Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900."Danke." Ich that sechs Löffel in meine Tasse. "Bitte, aber jetzt erzähle, was führt Dich zu mir?" Statt aller Antwort griff ich in meine Tasche und führte sodann blitzschnell mit dem geöffneten, haarscharf geschliffenen Rasiermesser einen Schnitt von seinem rechten Ohr gegen den Kehlkopf. Er stieß mich, ohne einen Laut von sich zu geben, mit Riesenkraft zurück. Aber schon im nächsten Augenblick schnürte ich ihm die Kehle zu und schnitt tief im Halbkreis wieder vom rechten Ohr bis zum linken. Heißes Blut floß in strömender Menge über meine Finger. Ich ließ nicht nach, bis ich fühlte, daß jeder Widerstand in ihm erloschen war. Er mußte jetzt bewußtlos sein. Ich sah ihm während des Ganzen fortwährend starr ins Gesicht. Es war wie versteint, von der Blässe des reinsten, parischen Marmors. Seine Augen waren zum Zerreißen weit geöffnet und starrten mich mit einem Ausdruck des tödtlichsten Schreckens, mit einem großen Verwundern über das Unmögliche und nun doch Geschehene an. In diesen Augen lag die Sühne für alle Schmach, die ich um seinetwillen erlitten hatte. Der war nicht leicht gestorben. Noch zuckte es leise um seine Mundwinkel. Die einzige Bewegung „Danke.“ Ich that sechs Löffel in meine Tasse. „Bitte, aber jetzt erzähle, was führt Dich zu mir?“ Statt aller Antwort griff ich in meine Tasche und führte sodann blitzschnell mit dem geöffneten, haarscharf geschliffenen Rasiermesser einen Schnitt von seinem rechten Ohr gegen den Kehlkopf. Er stieß mich, ohne einen Laut von sich zu geben, mit Riesenkraft zurück. Aber schon im nächsten Augenblick schnürte ich ihm die Kehle zu und schnitt tief im Halbkreis wieder vom rechten Ohr bis zum linken. Heißes Blut floß in strömender Menge über meine Finger. Ich ließ nicht nach, bis ich fühlte, daß jeder Widerstand in ihm erloschen war. Er mußte jetzt bewußtlos sein. Ich sah ihm während des Ganzen fortwährend starr ins Gesicht. Es war wie versteint, von der Blässe des reinsten, parischen Marmors. Seine Augen waren zum Zerreißen weit geöffnet und starrten mich mit einem Ausdruck des tödtlichsten Schreckens, mit einem großen Verwundern über das Unmögliche und nun doch Geschehene an. In diesen Augen lag die Sühne für alle Schmach, die ich um seinetwillen erlitten hatte. Der war nicht leicht gestorben. Noch zuckte es leise um seine Mundwinkel. Die einzige Bewegung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0120" n="122"/> <p>„Danke.“</p> <p>Ich that sechs Löffel in meine Tasse.</p> <p>„Bitte, aber jetzt erzähle, was führt Dich zu mir?“</p> <p>Statt aller Antwort griff ich in meine Tasche und führte sodann blitzschnell mit dem geöffneten, haarscharf geschliffenen Rasiermesser einen Schnitt von seinem rechten Ohr gegen den Kehlkopf. Er stieß mich, ohne einen Laut von sich zu geben, mit Riesenkraft zurück. Aber schon im nächsten Augenblick schnürte ich ihm die Kehle zu und schnitt tief im Halbkreis wieder vom rechten Ohr bis zum linken. Heißes Blut floß in strömender Menge über meine Finger. Ich ließ nicht nach, bis ich fühlte, daß jeder Widerstand in ihm erloschen war. Er mußte jetzt bewußtlos sein. Ich sah ihm während des Ganzen fortwährend starr ins Gesicht. Es war wie versteint, von der Blässe des reinsten, parischen Marmors. Seine Augen waren zum Zerreißen weit geöffnet und starrten mich mit einem Ausdruck des tödtlichsten Schreckens, mit einem großen Verwundern über das Unmögliche und nun doch Geschehene an. In diesen Augen lag die Sühne für alle Schmach, die ich um seinetwillen erlitten hatte.</p> <p>Der war nicht leicht gestorben. Noch zuckte es leise um seine Mundwinkel. Die einzige Bewegung </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0120]
„Danke.“
Ich that sechs Löffel in meine Tasse.
„Bitte, aber jetzt erzähle, was führt Dich zu mir?“
Statt aller Antwort griff ich in meine Tasche und führte sodann blitzschnell mit dem geöffneten, haarscharf geschliffenen Rasiermesser einen Schnitt von seinem rechten Ohr gegen den Kehlkopf. Er stieß mich, ohne einen Laut von sich zu geben, mit Riesenkraft zurück. Aber schon im nächsten Augenblick schnürte ich ihm die Kehle zu und schnitt tief im Halbkreis wieder vom rechten Ohr bis zum linken. Heißes Blut floß in strömender Menge über meine Finger. Ich ließ nicht nach, bis ich fühlte, daß jeder Widerstand in ihm erloschen war. Er mußte jetzt bewußtlos sein. Ich sah ihm während des Ganzen fortwährend starr ins Gesicht. Es war wie versteint, von der Blässe des reinsten, parischen Marmors. Seine Augen waren zum Zerreißen weit geöffnet und starrten mich mit einem Ausdruck des tödtlichsten Schreckens, mit einem großen Verwundern über das Unmögliche und nun doch Geschehene an. In diesen Augen lag die Sühne für alle Schmach, die ich um seinetwillen erlitten hatte.
Der war nicht leicht gestorben. Noch zuckte es leise um seine Mundwinkel. Die einzige Bewegung
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