Hagedorn, Friedrich von: Sammlung Neuer Oden und Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1744.Es webet, wallt und spielet Das Laub um jeden Strauch, Und jede Staude fühlet Des lauen Zephyrs Hauch. Was mir vor Augen schwebet, Gefällt und hüpft und singt; Und alles, alles lebet, Und alles scheint verjüngt. Jhr Thäler und ihr Höhen, Die Lust und Sommer schmückt! Euch, ungestört, zu sehen Jst was mein Herz erquickt. Die Reitzung freyer Felder Beschämt der Gärten Pracht, Und in die offnen Wälder Wird ohne Zwang gelacht. Die Saat ist aufgeschossen Und reitzt der Schnitter Hand. Die blättervollen Sprossen Beschatten Berg und Land. Die Vögel, die wir hören, Geniessen ihrer Zeit: Nichts tönt in ihren Chören, Als Scherz und Zärtlichkeit. Wie thront auf Moß und Rasen Der Hirt in sanfter Ruh! Er sieht die Herde grasen Und spielt ein Lied dazu. Sein muntres Lied ergetzet Und scheut die Kenner nicht; Gefälligkeit ersetzet Was ihm an Kunst gebricht. D 3
Es webet, wallt und ſpielet Das Laub um jeden Strauch, Und jede Staude fuͤhlet Des lauen Zephyrs Hauch. Was mir vor Augen ſchwebet, Gefaͤllt und huͤpft und ſingt; Und alles, alles lebet, Und alles ſcheint verjuͤngt. Jhr Thaͤler und ihr Hoͤhen, Die Luſt und Sommer ſchmuͤckt! Euch, ungeſtoͤrt, zu ſehen Jſt was mein Herz erquickt. Die Reitzung freyer Felder Beſchaͤmt der Gaͤrten Pracht, Und in die offnen Waͤlder Wird ohne Zwang gelacht. Die Saat iſt aufgeſchoſſen Und reitzt der Schnitter Hand. Die blaͤttervollen Sproſſen Beſchatten Berg und Land. Die Voͤgel, die wir hoͤren, Genieſſen ihrer Zeit: Nichts toͤnt in ihren Choͤren, Als Scherz und Zaͤrtlichkeit. Wie thront auf Moß und Raſen Der Hirt in ſanfter Ruh! Er ſieht die Herde graſen Und ſpielt ein Lied dazu. Sein muntres Lied ergetzet Und ſcheut die Kenner nicht; Gefaͤlligkeit erſetzet Was ihm an Kunſt gebricht. D 3
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Es webet, wallt und ſpielet
Das Laub um jeden Strauch,
Und jede Staude fuͤhlet
Des lauen Zephyrs Hauch.
Was mir vor Augen ſchwebet,
Gefaͤllt und huͤpft und ſingt;
Und alles, alles lebet,
Und alles ſcheint verjuͤngt.
Jhr Thaͤler und ihr Hoͤhen,
Die Luſt und Sommer ſchmuͤckt!
Euch, ungeſtoͤrt, zu ſehen
Jſt was mein Herz erquickt.
Die Reitzung freyer Felder
Beſchaͤmt der Gaͤrten Pracht,
Und in die offnen Waͤlder
Wird ohne Zwang gelacht.
Die Saat iſt aufgeſchoſſen
Und reitzt der Schnitter Hand.
Die blaͤttervollen Sproſſen
Beſchatten Berg und Land.
Die Voͤgel, die wir hoͤren,
Genieſſen ihrer Zeit:
Nichts toͤnt in ihren Choͤren,
Als Scherz und Zaͤrtlichkeit.
Wie thront auf Moß und Raſen
Der Hirt in ſanfter Ruh!
Er ſieht die Herde graſen
Und ſpielt ein Lied dazu.
Sein muntres Lied ergetzet
Und ſcheut die Kenner nicht;
Gefaͤlligkeit erſetzet
Was ihm an Kunſt gebricht.
D 3
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