odon, Coryphodon, Pliolophus). An diese schließt sich unmittelbar der- jenige Zweig derselben an, welcher die eigentliche Stammform der Unpaarhufer ist, die Paläotherien, welche fossil im oberen Eocen und unteren Miocen vorkommen. Aus den Paläotherien haben sich später als zwei divergente Zweige einerseits die Nashörner (Nasi- cornia) und Nashornpferde (Elasmotherida), andrerseits die Tapire, Lamatapire und Urpferde entwickelt. Die längst ausgestorbenen Ur- pferde oder Anchitherien vermittelten den Uebergang von den Paläo- therien und Tapiren zu den Mittelpferden oder Hipparionen, die den noch lebenden echten Pferden schon ganz nahe stehen.
Die zweite Hauptgruppe der Hufthiere, die Ordnung der Paar- hufer(Artiodactyla) enthält diejenigen Hufthiere, bei denen die mittlere (dritte) und die vierte Zehe des Fußes nahezu gleich stark ent- wickelt sind, so daß die Theilungsebene zwischen Beiden die Mitte des ganzen Fußes bildet. Sie zerfällt in die beiden Unterordnungen der Schweineförmigen und der Wiederkäuer. Zu den Schweineförmi- gen(Choeromorpha) gehört zunächst der andere Zweig der Stamm- hufer, die Anoplotherien, welche wir als die gemeinsame Stamm- form aller Paarhufer oder Artiodactylen betrachten. Aus dieser Stamm- gruppe entsprangen wahrscheinlich als zwei divergente Zweige einer- seits die Urschweine oder Anthrakotherien, welche zu den Schweinen und Flußpferden, andrerseits die Xiphodonten, welche zu den Wieder- käuern hinüberführten. Die ältesten Wiederkäuer(Ruminantia) sind die Urhirsche oder Dremotherien, aus denen vielleicht als drei divergente Zweige die Hirschförmigen (Elaphia), die Hohlhörnigen (Cavicornia) und die Kamele (Tylopoda) sich entwickelt haben. Doch sind die letzteren in mancher Beziehung mehr den Unpaarhufern als den echten Paarhufern verwandt. Wie sich die zahlreichen Familien der Hufthiere dieser genealogischen Hypothese entsprechend gruppiren, zeigt Jhnen vorstehende systematische Uebersicht (S. 476).
Aus Hufthieren, welche sich an das ausschließliche Leben im Was- ser gewöhnten, und dadurch fischähnlich umbildeten, ist wahrschein- lich die merkwürdige Legion der Walthiere(Cetacea) entsprungen.
Hufthiere oder Ungulaten.
odon, Coryphodon, Pliolophus). An dieſe ſchließt ſich unmittelbar der- jenige Zweig derſelben an, welcher die eigentliche Stammform der Unpaarhufer iſt, die Palaͤotherien, welche foſſil im oberen Eocen und unteren Miocen vorkommen. Aus den Palaͤotherien haben ſich ſpaͤter als zwei divergente Zweige einerſeits die Nashoͤrner (Nasi- cornia) und Nashornpferde (Elasmotherida), andrerſeits die Tapire, Lamatapire und Urpferde entwickelt. Die laͤngſt ausgeſtorbenen Ur- pferde oder Anchitherien vermittelten den Uebergang von den Palaͤo- therien und Tapiren zu den Mittelpferden oder Hipparionen, die den noch lebenden echten Pferden ſchon ganz nahe ſtehen.
