abgewandt ist. Bei Reseda (Taf. I, Fig. 11) z. B. ist das (obere) dorsale Blumenblatt das grösste, in fünf bis sieben lineale Zipfel gespalten, das entgegengesetzte (untere) ventrale Blumenblatt das kleinste, tief zweispaltig; die beiden seitlichen, symmetrisch-gleichen (rechtes und linkes) sind flach dreispaltig. Bei den tetrapleuren Dipsaceen-Blüthen ist umgekehrt das untere (ventrale) Blumenblatt das grösste.
Zweite Abtheilung der gleichhälftigen Zweipaarigen: Eutetrapleura interradialia. Eutetrapleuren mit interradialer Medianebene und mit zwei verschiedenen Antimeren-Formen. Realer Typus: Nereis (oder Iberis) Taf. I, Fig. 12.
Bei den interradialen Eutetrapleuren besteht jede Körperhälfte (rechte und linke) aus zwei ganzen Antimeren oder aus einem Antimeren-Paare, und jedes Paar wiederum aus zwei ungleichen, einem dorsalen und einem ventralen Antimer. Die Medianebene wird durch eine interradiale Kreuzebene gebildet. Die interradialen Eutetrapleuren unterscheiden sich demgemäss von den radialen dadurch sehr wesentlich, dass der Körper der ersteren aus zwei Paaren sym- metrisch-gleicher Antimeren zusammengesetzt ist, während bei den letzteren derselbe aus einem Paare symmetrisch-gleicher und aus einem Paare ähnlicher oder ganz ungleicher Antimeren besteht. Auch die Antimeren selbst sind bei beiden verschieden. Bei den inter- radialen Eutetrapleuren besteht jedes Antimer aus zwei ungleichen (ähnlichen) Hälften und besitzt daher selbst die Dysdipleuren-Form, während dies bei den radialen Eutetrapleuren nur mit dem lateralen Antimeren-Paar der Fall ist, das dorsale Antimer dagegen und ebenso das ventrale aus zwei symmetrisch gleichen Hälften besteht und die Eudipleuren-Form besitzt. Als interradiale Eutetrapleuren müssen wir die grosse Mehrzahl aller Würmer betrachten, ferner die Zaphrentiden unter den Anthozoen, und von den Dicotyledonen eine Anzahl Cruciferen-Blüthen (Iberis) und einige Andere.
Die Vertreter der interradialen Eutetrapleuren-Form im Coelenteraten- Stamme sind die Zaphrentiden, eine umfangreiche Familie aus der Ord- nung der fossilen Rugosen, die man bisher meistens, und wohl mit Recht, zu den Anthozoen, neuerdings aber auch zu den Hydromedusen gerechnet hat. Sämmtliche Rugosen stimmen mit der Mehrzahl der Hydromedusen durch die homotypische Vierzahl überein, während sie durch die interra- dialen Septa der perigastrischen Höhle sich den sechszähligen Madreporarien unmittelbar anschliessen. Bei den meisten Rugosen-Familien, den Cysti- phylliden, Cyathophylliden und Stauriden, sind die 4 Antimeren vollkommen congruent und also die Tetractinoten-Form so rein, wie bei den Medusen ausgebildet. Die Grenze zwischen den 4 Antimeren ist ganz scharf durch das rechtwinkelige Kreuz der 4 primaeren interradialen Septa (Leisten oder
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Zweipaarige Grundformen. Tetrapleura.
abgewandt ist. Bei Reseda (Taf. I, Fig. 11) z. B. ist das (obere) dorsale Blumenblatt das grösste, in fünf bis sieben lineale Zipfel gespalten, das entgegengesetzte (untere) ventrale Blumenblatt das kleinste, tief zweispaltig; die beiden seitlichen, symmetrisch-gleichen (rechtes und linkes) sind flach dreispaltig. Bei den tetrapleuren Dipsaceen-Blüthen ist umgekehrt das untere (ventrale) Blumenblatt das grösste.
Zweite Abtheilung der gleichhälftigen Zweipaarigen: Eutetrapleura interradialia. Eutetrapleuren mit interradialer Medianebene und mit zwei verschiedenen Antimeren-Formen. Realer Typus: Nereïs (oder Iberis) Taf. I, Fig. 12.
Bei den interradialen Eutetrapleuren besteht jede Körperhälfte (rechte und linke) aus zwei ganzen Antimeren oder aus einem Antimeren-Paare, und jedes Paar wiederum aus zwei ungleichen, einem dorsalen und einem ventralen Antimer. Die Medianebene wird durch eine interradiale Kreuzebene gebildet. Die interradialen Eutetrapleuren unterscheiden sich demgemäss von den radialen dadurch sehr wesentlich, dass der Körper der ersteren aus zwei Paaren sym- metrisch-gleicher Antimeren zusammengesetzt ist, während bei den letzteren derselbe aus einem Paare symmetrisch-gleicher und aus einem Paare ähnlicher oder ganz ungleicher Antimeren besteht. Auch die Antimeren selbst sind bei beiden verschieden. Bei den inter- radialen Eutetrapleuren besteht jedes Antimer aus zwei ungleichen (ähnlichen) Hälften und besitzt daher selbst die Dysdipleuren-Form, während dies bei den radialen Eutetrapleuren nur mit dem lateralen Antimeren-Paar der Fall ist, das dorsale Antimer dagegen und ebenso das ventrale aus zwei symmetrisch gleichen Hälften besteht und die Eudipleuren-Form besitzt. Als interradiale Eutetrapleuren müssen wir die grosse Mehrzahl aller Würmer betrachten, ferner die Zaphrentiden unter den Anthozoen, und von den Dicotyledonen eine Anzahl Cruciferen-Blüthen (Iberis) und einige Andere.
