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Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899.

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Universum perpetuum mobile. XIII.
Gesetz und der monistischen Kosmogenie verdanken. Nachdem wir
die unhaltbare Vorstellung vom "leeren Raum" glücklich abge-
streift haben, bleibt uns als das unendliche "raumerfüllende
Medium" die Materie, und zwar in ihren beiden Formen:
Aether und Masse. Und ebenso betrachten wir auf der
anderen Seite als das "zeiterfüllende Geschehen" die ewige
Bewegung oder genetische Energie, welche sich in der ununter-
brochenen Entwickelung der Substanz äußert, in dem "Per-
petuum mobile"
des Universum.

Universum perpetuum mobile. Da jeder bewegte Körper
seine Bewegung so lange fortsetzt, als ihn nicht äußere Umstände
daran hindern, kam der Mensch schon vor Jahrtausenden auf den
Gedanken, Apparate zu bauen, die sich, einmal in Bewegung
gesetzt, immerfort in derselben Weise weiter bewegen. Man
übersah dabei, daß jede Bewegung auf äußere Hindernisse stößt
und allmählich aufhört, wenn nicht ein neuer Anstoß von außen
erfolgt, wenn nicht eine neue Kraft zugeführt wird, die jene
Hindernisse überwindet. So würde z. B. ein schwingendes Pendel
in Ewigkeit mit derselben Geschwindigkeit sich hin und her be-
wegen, wenn nicht der Widerstand der Luft und die Reibung
im Aufhängungspunkte die mechanische lebendige Kraft seiner
Bewegung allmählich aufhöben und in Wärme verwandelten.
Wir müssen ihm durch einen neuen Anstoß (oder bei der Pendel-
uhr durch Aufziehen des Gewichtes) neue mechanische Kraft zu-
führen. Daher ist die Konstruktion einer Maschine, welche ohne
äußere Hülfe einen Arbeitsüberschuß erzeugt, durch den sie sich
selbst immerfort im Gang erhält, unmöglich. Alle Versuche, ein
solches Perpetuum mobile zu bauen, mußten fehlschlagen; die
Erkenntniß des Substanz-Gesetzes bewies sodann auch theoretisch
die Unmöglichkeit desselben.

Anders verhält es sich aber, wenn wir den Kosmos als
Ganzes in's Auge fassen, das unendliche Weltall, welches in

Univerſum perpetuum mobile. XIII.
Geſetz und der moniſtiſchen Kosmogenie verdanken. Nachdem wir
die unhaltbare Vorſtellung vom „leeren Raum“ glücklich abge-
ſtreift haben, bleibt uns als das unendliche „raumerfüllende
Medium“ die Materie, und zwar in ihren beiden Formen:
Aether und Maſſe. Und ebenſo betrachten wir auf der
anderen Seite als das „zeiterfüllende Geſchehen“ die ewige
Bewegung oder genetiſche Energie, welche ſich in der ununter-
brochenen Entwickelung der Subſtanz äußert, in dem „Per-
petuum mobile“
des Univerſum.

Univerſum perpetuum mobile. Da jeder bewegte Körper
ſeine Bewegung ſo lange fortſetzt, als ihn nicht äußere Umſtände
daran hindern, kam der Menſch ſchon vor Jahrtauſenden auf den
Gedanken, Apparate zu bauen, die ſich, einmal in Bewegung
geſetzt, immerfort in derſelben Weiſe weiter bewegen. Man
überſah dabei, daß jede Bewegung auf äußere Hinderniſſe ſtößt
und allmählich aufhört, wenn nicht ein neuer Anſtoß von außen
erfolgt, wenn nicht eine neue Kraft zugeführt wird, die jene
Hinderniſſe überwindet. So würde z. B. ein ſchwingendes Pendel
in Ewigkeit mit derſelben Geſchwindigkeit ſich hin und her be-
wegen, wenn nicht der Widerſtand der Luft und die Reibung
im Aufhängungspunkte die mechaniſche lebendige Kraft ſeiner
Bewegung allmählich aufhöben und in Wärme verwandelten.
Wir müſſen ihm durch einen neuen Anſtoß (oder bei der Pendel-
uhr durch Aufziehen des Gewichtes) neue mechaniſche Kraft zu-
führen. Daher iſt die Konſtruktion einer Maſchine, welche ohne
äußere Hülfe einen Arbeitsüberſchuß erzeugt, durch den ſie ſich
ſelbſt immerfort im Gang erhält, unmöglich. Alle Verſuche, ein
ſolches Perpetuum mobile zu bauen, mußten fehlſchlagen; die
Erkenntniß des Subſtanz-Geſetzes bewies ſodann auch theoretiſch
die Unmöglichkeit desſelben.

Anders verhält es ſich aber, wenn wir den Kosmos als
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[284/0300] Univerſum perpetuum mobile. XIII. Geſetz und der moniſtiſchen Kosmogenie verdanken. Nachdem wir die unhaltbare Vorſtellung vom „leeren Raum“ glücklich abge- ſtreift haben, bleibt uns als das unendliche „raumerfüllende Medium“ die Materie, und zwar in ihren beiden Formen: Aether und Maſſe. Und ebenſo betrachten wir auf der anderen Seite als das „zeiterfüllende Geſchehen“ die ewige Bewegung oder genetiſche Energie, welche ſich in der ununter- brochenen Entwickelung der Subſtanz äußert, in dem „Per- petuum mobile“ des Univerſum. Univerſum perpetuum mobile. Da jeder bewegte Körper ſeine Bewegung ſo lange fortſetzt, als ihn nicht äußere Umſtände daran hindern, kam der Menſch ſchon vor Jahrtauſenden auf den Gedanken, Apparate zu bauen, die ſich, einmal in Bewegung geſetzt, immerfort in derſelben Weiſe weiter bewegen. Man überſah dabei, daß jede Bewegung auf äußere Hinderniſſe ſtößt und allmählich aufhört, wenn nicht ein neuer Anſtoß von außen erfolgt, wenn nicht eine neue Kraft zugeführt wird, die jene Hinderniſſe überwindet. So würde z. B. ein ſchwingendes Pendel in Ewigkeit mit derſelben Geſchwindigkeit ſich hin und her be- wegen, wenn nicht der Widerſtand der Luft und die Reibung im Aufhängungspunkte die mechaniſche lebendige Kraft ſeiner Bewegung allmählich aufhöben und in Wärme verwandelten. Wir müſſen ihm durch einen neuen Anſtoß (oder bei der Pendel- uhr durch Aufziehen des Gewichtes) neue mechaniſche Kraft zu- führen. Daher iſt die Konſtruktion einer Maſchine, welche ohne äußere Hülfe einen Arbeitsüberſchuß erzeugt, durch den ſie ſich ſelbſt immerfort im Gang erhält, unmöglich. Alle Verſuche, ein ſolches Perpetuum mobile zu bauen, mußten fehlſchlagen; die Erkenntniß des Subſtanz-Geſetzes bewies ſodann auch theoretiſch die Unmöglichkeit desſelben. Anders verhält es ſich aber, wenn wir den Kosmos als Ganzes in's Auge faſſen, das unendliche Weltall, welches in

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Zitationshilfe: Haeckel, Ernst: Die Welträthsel. Bonn, 1899, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haeckel_weltraethsel_1899/300>, abgerufen am 22.11.2024.