Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.man versuchen, aus Adreßbüchern, Universitätsverzeichnissen und dgl. etwas herauszubekommen, ja auch das Konversationslexikon und der Schriftstellerkalender können einem manchmal nützlich sein. Wie gesagt, ist es oft schwer, sich zu unterrichten, aber doch darf es nicht vorkommen, daß man z. B. den Gatten einer Schriftstellerin, an die man unter deren Autorennamen empfohlen ist, mit diesem Namen anredet, daß man nicht weiß, ob jemand verheiratet ist oder nicht, daß man überhaupt nicht weiß, was er ist und dergleichen. Über persönliche Verhältnisse wird man freilich nur selten etwas in Erfahrung bringen können, aber falls die Betreffenden irgendwie z. B. künstlerisch oder wissenschaftlich thätig sind, sollte man wenigstens über deren Arbeiten etwas wissen. Dann aber muß man sich hüten, wenn man wirklich etwas weiß, die Thatsachen bei verschiedenen Besuchen zu verwechseln und bei dem einen nicht seine Kenntnisse über die Erfolge oder Vorzüge des andern an den Mann bringen wollen. Am besten ist es auf alle Fälle, nicht auf derlei persönliche Verhältnisse einzugehen, ehe man weiß, wie der Betreffende es aufnimmt: dem einen erscheint es als eine fade Schmeichelei, was dem andern eine wohlthuende Anerkennung man versuchen, aus Adreßbüchern, Universitätsverzeichnissen und dgl. etwas herauszubekommen, ja auch das Konversationslexikon und der Schriftstellerkalender können einem manchmal nützlich sein. Wie gesagt, ist es oft schwer, sich zu unterrichten, aber doch darf es nicht vorkommen, daß man z. B. den Gatten einer Schriftstellerin, an die man unter deren Autorennamen empfohlen ist, mit diesem Namen anredet, daß man nicht weiß, ob jemand verheiratet ist oder nicht, daß man überhaupt nicht weiß, was er ist und dergleichen. Über persönliche Verhältnisse wird man freilich nur selten etwas in Erfahrung bringen können, aber falls die Betreffenden irgendwie z. B. künstlerisch oder wissenschaftlich thätig sind, sollte man wenigstens über deren Arbeiten etwas wissen. Dann aber muß man sich hüten, wenn man wirklich etwas weiß, die Thatsachen bei verschiedenen Besuchen zu verwechseln und bei dem einen nicht seine Kenntnisse über die Erfolge oder Vorzüge des andern an den Mann bringen wollen. Am besten ist es auf alle Fälle, nicht auf derlei persönliche Verhältnisse einzugehen, ehe man weiß, wie der Betreffende es aufnimmt: dem einen erscheint es als eine fade Schmeichelei, was dem andern eine wohlthuende Anerkennung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0021" n="11"/> man versuchen, aus Adreßbüchern, Universitätsverzeichnissen und dgl. etwas herauszubekommen, ja auch das Konversationslexikon und der Schriftstellerkalender können einem manchmal nützlich sein. Wie gesagt, ist es oft schwer, sich zu unterrichten, aber doch darf es nicht vorkommen, daß man z. B. den Gatten einer Schriftstellerin, an die man unter deren Autorennamen empfohlen ist, mit diesem Namen anredet, daß man nicht weiß, ob jemand verheiratet ist oder nicht, daß man überhaupt nicht weiß, was er ist und dergleichen. Über persönliche Verhältnisse wird man freilich nur selten etwas in Erfahrung bringen können, aber falls die Betreffenden irgendwie z. B. künstlerisch oder wissenschaftlich thätig sind, sollte man wenigstens über deren Arbeiten etwas wissen. Dann aber muß man sich hüten, wenn man wirklich etwas weiß, die Thatsachen bei verschiedenen Besuchen zu verwechseln und bei dem einen nicht seine Kenntnisse über die Erfolge oder Vorzüge des andern an den Mann bringen wollen. Am besten ist es auf alle Fälle, nicht auf derlei persönliche Verhältnisse einzugehen, ehe man weiß, wie der Betreffende es aufnimmt: dem einen erscheint es als eine fade Schmeichelei, was dem andern eine wohlthuende Anerkennung </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0021]
man versuchen, aus Adreßbüchern, Universitätsverzeichnissen und dgl. etwas herauszubekommen, ja auch das Konversationslexikon und der Schriftstellerkalender können einem manchmal nützlich sein. Wie gesagt, ist es oft schwer, sich zu unterrichten, aber doch darf es nicht vorkommen, daß man z. B. den Gatten einer Schriftstellerin, an die man unter deren Autorennamen empfohlen ist, mit diesem Namen anredet, daß man nicht weiß, ob jemand verheiratet ist oder nicht, daß man überhaupt nicht weiß, was er ist und dergleichen. Über persönliche Verhältnisse wird man freilich nur selten etwas in Erfahrung bringen können, aber falls die Betreffenden irgendwie z. B. künstlerisch oder wissenschaftlich thätig sind, sollte man wenigstens über deren Arbeiten etwas wissen. Dann aber muß man sich hüten, wenn man wirklich etwas weiß, die Thatsachen bei verschiedenen Besuchen zu verwechseln und bei dem einen nicht seine Kenntnisse über die Erfolge oder Vorzüge des andern an den Mann bringen wollen. Am besten ist es auf alle Fälle, nicht auf derlei persönliche Verhältnisse einzugehen, ehe man weiß, wie der Betreffende es aufnimmt: dem einen erscheint es als eine fade Schmeichelei, was dem andern eine wohlthuende Anerkennung
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