Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

eigne Persönlichkeit wirken und für sich, körperlich und geistig einstehen muß. Natürlich wird sich die ganze Art des geselligen Verkehrs nach den herrschenden Verhältnissen richten müssen und daher überall verschieden sein; doch bleiben sich die Grundzüge überall gleich, so daß für diese ganz feststehende Regeln aufgestellt werden können.

Fast noch mehr aber, als für einen einzelnen, der doch verhältnismäßig immer noch, schon durch die Art seines Lebens, viel mit der äußeren Welt in Berührung kommt, ist gesellschaftlicher Umgang für verheiratete Leute, für Familien von Notwendigkeit. Gerade durch den immerwährenden, regelmäßigen Verkehr der Ehegatten miteinander liegt es nahe, daß bald eine gewisse Eintönigkeit entsteht, die selbst bei den größten Bemühungen, durch geistige Unterhaltung, anregende Lektüre u. s. w. neues in das alltägliche Leben zu bringen, doch nie ganz unterdrückt werden wird können. Es bedarf einer andern Art der Anregung, und die ist der gesellige Verkehr, der sich wieder in erster Linie in Gesellschaften und Einladungen äußert.

Für gewöhnlich werden Gesellschaften nur von Familien oder solchen Personen gegeben werden, die ihr eignes Heim und ihre eigne

eigne Persönlichkeit wirken und für sich, körperlich und geistig einstehen muß. Natürlich wird sich die ganze Art des geselligen Verkehrs nach den herrschenden Verhältnissen richten müssen und daher überall verschieden sein; doch bleiben sich die Grundzüge überall gleich, so daß für diese ganz feststehende Regeln aufgestellt werden können.

Fast noch mehr aber, als für einen einzelnen, der doch verhältnismäßig immer noch, schon durch die Art seines Lebens, viel mit der äußeren Welt in Berührung kommt, ist gesellschaftlicher Umgang für verheiratete Leute, für Familien von Notwendigkeit. Gerade durch den immerwährenden, regelmäßigen Verkehr der Ehegatten miteinander liegt es nahe, daß bald eine gewisse Eintönigkeit entsteht, die selbst bei den größten Bemühungen, durch geistige Unterhaltung, anregende Lektüre u. s. w. neues in das alltägliche Leben zu bringen, doch nie ganz unterdrückt werden wird können. Es bedarf einer andern Art der Anregung, und die ist der gesellige Verkehr, der sich wieder in erster Linie in Gesellschaften und Einladungen äußert.

Für gewöhnlich werden Gesellschaften nur von Familien oder solchen Personen gegeben werden, die ihr eignes Heim und ihre eigne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0048" n="38"/>
eigne Persönlichkeit wirken und für sich, körperlich und geistig einstehen muß. Natürlich wird sich die ganze Art des geselligen Verkehrs nach den herrschenden Verhältnissen richten müssen und daher überall verschieden sein; doch bleiben sich die Grundzüge überall gleich, so daß für diese ganz feststehende Regeln aufgestellt werden können.</p>
        <p>Fast noch mehr aber, als für einen einzelnen, der doch verhältnismäßig immer noch, schon durch die Art seines Lebens, viel mit der äußeren Welt in Berührung kommt, ist gesellschaftlicher Umgang für verheiratete Leute, für Familien von Notwendigkeit. Gerade durch den immerwährenden, regelmäßigen Verkehr der Ehegatten miteinander liegt es nahe, daß bald eine gewisse Eintönigkeit entsteht, die selbst bei den größten Bemühungen, durch geistige Unterhaltung, anregende Lektüre u. s. w. neues in das alltägliche Leben zu bringen, doch nie ganz unterdrückt werden wird können. Es bedarf einer andern Art der Anregung, und die ist der gesellige Verkehr, der sich wieder in erster Linie in Gesellschaften und Einladungen äußert.</p>
        <p>Für gewöhnlich werden Gesellschaften nur von Familien oder solchen Personen gegeben werden, die ihr <hi rendition="#g">eignes Heim</hi> und ihre eigne
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[38/0048] eigne Persönlichkeit wirken und für sich, körperlich und geistig einstehen muß. Natürlich wird sich die ganze Art des geselligen Verkehrs nach den herrschenden Verhältnissen richten müssen und daher überall verschieden sein; doch bleiben sich die Grundzüge überall gleich, so daß für diese ganz feststehende Regeln aufgestellt werden können. Fast noch mehr aber, als für einen einzelnen, der doch verhältnismäßig immer noch, schon durch die Art seines Lebens, viel mit der äußeren Welt in Berührung kommt, ist gesellschaftlicher Umgang für verheiratete Leute, für Familien von Notwendigkeit. Gerade durch den immerwährenden, regelmäßigen Verkehr der Ehegatten miteinander liegt es nahe, daß bald eine gewisse Eintönigkeit entsteht, die selbst bei den größten Bemühungen, durch geistige Unterhaltung, anregende Lektüre u. s. w. neues in das alltägliche Leben zu bringen, doch nie ganz unterdrückt werden wird können. Es bedarf einer andern Art der Anregung, und die ist der gesellige Verkehr, der sich wieder in erster Linie in Gesellschaften und Einladungen äußert. Für gewöhnlich werden Gesellschaften nur von Familien oder solchen Personen gegeben werden, die ihr eignes Heim und ihre eigne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/48
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/48>, abgerufen am 28.04.2024.