Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.[Abbildung] IX. Gränzen der Pflicht. Aus Beyfall und gewohnten Gründen Nur Menschen recht vernünftig finden, Das will die Pflicht: Doch manche Menschen, die wir kennen, Viel klüger, als die Thiere, nennen, Das will sie nicht. Die seltnen Fürsten Götter heissen, Die sich der Menschen-Huld befleissen, Das will die Pflicht: Doch die mit Götter-Namen zieren, Die weibisch oder wild regieren, Das will sie nicht. Nicht widersprechen und sich schmiegen, Wann grosse Männer prächtig lügen, Das will die Pflicht: Doch glauben was sie uns erzehlen, Doch glauben wo Beweise fehlen, Das will sie nicht. [Abbildung] IX. Graͤnzen der Pflicht. Aus Beyfall und gewohnten Gruͤnden Nur Menſchen recht vernuͤnftig finden, Das will die Pflicht: Doch manche Menſchen, die wir kennen, Viel kluͤger, als die Thiere, nennen, Das will ſie nicht. Die ſeltnen Fuͤrſten Goͤtter heiſſen, Die ſich der Menſchen-Huld befleiſſen, Das will die Pflicht: Doch die mit Goͤtter-Namen zieren, Die weibiſch oder wild regieren, Das will ſie nicht. Nicht widerſprechen und ſich ſchmiegen, Wann groſſe Maͤnner praͤchtig luͤgen, Das will die Pflicht: Doch glauben was ſie uns erzehlen, Doch glauben wo Beweiſe fehlen, Das will ſie nicht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0068" n="18"/> <figure/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IX</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Graͤnzen der Pflicht.</hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>us Beyfall und gewohnten Gruͤnden</l><lb/> <l>Nur Menſchen recht vernuͤnftig finden,</l><lb/> <l>Das will die Pflicht:</l><lb/> <l>Doch manche Menſchen, die wir kennen,</l><lb/> <l>Viel kluͤger, als die Thiere, nennen,</l><lb/> <l>Das will ſie nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Die ſeltnen Fuͤrſten Goͤtter heiſſen,</l><lb/> <l>Die ſich der Menſchen-Huld befleiſſen,</l><lb/> <l>Das will die Pflicht:</l><lb/> <l>Doch die mit Goͤtter-Namen zieren,</l><lb/> <l>Die weibiſch oder wild regieren,</l><lb/> <l>Das will ſie nicht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Nicht widerſprechen und ſich ſchmiegen,</l><lb/> <l>Wann groſſe Maͤnner praͤchtig luͤgen,</l><lb/> <l>Das will die Pflicht:</l><lb/> <l>Doch glauben was ſie uns erzehlen,</l><lb/> <l>Doch glauben wo Beweiſe fehlen,</l><lb/> <l>Das will ſie nicht.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0068]
[Abbildung]
IX.
Graͤnzen der Pflicht.
Aus Beyfall und gewohnten Gruͤnden
Nur Menſchen recht vernuͤnftig finden,
Das will die Pflicht:
Doch manche Menſchen, die wir kennen,
Viel kluͤger, als die Thiere, nennen,
Das will ſie nicht.
Die ſeltnen Fuͤrſten Goͤtter heiſſen,
Die ſich der Menſchen-Huld befleiſſen,
Das will die Pflicht:
Doch die mit Goͤtter-Namen zieren,
Die weibiſch oder wild regieren,
Das will ſie nicht.
Nicht widerſprechen und ſich ſchmiegen,
Wann groſſe Maͤnner praͤchtig luͤgen,
Das will die Pflicht:
Doch glauben was ſie uns erzehlen,
Doch glauben wo Beweiſe fehlen,
Das will ſie nicht.
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