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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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XII. Ursprung der Elemente.
die 70 Elemente auf acht Hauptgruppen vertheilt und innerhalb
derselben nach der Größe ihrer Atomgewichte geordnet, so daß
die chemisch ähnlichen Elemente Familien-Reihen bilden. Die
gruppenweisen Beziehungen im natürlichen System der Elemente
erinnern einerseits an ähnliche Verhältnisse der mannigfach zu-
sammengesetzten Kohlenstoff-Verbindungen, andererseits an die Be-
ziehungen paralleler Gruppen, wie sie im natürlichen System
der Thier- und Pflanzen-Arten sich zeigen. Wie nun in diesen
letzteren Fällen die "Verwandtschaft" der ähnlichen Gestalten
auf Abstammung von gemeinsamen einfachen Stammformen beruht,
so ist es sehr wahrscheinlich, daß auch dasselbe für die Familien und
Ordnungen der Elemente gilt. Wir dürfen daher annehmen,
daß die jetzigen "empirischen Elemente" keine wirklich einfachen
und unveränderlichen "Species der Masse" sind, sondern
ursprünglich zusammengesetzt aus gleichartigen einfachen Ur-
atomen in verschiedener Zahl und Lagerung. Neuerdings haben
die Spekulationen von Gustav Wendt, Wilhelm Preyer,
W. Crookes
u. A. gezeigt, in welcher Weise man sich die
Sonderung der Elemente aus einem einzigen ursprünglichen Ur-
stoff,
dem Prothyl, vorstellen kann.

Atome und Elemente. Die moderne Atomlehre, wie
sie heute der Chemie als unentbehrliches Hülfsmittel erscheint,
ist wohl zu unterscheiden von dem alten philosophischen Ato-
mismus,
wie er schon vor mehr als zweitausend Jahren von
hervorragenden monistischen Philosophen des Alterthums gelehrt
wurde, von Leukippos, Demokritos und Lucretius;
später fand derselbe eine weitere und mannigfach verschiedene
Ausbildung durch Descartes, Hobbes, Leibniz und
andere hervorragende Philosophen. Eine bestimmte annehmbare
Fassung und empirische Begründung fand aber der
moderne Atomismus erst 1808 durch den englischen
Chemiker Dalton, welcher das "Gesetz der einfachen und

Haeckel, Welträthsel. 17

XII. Urſprung der Elemente.
die 70 Elemente auf acht Hauptgruppen vertheilt und innerhalb
derſelben nach der Größe ihrer Atomgewichte geordnet, ſo daß
die chemiſch ähnlichen Elemente Familien-Reihen bilden. Die
gruppenweiſen Beziehungen im natürlichen Syſtem der Elemente
erinnern einerſeits an ähnliche Verhältniſſe der mannigfach zu-
ſammengeſetzten Kohlenſtoff-Verbindungen, andererſeits an die Be-
ziehungen paralleler Gruppen, wie ſie im natürlichen Syſtem
der Thier- und Pflanzen-Arten ſich zeigen. Wie nun in dieſen
letzteren Fällen die „Verwandtſchaft“ der ähnlichen Geſtalten
auf Abſtammung von gemeinſamen einfachen Stammformen beruht,
ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß auch dasſelbe für die Familien und
Ordnungen der Elemente gilt. Wir dürfen daher annehmen,
daß die jetzigen „empiriſchen Elemente“ keine wirklich einfachen
und unveränderlichen „Species der Maſſe“ ſind, ſondern
urſprünglich zuſammengeſetzt aus gleichartigen einfachen Ur-
atomen in verſchiedener Zahl und Lagerung. Neuerdings haben
die Spekulationen von Guſtav Wendt, Wilhelm Preyer,
W. Crookes
u. A. gezeigt, in welcher Weiſe man ſich die
Sonderung der Elemente aus einem einzigen urſprünglichen Ur-
ſtoff,
dem Prothyl, vorſtellen kann.

Atome und Elemente. Die moderne Atomlehre, wie
ſie heute der Chemie als unentbehrliches Hülfsmittel erſcheint,
iſt wohl zu unterſcheiden von dem alten philoſophiſchen Ato-
mismus,
wie er ſchon vor mehr als zweitauſend Jahren von
hervorragenden moniſtiſchen Philoſophen des Alterthums gelehrt
wurde, von Leukippos, Demokritos und Lucretius;
ſpäter fand derſelbe eine weitere und mannigfach verſchiedene
Ausbildung durch Descartes, Hobbes, Leibniz und
andere hervorragende Philoſophen. Eine beſtimmte annehmbare
Faſſung und empiriſche Begründung fand aber der
moderne Atomismus erſt 1808 durch den engliſchen
Chemiker Dalton, welcher das „Geſetz der einfachen und

Haeckel, Welträthſel. 17
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[257/0273] XII. Urſprung der Elemente. die 70 Elemente auf acht Hauptgruppen vertheilt und innerhalb derſelben nach der Größe ihrer Atomgewichte geordnet, ſo daß die chemiſch ähnlichen Elemente Familien-Reihen bilden. Die gruppenweiſen Beziehungen im natürlichen Syſtem der Elemente erinnern einerſeits an ähnliche Verhältniſſe der mannigfach zu- ſammengeſetzten Kohlenſtoff-Verbindungen, andererſeits an die Be- ziehungen paralleler Gruppen, wie ſie im natürlichen Syſtem der Thier- und Pflanzen-Arten ſich zeigen. Wie nun in dieſen letzteren Fällen die „Verwandtſchaft“ der ähnlichen Geſtalten auf Abſtammung von gemeinſamen einfachen Stammformen beruht, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß auch dasſelbe für die Familien und Ordnungen der Elemente gilt. Wir dürfen daher annehmen, daß die jetzigen „empiriſchen Elemente“ keine wirklich einfachen und unveränderlichen „Species der Maſſe“ ſind, ſondern urſprünglich zuſammengeſetzt aus gleichartigen einfachen Ur- atomen in verſchiedener Zahl und Lagerung. Neuerdings haben die Spekulationen von Guſtav Wendt, Wilhelm Preyer, W. Crookes u. A. gezeigt, in welcher Weiſe man ſich die Sonderung der Elemente aus einem einzigen urſprünglichen Ur- ſtoff, dem Prothyl, vorſtellen kann. Atome und Elemente. Die moderne Atomlehre, wie ſie heute der Chemie als unentbehrliches Hülfsmittel erſcheint, iſt wohl zu unterſcheiden von dem alten philoſophiſchen Ato- mismus, wie er ſchon vor mehr als zweitauſend Jahren von hervorragenden moniſtiſchen Philoſophen des Alterthums gelehrt wurde, von Leukippos, Demokritos und Lucretius; ſpäter fand derſelbe eine weitere und mannigfach verſchiedene Ausbildung durch Descartes, Hobbes, Leibniz und andere hervorragende Philoſophen. Eine beſtimmte annehmbare Faſſung und empiriſche Begründung fand aber der moderne Atomismus erſt 1808 durch den engliſchen Chemiker Dalton, welcher das „Geſetz der einfachen und Haeckel, Welträthſel. 17

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/273>, abgerufen am 22.11.2024.