Die zweite Hauptgruppe der Hufthiere, die Ordnung der Paar- hufer(Artiodactyla) enthaͤlt diejenigen Hufthiere, bei denen die mittlere (dritte) und die vierte Zehe des Fußes nahezu gleich ſtark ent- wickelt ſind, ſo daß die Theilungsebene zwiſchen Beiden die Mitte des ganzen Fußes bildet. Sie zerfaͤllt in die beiden Unterordnungen der Schweinefoͤrmigen und der Wiederkaͤuer. Zu den Schweinefoͤrmi- gen(Choeromorpha) gehoͤrt zunaͤchſt der andere Zweig der Stamm- hufer, die Anoplotherien, welche wir als die gemeinſame Stamm- form aller Paarhufer oder Artiodactylen betrachten. Aus dieſer Stamm- gruppe entſprangen wahrſcheinlich als zwei divergente Zweige einer- ſeits die Urſchweine oder Anthrakotherien, welche zu den Schweinen und Flußpferden, andrerſeits die Xiphodonten, welche zu den Wieder- kaͤuern hinuͤberfuͤhrten. Die aͤlteſten Wiederkaͤuer(Ruminantia) ſind die Urhirſche oder Dremotherien, aus denen vielleicht als drei divergente Zweige die Hirſchfoͤrmigen (Elaphia), die Hohlhoͤrnigen (Cavicornia) und die Kamele (Tylopoda) ſich entwickelt haben. Doch ſind die letzteren in mancher Beziehung mehr den Unpaarhufern als den echten Paarhufern verwandt. Wie ſich die zahlreichen Familien der Hufthiere dieſer genealogiſchen Hypotheſe entſprechend gruppiren, zeigt Jhnen vorſtehende ſyſtematiſche Ueberſicht (S. 476).
Aus Hufthieren, welche ſich an das ausſchließliche Leben im Waſ- ſer gewoͤhnten, und dadurch fiſchaͤhnlich umbildeten, iſt wahrſchein- lich die merkwuͤrdige Legion der Walthiere(Cetacea) entſprungen.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0503"n="478"/><fwplace="top"type="header">Hufthiere oder Ungulaten.</fw><lb/><p><hirendition="#aq">odon, Coryphodon, Pliolophus).</hi> An dieſe ſchließt ſich unmittelbar der-<lb/>
jenige Zweig derſelben an, welcher die eigentliche Stammform der<lb/>
Unpaarhufer iſt, die <hirendition="#g">Palaͤotherien,</hi> welche foſſil im oberen Eocen<lb/>
und unteren Miocen vorkommen. Aus den Palaͤotherien haben ſich<lb/>ſpaͤter als zwei divergente Zweige einerſeits die Nashoͤrner <hirendition="#aq">(Nasi-<lb/>
cornia)</hi> und Nashornpferde <hirendition="#aq">(Elasmotherida),</hi> andrerſeits die Tapire,<lb/>
Lamatapire und Urpferde entwickelt. Die laͤngſt ausgeſtorbenen Ur-<lb/>
pferde oder Anchitherien vermittelten den Uebergang von den Palaͤo-<lb/>
therien und Tapiren zu den Mittelpferden oder Hipparionen, die den<lb/>
noch lebenden echten Pferden ſchon ganz nahe ſtehen.</p><lb/><p>Die zweite Hauptgruppe der Hufthiere, die Ordnung der <hirendition="#g">Paar-<lb/>
hufer</hi><hirendition="#aq">(Artiodactyla)</hi> enthaͤlt diejenigen Hufthiere, bei denen die<lb/>
mittlere (dritte) und die vierte Zehe des Fußes nahezu gleich ſtark ent-<lb/>
wickelt ſind, ſo daß die Theilungsebene zwiſchen Beiden die Mitte des<lb/>
ganzen Fußes bildet. Sie zerfaͤllt in die beiden Unterordnungen der<lb/>
Schweinefoͤrmigen und der Wiederkaͤuer. Zu den <hirendition="#g">Schweinefoͤrmi-<lb/>
gen</hi><hirendition="#aq">(Choeromorpha)</hi> gehoͤrt zunaͤchſt der andere Zweig der Stamm-<lb/>
hufer, die <hirendition="#g">Anoplotherien,</hi> welche wir als die gemeinſame Stamm-<lb/>
form aller Paarhufer oder Artiodactylen betrachten. Aus dieſer Stamm-<lb/>
gruppe entſprangen wahrſcheinlich als zwei divergente Zweige einer-<lb/>ſeits die Urſchweine oder Anthrakotherien, welche zu den Schweinen<lb/>
und Flußpferden, andrerſeits die Xiphodonten, welche zu den Wieder-<lb/>
kaͤuern hinuͤberfuͤhrten. Die aͤlteſten <hirendition="#g">Wiederkaͤuer</hi><hirendition="#aq">(Ruminantia)</hi><lb/>ſind die Urhirſche oder Dremotherien, aus denen vielleicht als drei<lb/>
divergente Zweige die Hirſchfoͤrmigen <hirendition="#aq">(Elaphia),</hi> die Hohlhoͤrnigen<lb/><hirendition="#aq">(Cavicornia)</hi> und die Kamele <hirendition="#aq">(Tylopoda)</hi>ſich entwickelt haben. Doch<lb/>ſind die letzteren in mancher Beziehung mehr den Unpaarhufern als<lb/>
den echten Paarhufern verwandt. Wie ſich die zahlreichen Familien<lb/>
der Hufthiere dieſer genealogiſchen Hypotheſe entſprechend gruppiren,<lb/>
zeigt Jhnen vorſtehende ſyſtematiſche Ueberſicht (S. 476).</p><lb/><p>Aus Hufthieren, welche ſich an das ausſchließliche Leben im Waſ-<lb/>ſer gewoͤhnten, und dadurch fiſchaͤhnlich umbildeten, iſt wahrſchein-<lb/>
lich die merkwuͤrdige Legion der <hirendition="#g">Walthiere</hi><hirendition="#aq">(Cetacea)</hi> entſprungen.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[478/0503]
Hufthiere oder Ungulaten.
