nach Hause tragen müssen, und ähnliches; das muß man eben sehen und empfinden. Man kann mit Grüßen aber gar nicht vorsichtig genug sein, denn während es die eine Dame als eine Zuvorkommenheit ansehen wird, wenn man in solchem Fall thut, als bemerke man sie überhaupt nicht, so wird eine andre gerade darin eine doppelte Unhöflichkeit erblicken und glauben, man habe sich ihrer, weil sie bepackt gewesen sei, geschämt, und was dergleichen Annahmen mehr sind, mit denen empfindliche Leute einander das Leben schwer machen. Bemerkt man, daß ein Bekannter aus irgend welchen Gründen nicht gesehen und erst recht nicht gegrüßt zu sein wünscht, so erfordert es allein schon die Diskretion, daß man solchem Wunsch nachkommt. Einem jungen Mann wird es öfter vorkommen, daß er nicht mehr genau weiß, wie die Personen, denen er bei einer Gesellschaft, oder sonst irgendwo vorgestellt worden ist, aussehen. Das ist sehr schlimm; denn dann wird er sie auch auf der Straße nicht wiedererkennen und nicht grüßen. Man muß sich deshalb fremde Gesichter möglichst fest einprägen, der andre aber, der bemerkt, daß er nicht mehr gekannt ist, kann dann wenigstens dem Betreffenden, falls er ihn nicht zuerst grüßen will,
nach Hause tragen müssen, und ähnliches; das muß man eben sehen und empfinden. Man kann mit Grüßen aber gar nicht vorsichtig genug sein, denn während es die eine Dame als eine Zuvorkommenheit ansehen wird, wenn man in solchem Fall thut, als bemerke man sie überhaupt nicht, so wird eine andre gerade darin eine doppelte Unhöflichkeit erblicken und glauben, man habe sich ihrer, weil sie bepackt gewesen sei, geschämt, und was dergleichen Annahmen mehr sind, mit denen empfindliche Leute einander das Leben schwer machen. Bemerkt man, daß ein Bekannter aus irgend welchen Gründen nicht gesehen und erst recht nicht gegrüßt zu sein wünscht, so erfordert es allein schon die Diskretion, daß man solchem Wunsch nachkommt. Einem jungen Mann wird es öfter vorkommen, daß er nicht mehr genau weiß, wie die Personen, denen er bei einer Gesellschaft, oder sonst irgendwo vorgestellt worden ist, aussehen. Das ist sehr schlimm; denn dann wird er sie auch auf der Straße nicht wiedererkennen und nicht grüßen. Man muß sich deshalb fremde Gesichter möglichst fest einprägen, der andre aber, der bemerkt, daß er nicht mehr gekannt ist, kann dann wenigstens dem Betreffenden, falls er ihn nicht zuerst grüßen will,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0174"n="164"/>
nach Hause tragen müssen, und ähnliches; das muß man eben sehen und empfinden. Man kann mit Grüßen aber gar nicht vorsichtig genug sein, denn während es die eine Dame als eine Zuvorkommenheit ansehen wird, wenn man in solchem Fall thut, als bemerke man sie überhaupt nicht, so wird eine andre gerade darin eine doppelte Unhöflichkeit erblicken und glauben, man habe sich ihrer, weil sie bepackt gewesen sei, geschämt, und was dergleichen Annahmen mehr sind, mit denen empfindliche Leute einander das Leben schwer machen. Bemerkt man, daß ein Bekannter aus irgend welchen Gründen nicht gesehen und erst recht nicht gegrüßt zu sein wünscht, so erfordert es allein schon die Diskretion, daß man solchem Wunsch nachkommt. Einem jungen Mann wird es öfter vorkommen, daß er nicht mehr genau weiß, wie die Personen, denen er bei einer Gesellschaft, oder sonst irgendwo vorgestellt worden ist, aussehen. Das ist sehr schlimm; denn dann wird er sie auch auf der Straße nicht wiedererkennen und nicht grüßen. Man muß sich deshalb fremde Gesichter möglichst fest einprägen, der andre aber, der bemerkt, daß er nicht mehr gekannt ist, kann dann wenigstens dem Betreffenden, falls er ihn nicht zuerst grüßen will,
</p></div></body></text></TEI>
[164/0174]
nach Hause tragen müssen, und ähnliches; das muß man eben sehen und empfinden. Man kann mit Grüßen aber gar nicht vorsichtig genug sein, denn während es die eine Dame als eine Zuvorkommenheit ansehen wird, wenn man in solchem Fall thut, als bemerke man sie überhaupt nicht, so wird eine andre gerade darin eine doppelte Unhöflichkeit erblicken und glauben, man habe sich ihrer, weil sie bepackt gewesen sei, geschämt, und was dergleichen Annahmen mehr sind, mit denen empfindliche Leute einander das Leben schwer machen. Bemerkt man, daß ein Bekannter aus irgend welchen Gründen nicht gesehen und erst recht nicht gegrüßt zu sein wünscht, so erfordert es allein schon die Diskretion, daß man solchem Wunsch nachkommt. Einem jungen Mann wird es öfter vorkommen, daß er nicht mehr genau weiß, wie die Personen, denen er bei einer Gesellschaft, oder sonst irgendwo vorgestellt worden ist, aussehen. Das ist sehr schlimm; denn dann wird er sie auch auf der Straße nicht wiedererkennen und nicht grüßen. Man muß sich deshalb fremde Gesichter möglichst fest einprägen, der andre aber, der bemerkt, daß er nicht mehr gekannt ist, kann dann wenigstens dem Betreffenden, falls er ihn nicht zuerst grüßen will,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-03-19T14:09:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-03-19T14:09:31Z)
Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/174>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.