein
10 + 2 n, beträgt. Es rechtfertigt sich diese Zusammenstellung einer-
seits dadurch, dass mehr als zehn Antimeren bei Homostauren über-
haupt selten sind, und dass auch da, wo sie vorkommen, die homo-
typische Grundzahl innerhalb der Species meistens schwankend und
nur selten constant ist. Dazu kommt noch, dass in vielen dieser
Fälle die einen Individuen der Species eine gerade, die anderen eine
ungerade Antimeren-Zahl zeigen. Es findet also in der Myriactinoten-
und Polyactinoten-Form eine unmittelbare Berührung der Isopolen-
und Anisopolen-Form statt.
Aus dem Pflanzenreiche sind uns sichere Beispiele myriactinoter
Formen nicht bekannt. Dagegen finden sich dieselben bei einer An-
zahl von Seesternen, von niederen Hydromedusen und von Radiolarien
aus der Cyrtiden-Familie. Von den letzteren ist namentlich das merk-
würdige Litharachnium tentorium (Rad. Taf. IV, Fig. 7—10) mit
zwanzig Antimeren zu nennen, welches die Grundform einer regulären
zwanzigseitigen Pyramide mit ausgehöhlten Seitenflächen in zierlichster
Ausführung zeigt. Unter den Seesternen findet sich die höchste An-
timeren-Zahl bei Asteracanthion helianthus mit zwanzig bis dreissig
und selbst mit vierzig Strahlen; an ihn schliesst sich Echinaster solaris
mit vierzehn bis zwanzig (bisweilen aber auch mit einundzwanzig)
Armen. Zwölf bis vierzehn Antimeren (oft aber auch nur zehn bis
elf) finden sich bei Solaster papposus, zwölf bei Asteracanthion aster.
Viel häufiger ist die isopole Polyactinoten-Form bei den niederen
Hydromedusen, wo nicht allein viele Hydroidpolypen, sondern auch
viele craspedote Medusen, namentlich aus den Familien der Aequo-
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/505>, abgerufen am 23.11.2024.
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