Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

verbunden sein würde, daß vielleicht noch einmal besonders deshalb Kaffee gekocht werden müßte oder dergleichen. Genügt dann ein einfaches Ablehnen nicht, so muß man zu einer Ausrede seine Zuflucht nehmen, daß man bereits Kaffee getrunken habe, daß man überhaupt keinen am Nachmittag tränke u. s. w. Bemerkt man bei einer Gesellschaft, daß von einer Speise, vom Wein nicht genügend vorhanden ist, so muß man sich selbstverständlich von vornherein mit dem Zulangen danach einrichten, wird einem aber trotzdem noch einmal angeboten, so muß man lieber mit einer glaubwürdigen Ausrede danken, ehe man Veranlassung ist, daß vielleicht die "andre" Flasche Wein angebrochen oder irgend ein Gericht, das nur für die allerdringlichste Reserve zurückgestellt und eigentlich für den nächsten Mittagstisch bestimmt ist, herbeigebracht wird. Besonders Personen gegenüber, die nicht in der Lage sind, große Kosten für Gesellschaften aufzuwenden, ist solche Rücksicht angebracht, nur muß man da gerade mit der größten Vorsicht und dem feinsten Takt vorgehen, damit aus der bestgemeinten Absicht nicht die größte Beleidigung werde. Ist man in einer kleinen Gesellschaft der einzige, welcher raucht, wie das wohl kommen mag, so wird man

verbunden sein würde, daß vielleicht noch einmal besonders deshalb Kaffee gekocht werden müßte oder dergleichen. Genügt dann ein einfaches Ablehnen nicht, so muß man zu einer Ausrede seine Zuflucht nehmen, daß man bereits Kaffee getrunken habe, daß man überhaupt keinen am Nachmittag tränke u. s. w. Bemerkt man bei einer Gesellschaft, daß von einer Speise, vom Wein nicht genügend vorhanden ist, so muß man sich selbstverständlich von vornherein mit dem Zulangen danach einrichten, wird einem aber trotzdem noch einmal angeboten, so muß man lieber mit einer glaubwürdigen Ausrede danken, ehe man Veranlassung ist, daß vielleicht die „andre“ Flasche Wein angebrochen oder irgend ein Gericht, das nur für die allerdringlichste Reserve zurückgestellt und eigentlich für den nächsten Mittagstisch bestimmt ist, herbeigebracht wird. Besonders Personen gegenüber, die nicht in der Lage sind, große Kosten für Gesellschaften aufzuwenden, ist solche Rücksicht angebracht, nur muß man da gerade mit der größten Vorsicht und dem feinsten Takt vorgehen, damit aus der bestgemeinten Absicht nicht die größte Beleidigung werde. Ist man in einer kleinen Gesellschaft der einzige, welcher raucht, wie das wohl kommen mag, so wird man

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0236" n="226"/>
verbunden sein würde, daß vielleicht noch einmal besonders deshalb Kaffee gekocht werden müßte oder dergleichen. Genügt dann ein einfaches Ablehnen nicht, so muß man zu einer Ausrede seine Zuflucht nehmen, daß man bereits Kaffee getrunken habe, daß man überhaupt keinen am Nachmittag tränke u. s. w. Bemerkt man bei einer Gesellschaft, daß von einer Speise, vom Wein nicht genügend vorhanden ist, so muß man sich selbstverständlich von vornherein mit dem Zulangen danach einrichten, wird einem aber trotzdem noch einmal angeboten, so muß man lieber mit einer glaubwürdigen Ausrede danken, ehe man Veranlassung ist, daß vielleicht die &#x201E;andre&#x201C; Flasche Wein angebrochen oder irgend ein Gericht, das nur für die allerdringlichste Reserve zurückgestellt und eigentlich für den nächsten Mittagstisch bestimmt ist, herbeigebracht wird. Besonders Personen gegenüber, die nicht in der Lage sind, große Kosten für Gesellschaften aufzuwenden, ist solche Rücksicht angebracht, nur muß man da gerade mit der größten Vorsicht und dem feinsten Takt vorgehen, damit aus der bestgemeinten Absicht nicht die größte Beleidigung werde. Ist man in einer kleinen Gesellschaft der einzige, welcher raucht, wie das wohl kommen mag, so wird man
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0236] verbunden sein würde, daß vielleicht noch einmal besonders deshalb Kaffee gekocht werden müßte oder dergleichen. Genügt dann ein einfaches Ablehnen nicht, so muß man zu einer Ausrede seine Zuflucht nehmen, daß man bereits Kaffee getrunken habe, daß man überhaupt keinen am Nachmittag tränke u. s. w. Bemerkt man bei einer Gesellschaft, daß von einer Speise, vom Wein nicht genügend vorhanden ist, so muß man sich selbstverständlich von vornherein mit dem Zulangen danach einrichten, wird einem aber trotzdem noch einmal angeboten, so muß man lieber mit einer glaubwürdigen Ausrede danken, ehe man Veranlassung ist, daß vielleicht die „andre“ Flasche Wein angebrochen oder irgend ein Gericht, das nur für die allerdringlichste Reserve zurückgestellt und eigentlich für den nächsten Mittagstisch bestimmt ist, herbeigebracht wird. Besonders Personen gegenüber, die nicht in der Lage sind, große Kosten für Gesellschaften aufzuwenden, ist solche Rücksicht angebracht, nur muß man da gerade mit der größten Vorsicht und dem feinsten Takt vorgehen, damit aus der bestgemeinten Absicht nicht die größte Beleidigung werde. Ist man in einer kleinen Gesellschaft der einzige, welcher raucht, wie das wohl kommen mag, so wird man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/236
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/236>, abgerufen am 13.05.2024.