Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.Jhnen heissen alle Plagen Und das grausamste Geschick, Wenn sie es für dich ertragen, Ein beneidenswehrtes Glück. Quaal und Tod für dich geduldig leiden, Jst ein Theil von ihren Freuden. Dies zeigt deines Samens Blüte, Früchte der Unsterblichkeit, Früchte, welche deine Güte Jn der Menschen Herze streut. Eltern, Gold, der süsse Schlaf gefallen; Aber du gefällst vor allen. Herculs, Castors, Pollux Werke, Die so viel für dich gethan, Waren Zeugen deiner Stärke, Kündigten dein Daseyn an. Und warum starb Ajax mit Achillen? Tugend! nur um deinetwillen. Deine Schönheit zeugt die Triebe, Womit du gesuchet wirst. Deiner Schönheit blos zu Liebe Blendet sich Atarnens Fürst, Dieser Fürst, den sein Verdienst und Leben Und die Ewigkeit erheben. Des Gedächtnisses Geschlechte, Musen! wollt ihr Zevs erhöhn, Unter dessen Schutz die Rechte Der Gast-Freyheit sicher stehn: O so laßt stets unter eurem Singen Dieses Fürsten Lob erklingen. Und so oft als eure Leyer Von der Freundschaft Alter spielt, Die das jugendliche Feuer Und die erste Treu noch fühlt, O so oft laßt unter euren Chören Dieses Fürsten Lob-Lied hören. Dieses Stück, welches sich so wol für einen grossen Dichter, als kläger.
Jhnen heiſſen alle Plagen Und das grauſamſte Geſchick, Wenn ſie es fuͤr dich ertragen, Ein beneidenswehrtes Gluͤck. Quaal und Tod fuͤr dich geduldig leiden, Jſt ein Theil von ihren Freuden. Dies zeigt deines Samens Bluͤte, Fruͤchte der Unſterblichkeit, Fruͤchte, welche deine Guͤte Jn der Menſchen Herze ſtreut. Eltern, Gold, der ſuͤſſe Schlaf gefallen; Aber du gefaͤllſt vor allen. Herculs, Caſtors, Pollux Werke, Die ſo viel fuͤr dich gethan, Waren Zeugen deiner Staͤrke, Kuͤndigten dein Daſeyn an. Und warum ſtarb Ajax mit Achillen? Tugend! nur um deinetwillen. Deine Schoͤnheit zeugt die Triebe, Womit du geſuchet wirſt. Deiner Schoͤnheit blos zu Liebe Blendet ſich Atarnens Fuͤrſt, Dieſer Fuͤrſt, den ſein Verdienſt und Leben Und die Ewigkeit erheben. Des Gedaͤchtniſſes Geſchlechte, Muſen! wollt ihr Zevs erhoͤhn, Unter deſſen Schutz die Rechte Der Gaſt-Freyheit ſicher ſtehn: O ſo laßt ſtets unter eurem Singen Dieſes Fuͤrſten Lob erklingen. Und ſo oft als eure Leyer Von der Freundſchaft Alter ſpielt, Die das jugendliche Feuer Und die erſte Treu noch fuͤhlt, O ſo oft laßt unter euren Choͤren Dieſes Fuͤrſten Lob-Lied hoͤren. Dieſes Stuͤck, welches ſich ſo wol fuͤr einen groſſen Dichter, als klaͤger.
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Jhnen heiſſen alle Plagen
Und das grauſamſte Geſchick,
Wenn ſie es fuͤr dich ertragen,
Ein beneidenswehrtes Gluͤck.
Quaal und Tod fuͤr dich geduldig leiden,
Jſt ein Theil von ihren Freuden.
Dies zeigt deines Samens Bluͤte,
Fruͤchte der Unſterblichkeit,
Fruͤchte, welche deine Guͤte
Jn der Menſchen Herze ſtreut.
Eltern, Gold, der ſuͤſſe Schlaf gefallen;
Aber du gefaͤllſt vor allen.
Herculs, Caſtors, Pollux Werke,
Die ſo viel fuͤr dich gethan,
Waren Zeugen deiner Staͤrke,
Kuͤndigten dein Daſeyn an.
Und warum ſtarb Ajax mit Achillen?
Tugend! nur um deinetwillen.
Deine Schoͤnheit zeugt die Triebe,
Womit du geſuchet wirſt.
Deiner Schoͤnheit blos zu Liebe
Blendet ſich Atarnens Fuͤrſt,
Dieſer Fuͤrſt, den ſein Verdienſt und Leben
Und die Ewigkeit erheben.
Des Gedaͤchtniſſes Geſchlechte,
Muſen! wollt ihr Zevs erhoͤhn,
Unter deſſen Schutz die Rechte
Der Gaſt-Freyheit ſicher ſtehn:
O ſo laßt ſtets unter eurem Singen
Dieſes Fuͤrſten Lob erklingen.
Und ſo oft als eure Leyer
Von der Freundſchaft Alter ſpielt,
Die das jugendliche Feuer
Und die erſte Treu noch fuͤhlt,
O ſo oft laßt unter euren Choͤren
Dieſes Fuͤrſten Lob-Lied hoͤren.
Dieſes Stuͤck, welches ſich ſo wol fuͤr einen groſſen Dichter, als
fuͤr einen groſſen Weltweiſen ſchicket, erweckte dem Ariſtoteles An-
klaͤger.
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