Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.möglich sein zu lassen und die Geduld der Gäste nicht über die Gebühr in Anspruch zu nehmen. Wenn man im voraus weiß, daß man bei einem Diner oder Souper reden muß, so kann man sich schon zu Hause vorbereiten; muß man dagegen improvisieren, so spreche man, wie es einem ums Herz ist; das macht dann immer einen besseren, unmittelbareren Eindruck, als wenn man sich in der Eile zwischen zwei Gängen eine Reihe gekünstelter Phrasen zurecht gemacht hat. Wer das Talent hat, in Versen zu sprechen, der mag es bei dieser Gelegenheit leuchten lassen; immer aber, und das ist die Hauptsache, sei man kurz. Wird nach einer Mahlzeit Kaffee genommen, so geschieht dies gewöhnlich im Salon, im Stehen. Das ist auch keine leichte Sache, die volle Tasse zu balancieren und dabei Achtung zu geben, daß man von niemand gestoßen wird und selbst niemand zu nahe kommt oder auf die Schleppe tritt. Der kleine Löffel bleibt beim Trinken stets auf der Untertasse liegen. Man hüte sich, zu früh zu trinken und sich vielleicht gar den Mund zu verbrennen, sondern warte ruhig, bis der Inhalt der Tasse kühl geworden ist. Umrühren, um dies zu befördern, oder blasen ist ungehörig. möglich sein zu lassen und die Geduld der Gäste nicht über die Gebühr in Anspruch zu nehmen. Wenn man im voraus weiß, daß man bei einem Diner oder Souper reden muß, so kann man sich schon zu Hause vorbereiten; muß man dagegen improvisieren, so spreche man, wie es einem ums Herz ist; das macht dann immer einen besseren, unmittelbareren Eindruck, als wenn man sich in der Eile zwischen zwei Gängen eine Reihe gekünstelter Phrasen zurecht gemacht hat. Wer das Talent hat, in Versen zu sprechen, der mag es bei dieser Gelegenheit leuchten lassen; immer aber, und das ist die Hauptsache, sei man kurz. Wird nach einer Mahlzeit Kaffee genommen, so geschieht dies gewöhnlich im Salon, im Stehen. Das ist auch keine leichte Sache, die volle Tasse zu balancieren und dabei Achtung zu geben, daß man von niemand gestoßen wird und selbst niemand zu nahe kommt oder auf die Schleppe tritt. Der kleine Löffel bleibt beim Trinken stets auf der Untertasse liegen. Man hüte sich, zu früh zu trinken und sich vielleicht gar den Mund zu verbrennen, sondern warte ruhig, bis der Inhalt der Tasse kühl geworden ist. Umrühren, um dies zu befördern, oder blasen ist ungehörig. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="112"/> möglich sein zu lassen und die Geduld der Gäste nicht über die Gebühr in Anspruch zu nehmen. Wenn man im voraus weiß, daß man bei einem Diner oder Souper reden muß, so kann man sich schon zu Hause vorbereiten; muß man dagegen improvisieren, so spreche man, wie es einem ums Herz ist; das macht dann immer einen besseren, unmittelbareren Eindruck, als wenn man sich in der Eile zwischen zwei Gängen eine Reihe gekünstelter Phrasen zurecht gemacht hat. Wer das Talent hat, in Versen zu sprechen, der mag es bei dieser Gelegenheit leuchten lassen; <hi rendition="#g">immer aber, und das ist die Hauptsache, sei man kurz.</hi></p> <p>Wird nach einer Mahlzeit <hi rendition="#g">Kaffee</hi> genommen, so geschieht dies gewöhnlich im Salon, im Stehen. Das ist auch keine leichte Sache, die volle Tasse zu balancieren und dabei Achtung zu geben, daß man von niemand gestoßen wird und selbst niemand zu nahe kommt oder auf die Schleppe tritt. Der kleine Löffel bleibt beim Trinken stets auf der Untertasse liegen. Man hüte sich, zu früh zu trinken und sich vielleicht gar den Mund zu verbrennen, sondern warte ruhig, bis der Inhalt der Tasse kühl geworden ist. Umrühren, um dies zu befördern, oder blasen ist ungehörig.</p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0122]
möglich sein zu lassen und die Geduld der Gäste nicht über die Gebühr in Anspruch zu nehmen. Wenn man im voraus weiß, daß man bei einem Diner oder Souper reden muß, so kann man sich schon zu Hause vorbereiten; muß man dagegen improvisieren, so spreche man, wie es einem ums Herz ist; das macht dann immer einen besseren, unmittelbareren Eindruck, als wenn man sich in der Eile zwischen zwei Gängen eine Reihe gekünstelter Phrasen zurecht gemacht hat. Wer das Talent hat, in Versen zu sprechen, der mag es bei dieser Gelegenheit leuchten lassen; immer aber, und das ist die Hauptsache, sei man kurz.
Wird nach einer Mahlzeit Kaffee genommen, so geschieht dies gewöhnlich im Salon, im Stehen. Das ist auch keine leichte Sache, die volle Tasse zu balancieren und dabei Achtung zu geben, daß man von niemand gestoßen wird und selbst niemand zu nahe kommt oder auf die Schleppe tritt. Der kleine Löffel bleibt beim Trinken stets auf der Untertasse liegen. Man hüte sich, zu früh zu trinken und sich vielleicht gar den Mund zu verbrennen, sondern warte ruhig, bis der Inhalt der Tasse kühl geworden ist. Umrühren, um dies zu befördern, oder blasen ist ungehörig.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-03-19T14:09:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-19T14:09:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |