Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

genügt, wenn gesagt wird, daß man bedauert, daß Frau Soundso nicht zu sprechen sei. Ist die Dame wirklich nicht zu Hause, so kann auch dies mit dem Ausdruck des Bedauerns gesagt werden. Empfängt man aber einen Besuch, so ist es Pflicht des Hausherrn oder der Hausfrau, dem Fremden nach Möglichkeit entgegen zu kommen und ihm seine schwere Aufgabe, als welche er vielleicht seinen Besuch empfindet, nach Kräften zu erleichtern. Allerdings ist dies nicht jedem gegeben, doch mit ein wenig Freundlichkeit nur kann man den zu Schüchternen leicht zum Reden bringen und selbst mit dem Schweigsamsten eine Unterhaltung anfangen; man muß nur etwas auf die Interessen des andern einzugehen sich bemühen und seine gute Absicht für die That nehmen. Bemerkt man die Verlegenheit eines andern, der vielleicht unerwartet in eine große Gratulationsgesellschaft hineinplatzt, so kann man ihm leicht durch eine scherzhafte Redensart, wie "das ist hübsch, daß auch Sie mir gratulieren wollen" oder dergleichen helfen und erwirbt sich dessen innigsten Dank. Man nötige nie jemand, länger zu bleiben, wenn er fortgehen will. Bei einem ersten Besuch setze man nie jemand etwas vor, sei überhaupt damit stets sehr vorsichtig,

genügt, wenn gesagt wird, daß man bedauert, daß Frau Soundso nicht zu sprechen sei. Ist die Dame wirklich nicht zu Hause, so kann auch dies mit dem Ausdruck des Bedauerns gesagt werden. Empfängt man aber einen Besuch, so ist es Pflicht des Hausherrn oder der Hausfrau, dem Fremden nach Möglichkeit entgegen zu kommen und ihm seine schwere Aufgabe, als welche er vielleicht seinen Besuch empfindet, nach Kräften zu erleichtern. Allerdings ist dies nicht jedem gegeben, doch mit ein wenig Freundlichkeit nur kann man den zu Schüchternen leicht zum Reden bringen und selbst mit dem Schweigsamsten eine Unterhaltung anfangen; man muß nur etwas auf die Interessen des andern einzugehen sich bemühen und seine gute Absicht für die That nehmen. Bemerkt man die Verlegenheit eines andern, der vielleicht unerwartet in eine große Gratulationsgesellschaft hineinplatzt, so kann man ihm leicht durch eine scherzhafte Redensart, wie „das ist hübsch, daß auch Sie mir gratulieren wollen“ oder dergleichen helfen und erwirbt sich dessen innigsten Dank. Man nötige nie jemand, länger zu bleiben, wenn er fortgehen will. Bei einem ersten Besuch setze man nie jemand etwas vor, sei überhaupt damit stets sehr vorsichtig,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0040" n="30"/>
genügt, wenn gesagt wird, daß man bedauert, daß Frau Soundso nicht zu <hi rendition="#g">sprechen</hi> sei. Ist die Dame wirklich nicht zu Hause, so kann auch dies mit dem Ausdruck des Bedauerns gesagt werden. Empfängt man aber einen Besuch, so ist es Pflicht des Hausherrn oder der Hausfrau, dem Fremden nach Möglichkeit entgegen zu kommen und ihm seine schwere Aufgabe, als welche er vielleicht seinen Besuch empfindet, nach Kräften zu erleichtern. Allerdings ist dies nicht jedem gegeben, doch mit ein wenig Freundlichkeit nur kann man den zu Schüchternen leicht zum Reden bringen und selbst mit dem Schweigsamsten eine Unterhaltung anfangen; man muß nur etwas auf die Interessen des andern einzugehen sich bemühen und seine gute Absicht für die That nehmen. Bemerkt man die Verlegenheit eines andern, der vielleicht unerwartet in eine große Gratulationsgesellschaft hineinplatzt, so kann man ihm leicht durch eine scherzhafte Redensart, wie &#x201E;das ist hübsch, daß auch Sie mir gratulieren wollen&#x201C; oder dergleichen helfen und erwirbt sich dessen innigsten Dank. Man nötige nie jemand, länger zu bleiben, wenn er fortgehen will. Bei einem ersten Besuch setze man nie jemand etwas vor, sei überhaupt damit stets sehr vorsichtig,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0040] genügt, wenn gesagt wird, daß man bedauert, daß Frau Soundso nicht zu sprechen sei. Ist die Dame wirklich nicht zu Hause, so kann auch dies mit dem Ausdruck des Bedauerns gesagt werden. Empfängt man aber einen Besuch, so ist es Pflicht des Hausherrn oder der Hausfrau, dem Fremden nach Möglichkeit entgegen zu kommen und ihm seine schwere Aufgabe, als welche er vielleicht seinen Besuch empfindet, nach Kräften zu erleichtern. Allerdings ist dies nicht jedem gegeben, doch mit ein wenig Freundlichkeit nur kann man den zu Schüchternen leicht zum Reden bringen und selbst mit dem Schweigsamsten eine Unterhaltung anfangen; man muß nur etwas auf die Interessen des andern einzugehen sich bemühen und seine gute Absicht für die That nehmen. Bemerkt man die Verlegenheit eines andern, der vielleicht unerwartet in eine große Gratulationsgesellschaft hineinplatzt, so kann man ihm leicht durch eine scherzhafte Redensart, wie „das ist hübsch, daß auch Sie mir gratulieren wollen“ oder dergleichen helfen und erwirbt sich dessen innigsten Dank. Man nötige nie jemand, länger zu bleiben, wenn er fortgehen will. Bei einem ersten Besuch setze man nie jemand etwas vor, sei überhaupt damit stets sehr vorsichtig,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/40
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/40>, abgerufen am 21.11.2024.