Hagenauer, Arnold: Muspilli. Linz u. a., 1900.ist, seine eigenen Ketten schmieden helfen? Und dieser Fontana übte einen ziemlichen Einfluß auf Ernst aus. Wohl fürs erste infolge des langen, intimen Umganges; denn Ernst war Gewohnheitsmensch durch und durch, dann aber auch, weil Franz ein ausgezeichneter Clavierspieler zu sein schien. Das heißt, auch das suggerierte er nur seiner Umgebung, indem er sich solange selbst Weihrauch spendete, bis er die anderen durch den widerlich- süßen Duft dieser Selbstberäucherung betäubte. Das einzige, was er konnte, und das blendete eben die, welche selbst dieses Instrument nicht behandeln konnten, war, zur Noth schwierige Etuden rasch und ohne Fehler vom Blatt zu spielen, und seine dummen Glotzaugen gewannen den Ausdruck eines sich freuenden Idioten, wenn er die Schwierigkeiten überwunden hatte und jetzt sich nun erst recht einbildete, ein Künstler zu sein. Er hatte aber einen harten Anschlag und hackte alles gleichförmig in entsetzlicher Stumpfsinnigkeit auf dem gequälten Instrumente herunter. Nie lag Seele, nie lag Gefühl in seinem Spiel, nicht das einfachste Volkslied konnte er begleiten, ohne die Stimmung mit brutalem Unverstand zu zerstören. Er verstand nie, was er spielte, für ihn waren die Noten nur schwarze Köpfchen, welche diese oder jene Taste näher ist, seine eigenen Ketten schmieden helfen? Und dieser Fontana übte einen ziemlichen Einfluß auf Ernst aus. Wohl fürs erste infolge des langen, intimen Umganges; denn Ernst war Gewohnheitsmensch durch und durch, dann aber auch, weil Franz ein ausgezeichneter Clavierspieler zu sein schien. Das heißt, auch das suggerierte er nur seiner Umgebung, indem er sich solange selbst Weihrauch spendete, bis er die anderen durch den widerlich– süßen Duft dieser Selbstberäucherung betäubte. Das einzige, was er konnte, und das blendete eben die, welche selbst dieses Instrument nicht behandeln konnten, war, zur Noth schwierige Etuden rasch und ohne Fehler vom Blatt zu spielen, und seine dummen Glotzaugen gewannen den Ausdruck eines sich freuenden Idioten, wenn er die Schwierigkeiten überwunden hatte und jetzt sich nun erst recht einbildete, ein Künstler zu sein. Er hatte aber einen harten Anschlag und hackte alles gleichförmig in entsetzlicher Stumpfsinnigkeit auf dem gequälten Instrumente herunter. Nie lag Seele, nie lag Gefühl in seinem Spiel, nicht das einfachste Volkslied konnte er begleiten, ohne die Stimmung mit brutalem Unverstand zu zerstören. Er verstand nie, was er spielte, für ihn waren die Noten nur schwarze Köpfchen, welche diese oder jene Taste näher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="38"/> ist, seine eigenen Ketten schmieden helfen? Und dieser Fontana übte einen ziemlichen Einfluß auf Ernst aus. Wohl fürs erste infolge des langen, intimen Umganges; denn Ernst war Gewohnheitsmensch durch und durch, dann aber auch, weil Franz ein ausgezeichneter Clavierspieler zu sein schien. Das heißt, auch das suggerierte er nur seiner Umgebung, indem er sich solange selbst Weihrauch spendete, bis er die anderen durch den widerlich– süßen Duft dieser Selbstberäucherung betäubte. Das einzige, was er konnte, und das blendete eben die, welche selbst dieses Instrument nicht behandeln konnten, war, zur Noth schwierige Etuden rasch und ohne Fehler vom Blatt zu spielen, und seine dummen Glotzaugen gewannen den Ausdruck eines sich freuenden Idioten, wenn er die Schwierigkeiten überwunden hatte und jetzt sich nun erst recht einbildete, ein Künstler zu sein. Er hatte aber einen harten Anschlag und hackte alles gleichförmig in entsetzlicher Stumpfsinnigkeit auf dem gequälten Instrumente herunter. Nie lag Seele, nie lag Gefühl in seinem Spiel, nicht das einfachste Volkslied konnte er begleiten, ohne die Stimmung mit brutalem Unverstand zu zerstören. Er verstand nie, was er spielte, für ihn waren die Noten nur schwarze Köpfchen, welche diese oder jene Taste näher </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0036]
ist, seine eigenen Ketten schmieden helfen? Und dieser Fontana übte einen ziemlichen Einfluß auf Ernst aus. Wohl fürs erste infolge des langen, intimen Umganges; denn Ernst war Gewohnheitsmensch durch und durch, dann aber auch, weil Franz ein ausgezeichneter Clavierspieler zu sein schien. Das heißt, auch das suggerierte er nur seiner Umgebung, indem er sich solange selbst Weihrauch spendete, bis er die anderen durch den widerlich– süßen Duft dieser Selbstberäucherung betäubte. Das einzige, was er konnte, und das blendete eben die, welche selbst dieses Instrument nicht behandeln konnten, war, zur Noth schwierige Etuden rasch und ohne Fehler vom Blatt zu spielen, und seine dummen Glotzaugen gewannen den Ausdruck eines sich freuenden Idioten, wenn er die Schwierigkeiten überwunden hatte und jetzt sich nun erst recht einbildete, ein Künstler zu sein. Er hatte aber einen harten Anschlag und hackte alles gleichförmig in entsetzlicher Stumpfsinnigkeit auf dem gequälten Instrumente herunter. Nie lag Seele, nie lag Gefühl in seinem Spiel, nicht das einfachste Volkslied konnte er begleiten, ohne die Stimmung mit brutalem Unverstand zu zerstören. Er verstand nie, was er spielte, für ihn waren die Noten nur schwarze Köpfchen, welche diese oder jene Taste näher
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