Die Vertreter der interradialen Eutetrapleuren-Form im Coelenteraten- Stamme sind die Zaphrentiden, eine umfangreiche Familie aus der Ord- nung der fossilen Rugosen, die man bisher meistens, und wohl mit Recht, zu den Anthozoen, neuerdings aber auch zu den Hydromedusen gerechnet hat. Sämmtliche Rugosen stimmen mit der Mehrzahl der Hydromedusen durch die homotypische Vierzahl überein, während sie durch die interra- dialen Septa der perigastrischen Höhle sich den sechszähligen Madreporarien unmittelbar anschliessen. Bei den meisten Rugosen-Familien, den Cysti- phylliden, Cyathophylliden und Stauriden, sind die 4 Antimeren vollkommen congruent und also die Tetractinoten-Form so rein, wie bei den Medusen ausgebildet. Die Grenze zwischen den 4 Antimeren ist ganz scharf durch das rechtwinkelige Kreuz der 4 primaeren interradialen Septa (Leisten oder
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Zweipaarige Grundformen. Tetrapleura.
abgewandt ist. Bei Reseda (Taf. I, Fig. 11) z. B. ist das (obere) dorsale
Blumenblatt das grösste, in fünf bis sieben lineale Zipfel gespalten,
das entgegengesetzte (untere) ventrale Blumenblatt das kleinste, tief
zweispaltig; die beiden seitlichen, symmetrisch-gleichen (rechtes und
linkes) sind flach dreispaltig. Bei den tetrapleuren Dipsaceen-Blüthen
ist umgekehrt das untere (ventrale) Blumenblatt das grösste.
Zweite Abtheilung der gleichhälftigen Zweipaarigen:
Eutetrapleura interradialia.
Eutetrapleuren mit interradialer Medianebene und mit zwei verschiedenen
Antimeren-Formen.
Realer Typus: Nereïs (oder Iberis) Taf. I, Fig. 12.
Bei den interradialen Eutetrapleuren besteht jede Körperhälfte
(rechte und linke) aus zwei ganzen Antimeren oder aus einem
Antimeren-Paare, und jedes Paar wiederum aus zwei ungleichen,
einem dorsalen und einem ventralen Antimer. Die Medianebene wird
durch eine interradiale Kreuzebene gebildet. Die interradialen
Eutetrapleuren unterscheiden sich demgemäss von den radialen dadurch
sehr wesentlich, dass der Körper der ersteren aus zwei Paaren sym-
metrisch-gleicher Antimeren zusammengesetzt ist, während bei den
letzteren derselbe aus einem Paare symmetrisch-gleicher und aus
einem Paare ähnlicher oder ganz ungleicher Antimeren besteht. Auch
die Antimeren selbst sind bei beiden verschieden. Bei den inter-
radialen Eutetrapleuren besteht jedes Antimer aus zwei ungleichen
(ähnlichen) Hälften und besitzt daher selbst die Dysdipleuren-Form,
während dies bei den radialen Eutetrapleuren nur mit dem lateralen
Antimeren-Paar der Fall ist, das dorsale Antimer dagegen und
ebenso das ventrale aus zwei symmetrisch gleichen Hälften besteht
und die Eudipleuren-Form besitzt. Als interradiale Eutetrapleuren
müssen wir die grosse Mehrzahl aller Würmer betrachten, ferner die
Zaphrentiden unter den Anthozoen, und von den Dicotyledonen eine
Anzahl Cruciferen-Blüthen (Iberis) und einige Andere.
Die Vertreter der interradialen Eutetrapleuren-Form im Coelenteraten-
Stamme sind die Zaphrentiden, eine umfangreiche Familie aus der Ord-
nung der fossilen Rugosen, die man bisher meistens, und wohl mit Recht,
zu den Anthozoen, neuerdings aber auch zu den Hydromedusen gerechnet
hat. Sämmtliche Rugosen stimmen mit der Mehrzahl der Hydromedusen
durch die homotypische Vierzahl überein, während sie durch die interra-
dialen Septa der perigastrischen Höhle sich den sechszähligen Madreporarien
unmittelbar anschliessen. Bei den meisten Rugosen-Familien, den Cysti-
phylliden, Cyathophylliden und Stauriden, sind die 4 Antimeren vollkommen
congruent und also die Tetractinoten-Form so rein, wie bei den Medusen
ausgebildet. Die Grenze zwischen den 4 Antimeren ist ganz scharf durch
das rechtwinkelige Kreuz der 4 primaeren interradialen Septa (Leisten oder
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Haeckel, Erich: Generelle Morphologie der Organismen. Bd. 1. Berlin, 1866, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_morphologie01_1866/554>, abgerufen am 24.11.2024.
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