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Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.

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Von dem Liede derer, welche Wasser schöpften. Aristophanes20
redet davon, als von einem Liede, das nur aus dem Munde der gemein-
sten Leute gehöret wurde. Denn da er jemand deswegen bestrafen will,
daß er ein Lied von schlechtem Geschmacke gesungen habe, so läßt er sa-
gen: Woher hast du das Wasserzieher-Lied genommen?

Der Scholiast21 des Aristophanes bemerket hiebey, daß man das
Lied derer, welche Wasser schöpften, Himaion nennte; und er setzet
das Zeugniß des Callimachus hinzu. Dieser saget: Wo singet ein Was-
serzieher den Himaion? Dies Wort kömmt von dem griechischen [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt],
schöpfen, wie eben der Scholiast saget, welchen Suidas22 an diesem
Orte abgeschrieben hat.

Von dem Liede der Müller. Die Müller hatten auch ihr eigenes
Lied. Aristophanes, welchen Athenäus23 anführet, nennte es Himaias,
wie das Lied der Wasserzieher. Tryphon nennet es, bey eben diesem Athe-
näus, Himaios oder Epimylios, ohne diese beiden Namen zu unterschei-
den. Aelianus24 und Pollux25 geben demselben auch den letztern Na-
men, Epimylios. Der Ursprung der beiden Wörter [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt] und [fremdsprachliches Material - 5 Zeichen fehlen]
[fremdsprachliches Material - 4 Zeichen fehlen], ist leicht genug zu finden. Das erste kömmt von [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], schöpfen,
wie wir schon gesagt haben; und das andere von [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], einer Mühle.
Unterdessen mutmaßet Athenäus,26 daß diese beiden Wörter wol von
dem dorischen [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt], dem er verschiedene Bedeutungen beylegt, herstam-
men könnten. Man kann hierüber diesen Schriftsteller, und seinen ge-
lehrten Ausleger, Casaubonus,27 nachschlagen. Hesychius giebt dieser
Art vom Liede noch die Namen, Epanteus und Epinostes; und Casaubo-
nus leget über diese beiden Namen einige Verbesserungen vor, welche man
an eben dem Orte in seinen Anmerkungen über den Athenäus lesen kann.

Wir finden in dem Gastmale der Weisen bey dem Plutarch28
ein Lied von der Art; und das ist auch vielleicht das einzige, das uns noch
aus dem Alterthume übrig geblieben.

Mahle, Mühle, mahle; denn selbst Pittacus, der in der grossen
Stadt Mitylene regieret, mahlet gern.

Pittacus, einer von den sieben griechischen Weisen, und ein Herr
oder Tyrann von Mitylene, pflegte, wie uns Aelian29 berichtet, die
Mühlen sehr zu rühmen, weil sie in einen kleinen Platz eine Menge sol-
cher Leute zusammenbrächte, welche, ihrer Nahrung halber, darinn ihre

Zuflucht
20 Aristoph. in ran.
21 Schol. Aristoph. in ranis.
22 Suidas in [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen].
23 Athen. lib XIV. c. 3.
24 Aelian. var. histor. cap. 4.
25 Pollux lib. IV. num. 53. & lib. VII.
num.
180.
26 Athen. lib. XIV. c. 3.
27 Casaub. animadv. in Athen. lib. XIV.
cap.
3.
28 Plutarch. sept. Sap. Conviv.
29 Aelian. Var. Hist. Lib. VII. c. 4.
E

Von dem Liede derer, welche Waſſer ſchoͤpften. Ariſtophanes20
redet davon, als von einem Liede, das nur aus dem Munde der gemein-
ſten Leute gehoͤret wurde. Denn da er jemand deswegen beſtrafen will,
daß er ein Lied von ſchlechtem Geſchmacke geſungen habe, ſo laͤßt er ſa-
gen: Woher haſt du das Waſſerzieher-Lied genommen?

Der Scholiaſt21 des Ariſtophanes bemerket hiebey, daß man das
Lied derer, welche Waſſer ſchoͤpften, Himaion nennte; und er ſetzet
das Zeugniß des Callimachus hinzu. Dieſer ſaget: Wo ſinget ein Waſ-
ſerzieher den Himaion? Dies Wort koͤmmt von dem griechiſchen [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt],
ſchoͤpfen, wie eben der Scholiaſt ſaget, welchen Suidas22 an dieſem
Orte abgeſchrieben hat.

Von dem Liede der Muͤller. Die Muͤller hatten auch ihr eigenes
Lied. Ariſtophanes, welchen Athenaͤus23 anfuͤhret, nennte es Himaias,
wie das Lied der Waſſerzieher. Tryphon nennet es, bey eben dieſem Athe-
naͤus, Himaios oder Epimylios, ohne dieſe beiden Namen zu unterſchei-
den. Aelianus24 und Pollux25 geben demſelben auch den letztern Na-
men, Epimylios. Der Urſprung der beiden Woͤrter [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt] und [fremdsprachliches Material – 5 Zeichen fehlen]
[fremdsprachliches Material – 4 Zeichen fehlen], iſt leicht genug zu finden. Das erſte koͤmmt von [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], ſchoͤpfen,
wie wir ſchon geſagt haben; und das andere von [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], einer Muͤhle.
Unterdeſſen mutmaßet Athenaͤus,26 daß dieſe beiden Woͤrter wol von
dem doriſchen [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt], dem er verſchiedene Bedeutungen beylegt, herſtam-
men koͤnnten. Man kann hieruͤber dieſen Schriftſteller, und ſeinen ge-
lehrten Ausleger, Caſaubonus,27 nachſchlagen. Heſychius giebt dieſer
Art vom Liede noch die Namen, Epanteus und Epinoſtes; und Caſaubo-
nus leget uͤber dieſe beiden Namen einige Verbeſſerungen vor, welche man
an eben dem Orte in ſeinen Anmerkungen uͤber den Athenaͤus leſen kann.

