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Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876.

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Unter den physikalischen Eigenschaften des Plasson
ist vor allen sein starkes Quellungs-Vermögen oder die
Imbibitionskraft hervorzuheben, die Fähigkeit, Wasser in
wechselnder und oft höchst beträchtlicher Quantität auf¬
zunehmen und gleichmässig zwischen seinen Molekülen zu
vertheilen. Daraus resultirt der eigenthümliche, weiche
Dichtigkeitszustand aller lebenden Gewebe, den wir als
den festflüssigen Aggregatzustand bezeichnen. Er
erscheint als eine nothwendige Vorbedingung aller der
verwickelten Molekularbewegungen, als deren Gesammt¬
resultat das "Leben" sich darstellt. Die Leichtigkeit, mit
welcher das Plasson unter verschiedenen äusseren Existenz-
Bedingungen Wasser und wässerige Lösungen aufnimmt
und abgiebt, ist dabei von besonderer Bedeutung, und
nicht minder die ausserordentliche Neigung der meisten
Plasson-Arten, sich mit anderen Kohlenstoffverbindungen
(z. B. mit Fetten) sowie mit Salzen zu vermengen. Offen¬
bar beweisen diese und viele andere Eigenthümlichkeiten
der Plasson-Gruppe, dass wir es hier mit Kohlenstoffver¬
bindungen zu thun haben, deren Moleküle sich durch eine
ganz ungewöhnliche Beweglichkeit und Unbeständigkeit,
Zersetzbarkeit und vielseitige Wahlverwandtschaft vor allen
anderen auszeichnen. Diese "Plasson-Moleküle" sind es
ja überhaupt, welche sich bei jeder tieferen Untersuchung
jener elementaren Verhältnisse in den Vordergrund
drängen und welche wir auch bei unserer Perigenesis
als die eigentlichen activen Elementar-Factoren auf das
Genaueste in's Auge zu fassen haben.

Die Plasson-Moleküle oder die Plastidule, wie
wir sie mit Elsberg kurz bezeichnen wollen, besitzen zu¬

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Unter den physikalischen Eigenschaften des Plasson
ist vor allen sein starkes Quellungs-Vermögen oder die
Imbibitionskraft hervorzuheben, die Fähigkeit, Wasser in
wechselnder und oft höchst beträchtlicher Quantität auf¬
zunehmen und gleichmässig zwischen seinen Molekülen zu
vertheilen. Daraus resultirt der eigenthümliche‚ weiche
Dichtigkeitszustand aller lebenden Gewebe, den wir als
den festflüssigen Aggregatzustand bezeichnen. Er
erscheint als eine nothwendige Vorbedingung aller der
verwickelten Molekularbewegungen, als deren Gesammt¬
resultat das „Leben“ sich darstellt. Die Leichtigkeit‚ mit
welcher das Plasson unter verschiedenen äusseren Existenz-
Bedingungen Wasser und wässerige Lösungen aufnimmt
und abgiebt‚ ist dabei von besonderer Bedeutung‚ und
nicht minder die ausserordentliche Neigung der meisten
Plasson-Arten‚ sich mit anderen Kohlenstoffverbindungen
(z. B. mit Fetten) sowie mit Salzen zu vermengen. Offen¬
bar beweisen diese und viele andere Eigenthümlichkeiten
der Plasson-Gruppe‚ dass wir es hier mit Kohlenstoffver¬
bindungen zu thun haben‚ deren Moleküle sich durch eine
ganz ungewöhnliche Beweglichkeit und Unbeständigkeit,
Zersetzbarkeit und vielseitige Wahlverwandtschaft vor allen
anderen auszeichnen. Diese „Plasson-Moleküle“ sind es
ja überhaupt‚ welche sich bei jeder tieferen Untersuchung
jener elementaren Verhältnisse in den Vordergrund
drängen und welche wir auch bei unserer Perigenesis
als die eigentlichen activen Elementar-Factoren auf das
Genaueste in's Auge zu fassen haben.

Die Plasson-Moleküle oder die Plastidule‚ wie
wir sie mit Elsberg kurz bezeichnen wollen‚ besitzen zu¬

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[35/0041] Unter den physikalischen Eigenschaften des Plasson ist vor allen sein starkes Quellungs-Vermögen oder die Imbibitionskraft hervorzuheben, die Fähigkeit, Wasser in wechselnder und oft höchst beträchtlicher Quantität auf¬ zunehmen und gleichmässig zwischen seinen Molekülen zu vertheilen. Daraus resultirt der eigenthümliche‚ weiche Dichtigkeitszustand aller lebenden Gewebe, den wir als den festflüssigen Aggregatzustand bezeichnen. Er erscheint als eine nothwendige Vorbedingung aller der verwickelten Molekularbewegungen, als deren Gesammt¬ resultat das „Leben“ sich darstellt. Die Leichtigkeit‚ mit welcher das Plasson unter verschiedenen äusseren Existenz- Bedingungen Wasser und wässerige Lösungen aufnimmt und abgiebt‚ ist dabei von besonderer Bedeutung‚ und nicht minder die ausserordentliche Neigung der meisten Plasson-Arten‚ sich mit anderen Kohlenstoffverbindungen (z. B. mit Fetten) sowie mit Salzen zu vermengen. Offen¬ bar beweisen diese und viele andere Eigenthümlichkeiten der Plasson-Gruppe‚ dass wir es hier mit Kohlenstoffver¬ bindungen zu thun haben‚ deren Moleküle sich durch eine ganz ungewöhnliche Beweglichkeit und Unbeständigkeit, Zersetzbarkeit und vielseitige Wahlverwandtschaft vor allen anderen auszeichnen. Diese „Plasson-Moleküle“ sind es ja überhaupt‚ welche sich bei jeder tieferen Untersuchung jener elementaren Verhältnisse in den Vordergrund drängen und welche wir auch bei unserer Perigenesis als die eigentlichen activen Elementar-Factoren auf das Genaueste in's Auge zu fassen haben. Die Plasson-Moleküle oder die Plastidule‚ wie wir sie mit Elsberg kurz bezeichnen wollen‚ besitzen zu¬ 3*

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Perigenesis der Plastidule oder die Wellenerzeugung der Lebenstheilchen. Berlin, 1876, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_plastidule_1876/41>, abgerufen am 21.11.2024.