odon, Coryphodon, Pliolophus). An dieſe ſchließt ſich unmittelbar der-
jenige Zweig derſelben an, welcher die eigentliche Stammform der
Unpaarhufer iſt, die Palaͤotherien, welche foſſil im oberen Eocen
und unteren Miocen vorkommen. Aus den Palaͤotherien haben ſich
ſpaͤter als zwei divergente Zweige einerſeits die Nashoͤrner (Nasi-
cornia) und Nashornpferde (Elasmotherida), andrerſeits die Tapire,
Lamatapire und Urpferde entwickelt. Die laͤngſt ausgeſtorbenen Ur-
pferde oder Anchitherien vermittelten den Uebergang von den Palaͤo-
therien und Tapiren zu den Mittelpferden oder Hipparionen, die den
noch lebenden echten Pferden ſchon ganz nahe ſtehen.
Die zweite Hauptgruppe der Hufthiere, die Ordnung der Paar-
hufer (Artiodactyla) enthaͤlt diejenigen Hufthiere, bei denen die
mittlere (dritte) und die vierte Zehe des Fußes nahezu gleich ſtark ent-
wickelt ſind, ſo daß die Theilungsebene zwiſchen Beiden die Mitte des
ganzen Fußes bildet. Sie zerfaͤllt in die beiden Unterordnungen der
Schweinefoͤrmigen und der Wiederkaͤuer. Zu den Schweinefoͤrmi-
gen (Choeromorpha) gehoͤrt zunaͤchſt der andere Zweig der Stamm-
hufer, die Anoplotherien, welche wir als die gemeinſame Stamm-
form aller Paarhufer oder Artiodactylen betrachten. Aus dieſer Stamm-
gruppe entſprangen wahrſcheinlich als zwei divergente Zweige einer-
ſeits die Urſchweine oder Anthrakotherien, welche zu den Schweinen
und Flußpferden, andrerſeits die Xiphodonten, welche zu den Wieder-
kaͤuern hinuͤberfuͤhrten. Die aͤlteſten Wiederkaͤuer (Ruminantia)
ſind die Urhirſche oder Dremotherien, aus denen vielleicht als drei
divergente Zweige die Hirſchfoͤrmigen (Elaphia), die Hohlhoͤrnigen
(Cavicornia) und die Kamele (Tylopoda) ſich entwickelt haben. Doch
ſind die letzteren in mancher Beziehung mehr den Unpaarhufern als
den echten Paarhufern verwandt. Wie ſich die zahlreichen Familien
der Hufthiere dieſer genealogiſchen Hypotheſe entſprechend gruppiren,
zeigt Jhnen vorſtehende ſyſtematiſche Ueberſicht (S. 476).
Aus Hufthieren, welche ſich an das ausſchließliche Leben im Waſ-
ſer gewoͤhnten, und dadurch fiſchaͤhnlich umbildeten, iſt wahrſchein-
lich die merkwuͤrdige Legion der Walthiere (Cetacea) entſprungen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haeckel, Ernst: Natürliche Schöpfungsgeschichte. Berlin, 1868, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_schoepfungsgeschichte_1868/503>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.