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Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868.

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Einfache oder mehrfache Urzeugung.
daß der Proceß der Urzeugung noch immer fortdauert. Denn wir
stehen hier vor folgender Alternative. Entweder haben sich seit der
ältesten Primordialzeit diese einfachsten Organismen unverändert er-
halten und noch bis auf den heutigen Tag, viele Millionen Jahre hin-
durch, unentwickelt den Charakter der ersten Moneren beibehalten. Oder
dies ist nicht der Fall. Dann müssen sich wiederholt durch Urzeugung
solche Moneren gebildet haben, und es ist dann nicht abzusehen, wa-
rum dieser Prozeß nicht noch immer fortdauern soll. Wie wir bemerkt
haben, ist bisher die Urzeugung durch eine wirkliche Beobachtung noch
nicht nachgewiesen, was auch jedenfalls (selbst wenn sie alltäglich statt-
fände!) sehr schwierig sein würde. Allein widerlegt ist die Urzeugung
experimentell eben so wenig und kann sie überhaupt niemals werden.
Offenbar erscheint es aber bei denkender Betrachtung viel natürlicher,
auch jetzt noch diesen Proceß anzunehmen, als zu denken, daß diese
einfachsten Schleimklümpchen seit antelaurentischer Zeit noch keinerlei
Organe entwickelt und seit jenen vielen Millionen von Jahren sich ganz
oder fast ganz unverändert in ihrer primitiven Urgestalt erhalten haben.



Einfache oder mehrfache Urzeugung.
daß der Proceß der Urzeugung noch immer fortdauert. Denn wir
ſtehen hier vor folgender Alternative. Entweder haben ſich ſeit der
aͤlteſten Primordialzeit dieſe einfachſten Organismen unveraͤndert er-
halten und noch bis auf den heutigen Tag, viele Millionen Jahre hin-
durch, unentwickelt den Charakter der erſten Moneren beibehalten. Oder
dies iſt nicht der Fall. Dann muͤſſen ſich wiederholt durch Urzeugung
ſolche Moneren gebildet haben, und es iſt dann nicht abzuſehen, wa-
rum dieſer Prozeß nicht noch immer fortdauern ſoll. Wie wir bemerkt
haben, iſt bisher die Urzeugung durch eine wirkliche Beobachtung noch
nicht nachgewieſen, was auch jedenfalls (ſelbſt wenn ſie alltaͤglich ſtatt-
faͤnde!) ſehr ſchwierig ſein wuͤrde. Allein widerlegt iſt die Urzeugung
experimentell eben ſo wenig und kann ſie uͤberhaupt niemals werden.
Offenbar erſcheint es aber bei denkender Betrachtung viel natuͤrlicher,
auch jetzt noch dieſen Proceß anzunehmen, als zu denken, daß dieſe
einfachſten Schleimkluͤmpchen ſeit antelaurentiſcher Zeit noch keinerlei
Organe entwickelt und ſeit jenen vielen Millionen von Jahren ſich ganz
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[346/0371] Einfache oder mehrfache Urzeugung. daß der Proceß der Urzeugung noch immer fortdauert. Denn wir ſtehen hier vor folgender Alternative. Entweder haben ſich ſeit der aͤlteſten Primordialzeit dieſe einfachſten Organismen unveraͤndert er- halten und noch bis auf den heutigen Tag, viele Millionen Jahre hin- durch, unentwickelt den Charakter der erſten Moneren beibehalten. Oder dies iſt nicht der Fall. Dann muͤſſen ſich wiederholt durch Urzeugung ſolche Moneren gebildet haben, und es iſt dann nicht abzuſehen, wa- rum dieſer Prozeß nicht noch immer fortdauern ſoll. Wie wir bemerkt haben, iſt bisher die Urzeugung durch eine wirkliche Beobachtung noch nicht nachgewieſen, was auch jedenfalls (ſelbſt wenn ſie alltaͤglich ſtatt- faͤnde!) ſehr ſchwierig ſein wuͤrde. Allein widerlegt iſt die Urzeugung experimentell eben ſo wenig und kann ſie uͤberhaupt niemals werden. Offenbar erſcheint es aber bei denkender Betrachtung viel natuͤrlicher, auch jetzt noch dieſen Proceß anzunehmen, als zu denken, daß dieſe einfachſten Schleimkluͤmpchen ſeit antelaurentiſcher Zeit noch keinerlei Organe entwickelt und ſeit jenen vielen Millionen von Jahren ſich ganz oder faſt ganz unveraͤndert in ihrer primitiven Urgeſtalt erhalten haben.

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/371>, abgerufen am 25.11.2024.