Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.Abstammung der zahlreichen Culturrassen von wenigen wilden Arten. führen, daß alle verschiedenen Rassen Nachkommen einer einzigen ur-sprünglichen wilden Art sind, die vom Menschen in den Culturzustand übergeführt wurde. Für einige Hausthiere, namentlich die Hunde, Schweine und Rinder, ist es allerdings wahrscheinlicher, daß die man- nichfaltigen Rassen derselben von mehreren wilden Stammarten ab- zuleiten sind, welche sich nachträglich im Culturzustande mit einan- der vermischt haben. Jndessen ist die Zahl dieser ursprünglichen wil- den Stammarten immer viel geringer, als die Zahl der aus ihrer Vermischung und Züchtung hervorgegangenen Culturformen, und na- türlich stammen auch jene ersteren ursprünglich von einer einzigen ge- meinsamen Stammform der ganzen Gattung ab. Auf keinen Fall stammt jede besondere Culturrasse von einer eigenen wilden Art ab. Jm Gegensatz hierzu behaupten fast alle Landwirthe und Gärt- Abſtammung der zahlreichen Culturraſſen von wenigen wilden Arten. fuͤhren, daß alle verſchiedenen Raſſen Nachkommen einer einzigen ur-ſpruͤnglichen wilden Art ſind, die vom Menſchen in den Culturzuſtand uͤbergefuͤhrt wurde. Fuͤr einige Hausthiere, namentlich die Hunde, Schweine und Rinder, iſt es allerdings wahrſcheinlicher, daß die man- nichfaltigen Raſſen derſelben von mehreren wilden Stammarten ab- zuleiten ſind, welche ſich nachtraͤglich im Culturzuſtande mit einan- der vermiſcht haben. Jndeſſen iſt die Zahl dieſer urſpruͤnglichen wil- den Stammarten immer viel geringer, als die Zahl der aus ihrer Vermiſchung und Zuͤchtung hervorgegangenen Culturformen, und na- tuͤrlich ſtammen auch jene erſteren urſpruͤnglich von einer einzigen ge- meinſamen Stammform der ganzen Gattung ab. Auf keinen Fall ſtammt jede beſondere Culturraſſe von einer eigenen wilden Art ab. Jm Gegenſatz hierzu behaupten faſt alle Landwirthe und Gaͤrt- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="116"/><fw place="top" type="header">Abſtammung der zahlreichen Culturraſſen von wenigen wilden Arten.</fw><lb/> fuͤhren, daß alle verſchiedenen Raſſen Nachkommen einer einzigen ur-<lb/> ſpruͤnglichen wilden Art ſind, die vom Menſchen in den Culturzuſtand<lb/> uͤbergefuͤhrt wurde. Fuͤr einige Hausthiere, namentlich die Hunde,<lb/> Schweine und Rinder, iſt es allerdings wahrſcheinlicher, daß die man-<lb/> nichfaltigen Raſſen derſelben von mehreren wilden Stammarten ab-<lb/> zuleiten ſind, welche ſich nachtraͤglich im Culturzuſtande mit einan-<lb/> der vermiſcht haben. Jndeſſen iſt die Zahl dieſer urſpruͤnglichen wil-<lb/> den Stammarten immer viel geringer, als die Zahl der aus ihrer<lb/> Vermiſchung und Zuͤchtung hervorgegangenen Culturformen, und na-<lb/> tuͤrlich ſtammen auch jene erſteren urſpruͤnglich von einer einzigen ge-<lb/> meinſamen Stammform der ganzen Gattung ab. Auf keinen Fall<lb/> ſtammt jede beſondere Culturraſſe von einer eigenen wilden Art ab.</p><lb/> <p>Jm Gegenſatz hierzu behaupten faſt alle Landwirthe und Gaͤrt-<lb/> ner mit der groͤßten Beſtimmtheit, daß jede einzelne, von ihnen<lb/> gezuͤchtete Raſſe von einer beſonderen wilden Stammart abſtammen<lb/> muͤſſe, weil ſie die Unterſchiede der Raſſen ſcharf erkennen, die Ver-<lb/> erbung ihrer Eigenſchaften ſehr hochſchaͤtzen, und nicht bedenken, daß<lb/> dieſelben erſt durch langſame Haͤufung kleiner, kaum merklicher Abaͤn-<lb/> derungen entſtanden ſind. Auch in dieſer Beziehung iſt die Verglei-<lb/> chung der Culturraſſen mit den wilden Species aͤußerſt lehrreich.<lb/> Die Entſtehungsart iſt in beiden Faͤllen dieſelbe.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [116/0137]
Abſtammung der zahlreichen Culturraſſen von wenigen wilden Arten.
fuͤhren, daß alle verſchiedenen Raſſen Nachkommen einer einzigen ur-
ſpruͤnglichen wilden Art ſind, die vom Menſchen in den Culturzuſtand
uͤbergefuͤhrt wurde. Fuͤr einige Hausthiere, namentlich die Hunde,
Schweine und Rinder, iſt es allerdings wahrſcheinlicher, daß die man-
nichfaltigen Raſſen derſelben von mehreren wilden Stammarten ab-
zuleiten ſind, welche ſich nachtraͤglich im Culturzuſtande mit einan-
der vermiſcht haben. Jndeſſen iſt die Zahl dieſer urſpruͤnglichen wil-
den Stammarten immer viel geringer, als die Zahl der aus ihrer
Vermiſchung und Zuͤchtung hervorgegangenen Culturformen, und na-
tuͤrlich ſtammen auch jene erſteren urſpruͤnglich von einer einzigen ge-
meinſamen Stammform der ganzen Gattung ab. Auf keinen Fall
ſtammt jede beſondere Culturraſſe von einer eigenen wilden Art ab.
Jm Gegenſatz hierzu behaupten faſt alle Landwirthe und Gaͤrt-
ner mit der groͤßten Beſtimmtheit, daß jede einzelne, von ihnen
gezuͤchtete Raſſe von einer beſonderen wilden Stammart abſtammen
muͤſſe, weil ſie die Unterſchiede der Raſſen ſcharf erkennen, die Ver-
erbung ihrer Eigenſchaften ſehr hochſchaͤtzen, und nicht bedenken, daß
dieſelben erſt durch langſame Haͤufung kleiner, kaum merklicher Abaͤn-
derungen entſtanden ſind. Auch in dieſer Beziehung iſt die Verglei-
chung der Culturraſſen mit den wilden Species aͤußerſt lehrreich.
Die Entſtehungsart iſt in beiden Faͤllen dieſelbe.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |