Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.die Karten des Brautpaares ab. Ist ein derartiger Besuch, wie es wohl meistens der Fall sein wird, nur eine zu erfüllende Höflichkeit, so wird er überhaupt nicht angenommen, das Brautpaar bleibt ruhig in seinem Wagen sitzen und fährt, froh, einer weiteren Pflicht genügt zu haben, zur nächsten Adresse. Werden die Besuchenden aber angenommen, so versteht es sich von selbst, daß sie nur ganz kurze Zeit bleiben. Von einer weiteren Vorbereitung für solche Besuche kann natürlich nicht die Rede sein, es sind eben hergebrachte Phrasen, die man austauscht, nur braucht man sich kein Gewissen daraus zu machen, an allen Orten immer wieder dasselbe zu sagen; diejenigen, zu denen man spricht, sind ja immer wieder andre Personen. Am besten thut man, sich geradezu einige Redensarten zurechtzulegen, mit denen man am bequemsten über die Augenblicke der Verlegenheit hinauskommt, die doch in den meisten Fällen eintreten werden. Bei solchen Besuchen ist der Herr stets im Frack. Bei Trauerbesuchen vermeide man möglichst im Gespräch, auf den Grund des Besuches zu kommen. Die Leidtragenden haben doch wohl selbst meistens nur den einen Gedanken an ihren Verlust, warum sollte man dann dieses Gedenken die Karten des Brautpaares ab. Ist ein derartiger Besuch, wie es wohl meistens der Fall sein wird, nur eine zu erfüllende Höflichkeit, so wird er überhaupt nicht angenommen, das Brautpaar bleibt ruhig in seinem Wagen sitzen und fährt, froh, einer weiteren Pflicht genügt zu haben, zur nächsten Adresse. Werden die Besuchenden aber angenommen, so versteht es sich von selbst, daß sie nur ganz kurze Zeit bleiben. Von einer weiteren Vorbereitung für solche Besuche kann natürlich nicht die Rede sein, es sind eben hergebrachte Phrasen, die man austauscht, nur braucht man sich kein Gewissen daraus zu machen, an allen Orten immer wieder dasselbe zu sagen; diejenigen, zu denen man spricht, sind ja immer wieder andre Personen. Am besten thut man, sich geradezu einige Redensarten zurechtzulegen, mit denen man am bequemsten über die Augenblicke der Verlegenheit hinauskommt, die doch in den meisten Fällen eintreten werden. Bei solchen Besuchen ist der Herr stets im Frack. Bei Trauerbesuchen vermeide man möglichst im Gespräch, auf den Grund des Besuches zu kommen. Die Leidtragenden haben doch wohl selbst meistens nur den einen Gedanken an ihren Verlust, warum sollte man dann dieses Gedenken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0036" n="26"/> die Karten des Brautpaares ab. Ist ein derartiger Besuch, wie es wohl meistens der Fall sein wird, nur eine zu erfüllende Höflichkeit, so wird er überhaupt nicht angenommen, das Brautpaar bleibt ruhig in seinem Wagen sitzen und fährt, froh, einer weiteren Pflicht genügt zu haben, zur nächsten Adresse. Werden die Besuchenden aber angenommen, so versteht es sich von selbst, daß sie nur ganz kurze Zeit bleiben. Von einer weiteren Vorbereitung für solche Besuche kann natürlich nicht die Rede sein, es sind eben hergebrachte Phrasen, die man austauscht, nur braucht man sich kein Gewissen daraus zu machen, an allen Orten immer wieder dasselbe zu sagen; diejenigen, zu denen man spricht, sind ja immer wieder andre Personen. Am besten thut man, sich geradezu einige Redensarten zurechtzulegen, mit denen man am bequemsten über die Augenblicke der Verlegenheit hinauskommt, die doch in den meisten Fällen eintreten werden. Bei solchen Besuchen ist der Herr stets im Frack.</p> <p>Bei <hi rendition="#g">Trauerbesuchen</hi> vermeide man möglichst im Gespräch, auf den Grund des Besuches zu kommen. Die Leidtragenden haben doch wohl selbst meistens nur den einen Gedanken an ihren Verlust, warum sollte man dann dieses Gedenken </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0036]
die Karten des Brautpaares ab. Ist ein derartiger Besuch, wie es wohl meistens der Fall sein wird, nur eine zu erfüllende Höflichkeit, so wird er überhaupt nicht angenommen, das Brautpaar bleibt ruhig in seinem Wagen sitzen und fährt, froh, einer weiteren Pflicht genügt zu haben, zur nächsten Adresse. Werden die Besuchenden aber angenommen, so versteht es sich von selbst, daß sie nur ganz kurze Zeit bleiben. Von einer weiteren Vorbereitung für solche Besuche kann natürlich nicht die Rede sein, es sind eben hergebrachte Phrasen, die man austauscht, nur braucht man sich kein Gewissen daraus zu machen, an allen Orten immer wieder dasselbe zu sagen; diejenigen, zu denen man spricht, sind ja immer wieder andre Personen. Am besten thut man, sich geradezu einige Redensarten zurechtzulegen, mit denen man am bequemsten über die Augenblicke der Verlegenheit hinauskommt, die doch in den meisten Fällen eintreten werden. Bei solchen Besuchen ist der Herr stets im Frack.
Bei Trauerbesuchen vermeide man möglichst im Gespräch, auf den Grund des Besuches zu kommen. Die Leidtragenden haben doch wohl selbst meistens nur den einen Gedanken an ihren Verlust, warum sollte man dann dieses Gedenken
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