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Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

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vom Zahnarzt machen, ehe er seinen Mitmenschen den häßlichen Anblick gewährt. Nebenbei erfordert es schon die Gesundheit, daß man mit seinem Kauapparat vollkommen in Ordnung ist; und überdies kann man ohne vollständige Zähne, wenigstens vorn, nie ganz ungestört sprechen, wodurch andre erst recht auf den, doch so leicht abzustellenden Mangel aufmerksam gemacht werden.

Große Aufmerksamkeit erfordert auf der Straße das Grüßen. Als allgemeine Regel gilt, daß der jüngere stets den älteren und der Herr stets und ohne Ausnahme die Dame zuerst grüßt.

Gehen ein Herr und eine Dame zusammen, so grüßt der Herr entgegenkommende Herren nicht, entgegenkommende, ihm bekannte Damen aber stets, auch wenn sie die Dame, mit der er geht, nicht kennt; diese grüßt aber mit.

Der Herr grüßt mit, wenn die Dame ihr bekannte, ihm aber unbekannte Damen grüßt; doch darf er diese, wenn er auch weiß, daß sie mit seiner Dame bekannt sind, nicht zuerst grüßen, sondern muß warten, bis seine Dame zu grüßen anfängt.

Geht ein Herr mit einer Dame und sie begegnen einem Ehepaar, von denen der Herr

vom Zahnarzt machen, ehe er seinen Mitmenschen den häßlichen Anblick gewährt. Nebenbei erfordert es schon die Gesundheit, daß man mit seinem Kauapparat vollkommen in Ordnung ist; und überdies kann man ohne vollständige Zähne, wenigstens vorn, nie ganz ungestört sprechen, wodurch andre erst recht auf den, doch so leicht abzustellenden Mangel aufmerksam gemacht werden.

Große Aufmerksamkeit erfordert auf der Straße das Grüßen. Als allgemeine Regel gilt, daß der jüngere stets den älteren und der Herr stets und ohne Ausnahme die Dame zuerst grüßt.

Gehen ein Herr und eine Dame zusammen, so grüßt der Herr entgegenkommende Herren nicht, entgegenkommende, ihm bekannte Damen aber stets, auch wenn sie die Dame, mit der er geht, nicht kennt; diese grüßt aber mit.

Der Herr grüßt mit, wenn die Dame ihr bekannte, ihm aber unbekannte Damen grüßt; doch darf er diese, wenn er auch weiß, daß sie mit seiner Dame bekannt sind, nicht zuerst grüßen, sondern muß warten, bis seine Dame zu grüßen anfängt.

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[161/0171] vom Zahnarzt machen, ehe er seinen Mitmenschen den häßlichen Anblick gewährt. Nebenbei erfordert es schon die Gesundheit, daß man mit seinem Kauapparat vollkommen in Ordnung ist; und überdies kann man ohne vollständige Zähne, wenigstens vorn, nie ganz ungestört sprechen, wodurch andre erst recht auf den, doch so leicht abzustellenden Mangel aufmerksam gemacht werden. Große Aufmerksamkeit erfordert auf der Straße das Grüßen. Als allgemeine Regel gilt, daß der jüngere stets den älteren und der Herr stets und ohne Ausnahme die Dame zuerst grüßt. Gehen ein Herr und eine Dame zusammen, so grüßt der Herr entgegenkommende Herren nicht, entgegenkommende, ihm bekannte Damen aber stets, auch wenn sie die Dame, mit der er geht, nicht kennt; diese grüßt aber mit. Der Herr grüßt mit, wenn die Dame ihr bekannte, ihm aber unbekannte Damen grüßt; doch darf er diese, wenn er auch weiß, daß sie mit seiner Dame bekannt sind, nicht zuerst grüßen, sondern muß warten, bis seine Dame zu grüßen anfängt. Geht ein Herr mit einer Dame und sie begegnen einem Ehepaar, von denen der Herr

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Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/171>, abgerufen am 15.05.2024.