Wir finden in dem Gaſtmale der Weiſen bey dem Plutarch28
ein Lied von der Art; und das iſt auch vielleicht das einzige, das uns noch
aus dem Alterthume uͤbrig geblieben.

Mahle, Muͤhle, mahle; denn ſelbſt Pittacus, der in der groſſen
Stadt Mitylene regieret, mahlet gern.

Pittacus, einer von den ſieben griechiſchen Weiſen, und ein Herr
oder Tyrann von Mitylene, pflegte, wie uns Aelian29 berichtet, die
Muͤhlen ſehr zu ruͤhmen, weil ſie in einen kleinen Platz eine Menge ſol-
cher Leute zuſammenbraͤchte, welche, ihrer Nahrung halber, darinn ihre

Zuflucht
20 Ariſtoph. in ran.
21 Schol. Ariſtoph. in ranis.
22 Suidas in [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen].
23 Athen. lib XIV. c. 3.
24 Aelian. var. hiſtor. cap. 4.
25 Pollux lib. IV. num. 53. & lib. VII.
num.
180.
26 Athen. lib. XIV. c. 3.
27 Caſaub. animadv. in Athen. lib. XIV.
cap.
3.
28 Plutarch. ſept. Sap. Conviv.
29 Aelian. Var. Hiſt. Lib. VII. c. 4.
E
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[33/0043] Von dem Liede derer, welche Waſſer ſchoͤpften. Ariſtophanes 20 redet davon, als von einem Liede, das nur aus dem Munde der gemein- ſten Leute gehoͤret wurde. Denn da er jemand deswegen beſtrafen will, daß er ein Lied von ſchlechtem Geſchmacke geſungen habe, ſo laͤßt er ſa- gen: Woher haſt du das Waſſerzieher-Lied genommen? Der Scholiaſt 21 des Ariſtophanes bemerket hiebey, daß man das Lied derer, welche Waſſer ſchoͤpften, Himaion nennte; und er ſetzet das Zeugniß des Callimachus hinzu. Dieſer ſaget: Wo ſinget ein Waſ- ſerzieher den Himaion? Dies Wort koͤmmt von dem griechiſchen _, ſchoͤpfen, wie eben der Scholiaſt ſaget, welchen Suidas 22 an dieſem Orte abgeſchrieben hat. Von dem Liede der Muͤller. Die Muͤller hatten auch ihr eigenes Lied. Ariſtophanes, welchen Athenaͤus 23 anfuͤhret, nennte es Himaias, wie das Lied der Waſſerzieher. Tryphon nennet es, bey eben dieſem Athe- naͤus, Himaios oder Epimylios, ohne dieſe beiden Namen zu unterſchei- den. Aelianus 24 und Pollux 25 geben demſelben auch den letztern Na- men, Epimylios. Der Urſprung der beiden Woͤrter _ und _____ ____, iſt leicht genug zu finden. Das erſte koͤmmt von _, ſchoͤpfen, wie wir ſchon geſagt haben; und das andere von _, einer Muͤhle. Unterdeſſen mutmaßet Athenaͤus, 26 daß dieſe beiden Woͤrter wol von dem doriſchen _, dem er verſchiedene Bedeutungen beylegt, herſtam- men koͤnnten. Man kann hieruͤber dieſen Schriftſteller, und ſeinen ge- lehrten Ausleger, Caſaubonus, 27 nachſchlagen. Heſychius giebt dieſer Art vom Liede noch die Namen, Epanteus und Epinoſtes; und Caſaubo- nus leget uͤber dieſe beiden Namen einige Verbeſſerungen vor, welche man an eben dem Orte in ſeinen Anmerkungen uͤber den Athenaͤus leſen kann. Wir finden in dem Gaſtmale der Weiſen bey dem Plutarch 28 ein Lied von der Art; und das iſt auch vielleicht das einzige, das uns noch aus dem Alterthume uͤbrig geblieben. Mahle, Muͤhle, mahle; denn ſelbſt Pittacus, der in der groſſen Stadt Mitylene regieret, mahlet gern. Pittacus, einer von den ſieben griechiſchen Weiſen, und ein Herr oder Tyrann von Mitylene, pflegte, wie uns Aelian 29 berichtet, die Muͤhlen ſehr zu ruͤhmen, weil ſie in einen kleinen Platz eine Menge ſol- cher Leute zuſammenbraͤchte, welche, ihrer Nahrung halber, darinn ihre Zuflucht 20 Ariſtoph. in ran. 21 Schol. Ariſtoph. in ranis. 22 Suidas in __. 23 Athen. lib XIV. c. 3. 24 Aelian. var. hiſtor. cap. 4. 25 Pollux lib. IV. num. 53. & lib. VII. num. 180. 26 Athen. lib. XIV. c. 3. 27 Caſaub. animadv. in Athen. lib. XIV. cap. 3. 28 Plutarch. ſept. Sap. Conviv. 29 Aelian. Var. Hiſt. Lib. VII. c. 4. E

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Zitationshilfe: Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hagedorn_sammlung02_1744/43>, abgerufen am 22.12.2024.