Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.kommen, um nur schnell eine Zigarette rauchen zu können und dann mit duftenden Kleidern wieder zurückzukehren. So rücksichtslos aber die meisten Raucher gegen andre sind, indem sie ihnen den häßlichen Geruch ihrer Zigarre aufdrängen, um so empfindlicher und unduldsamer sind sie selbst meist gegen jeden Parfümgeruch und lehnen sich gegen ihn auf, wie gegen ein Verbrechen, begangen an der gesamten Menschheit. Und es möchte doch noch sehr zu bezweifeln sein, ob es nicht angenehmer ist, im Theater, im Konzert oder sonst irgendwo im geschlossenen Raum neben jemand zu sitzen, der den leichten Duft einer feinen, wohlriechenden Essenz an sich hat, als den Dunst, der den Kleidern eines Rauchers entströmt, stundenlang riechen und einatmen zu müssen. Und bei den Kleidern bleibt es nicht einmal, selbst der Hauch verrät den unappetitlichen Tabaksgenuß, und die gelb gewordenen Zähne deuten ihn an. Allerdings kann mit Vergnügen festgestellt werden, daß das Rauchen, besonders in den feineren Kreisen, schon immer mehr abkommt, und so hat es wenigstens niemand, der noch dieser edlen Gewohnheit fernsteht, nötig, sich daran unter wer weiß was für Opfern kommen, um nur schnell eine Zigarette rauchen zu können und dann mit duftenden Kleidern wieder zurückzukehren. So rücksichtslos aber die meisten Raucher gegen andre sind, indem sie ihnen den häßlichen Geruch ihrer Zigarre aufdrängen, um so empfindlicher und unduldsamer sind sie selbst meist gegen jeden Parfümgeruch und lehnen sich gegen ihn auf, wie gegen ein Verbrechen, begangen an der gesamten Menschheit. Und es möchte doch noch sehr zu bezweifeln sein, ob es nicht angenehmer ist, im Theater, im Konzert oder sonst irgendwo im geschlossenen Raum neben jemand zu sitzen, der den leichten Duft einer feinen, wohlriechenden Essenz an sich hat, als den Dunst, der den Kleidern eines Rauchers entströmt, stundenlang riechen und einatmen zu müssen. Und bei den Kleidern bleibt es nicht einmal, selbst der Hauch verrät den unappetitlichen Tabaksgenuß, und die gelb gewordenen Zähne deuten ihn an. Allerdings kann mit Vergnügen festgestellt werden, daß das Rauchen, besonders in den feineren Kreisen, schon immer mehr abkommt, und so hat es wenigstens niemand, der noch dieser edlen Gewohnheit fernsteht, nötig, sich daran unter wer weiß was für Opfern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0185" n="175"/> kommen, um nur schnell eine Zigarette rauchen zu können und dann mit duftenden Kleidern wieder zurückzukehren.</p> <p>So rücksichtslos aber die meisten Raucher gegen andre sind, indem sie ihnen den häßlichen Geruch ihrer Zigarre aufdrängen, um so empfindlicher und unduldsamer sind sie selbst meist gegen jeden <hi rendition="#g">Parfümgeruch</hi> und lehnen sich gegen ihn auf, wie gegen ein Verbrechen, begangen an der gesamten Menschheit. Und es möchte doch noch sehr zu bezweifeln sein, ob es nicht angenehmer ist, im Theater, im Konzert oder sonst irgendwo im geschlossenen Raum neben jemand zu sitzen, der den leichten Duft einer feinen, wohlriechenden Essenz an sich hat, als den Dunst, der den Kleidern eines Rauchers entströmt, stundenlang riechen und einatmen zu müssen. Und bei den Kleidern bleibt es nicht einmal, selbst der Hauch verrät den unappetitlichen Tabaksgenuß, und die gelb gewordenen Zähne deuten ihn an. Allerdings kann mit Vergnügen festgestellt werden, daß das Rauchen, besonders in den feineren Kreisen, schon immer mehr abkommt, und so hat es wenigstens niemand, der noch dieser edlen Gewohnheit fernsteht, nötig, sich daran unter wer weiß was für Opfern </p> </div> </body> </text> </TEI> [175/0185]
kommen, um nur schnell eine Zigarette rauchen zu können und dann mit duftenden Kleidern wieder zurückzukehren.
So rücksichtslos aber die meisten Raucher gegen andre sind, indem sie ihnen den häßlichen Geruch ihrer Zigarre aufdrängen, um so empfindlicher und unduldsamer sind sie selbst meist gegen jeden Parfümgeruch und lehnen sich gegen ihn auf, wie gegen ein Verbrechen, begangen an der gesamten Menschheit. Und es möchte doch noch sehr zu bezweifeln sein, ob es nicht angenehmer ist, im Theater, im Konzert oder sonst irgendwo im geschlossenen Raum neben jemand zu sitzen, der den leichten Duft einer feinen, wohlriechenden Essenz an sich hat, als den Dunst, der den Kleidern eines Rauchers entströmt, stundenlang riechen und einatmen zu müssen. Und bei den Kleidern bleibt es nicht einmal, selbst der Hauch verrät den unappetitlichen Tabaksgenuß, und die gelb gewordenen Zähne deuten ihn an. Allerdings kann mit Vergnügen festgestellt werden, daß das Rauchen, besonders in den feineren Kreisen, schon immer mehr abkommt, und so hat es wenigstens niemand, der noch dieser edlen Gewohnheit fernsteht, nötig, sich daran unter wer weiß was für Opfern
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