Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.Wirtschaft haben und darauf eingerichtet sind, Gäste bei sich zu sehen. Will eine Familie Geselligkeit durch Gesellschaften pflegen, so muß in erster Lnie schon bei der Wahl der Wohnung Rücksicht darauf genommen werden, denn nichts ist peinlicher für den Gast als die Empfindung, daß die Wirte, um nur recht viele Personen bei sich sehen zu können, das Logis womöglich halb ausgeräumt haben. Unwillkürlich wird einem dann der Gedanke kommen, wie ungemütlich es in den andern, nicht zur Gesellschaft benutzten Räumen aussehen, wie umständlich es für die Wirte sein mag, nach Weggang des letzten Gastes erst alles wieder in die gewohnte Ordnung zu bringen, und eine behagliche Stimmung wird selten eintreten. Ganz anders ist es da in freundlichen Räumen, von denen man auf den ersten Blick bemerkt, daß sie zur Pflege der Geselligkeit da sind, traulich mutet den Besucher ein wenn auch vielleicht nur wenig stilvoll eingerichtetes Speisezimmer, ein hell erleuchteter Salon an: da ist die Unterhaltung schnell im Gang, und der Verkehr der Gäste leidet nicht unter dem Ausnahmezustand, an den man immer erinnert wird, wenn man die ausgeräumten Zimmer erblickt, oder gar an den Wänden sieht, wie dort Wirtschaft haben und darauf eingerichtet sind, Gäste bei sich zu sehen. Will eine Familie Geselligkeit durch Gesellschaften pflegen, so muß in erster Lnie schon bei der Wahl der Wohnung Rücksicht darauf genommen werden, denn nichts ist peinlicher für den Gast als die Empfindung, daß die Wirte, um nur recht viele Personen bei sich sehen zu können, das Logis womöglich halb ausgeräumt haben. Unwillkürlich wird einem dann der Gedanke kommen, wie ungemütlich es in den andern, nicht zur Gesellschaft benutzten Räumen aussehen, wie umständlich es für die Wirte sein mag, nach Weggang des letzten Gastes erst alles wieder in die gewohnte Ordnung zu bringen, und eine behagliche Stimmung wird selten eintreten. Ganz anders ist es da in freundlichen Räumen, von denen man auf den ersten Blick bemerkt, daß sie zur Pflege der Geselligkeit da sind, traulich mutet den Besucher ein wenn auch vielleicht nur wenig stilvoll eingerichtetes Speisezimmer, ein hell erleuchteter Salon an: da ist die Unterhaltung schnell im Gang, und der Verkehr der Gäste leidet nicht unter dem Ausnahmezustand, an den man immer erinnert wird, wenn man die ausgeräumten Zimmer erblickt, oder gar an den Wänden sieht, wie dort <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0049" n="39"/> Wirtschaft haben und darauf eingerichtet sind, Gäste bei sich zu sehen. Will eine Familie Geselligkeit durch Gesellschaften pflegen, so muß in erster Lnie schon bei der Wahl der Wohnung Rücksicht darauf genommen werden, denn nichts ist peinlicher für den Gast als die Empfindung, daß die Wirte, um nur recht viele Personen bei sich sehen zu können, das Logis womöglich halb ausgeräumt haben. Unwillkürlich wird einem dann der Gedanke kommen, wie ungemütlich es in den andern, nicht zur Gesellschaft benutzten Räumen aussehen, wie umständlich es für die Wirte sein mag, nach Weggang des letzten Gastes erst alles wieder in die gewohnte Ordnung zu bringen, und eine behagliche Stimmung wird selten eintreten. Ganz anders ist es da in freundlichen Räumen, von denen man auf den ersten Blick bemerkt, daß sie zur Pflege der Geselligkeit da sind, traulich mutet den Besucher ein wenn auch vielleicht nur wenig stilvoll eingerichtetes Speisezimmer, ein hell erleuchteter Salon an: da ist die Unterhaltung schnell im Gang, und der Verkehr der Gäste leidet nicht unter dem Ausnahmezustand, an den man immer erinnert wird, wenn man die ausgeräumten Zimmer erblickt, oder gar an den Wänden sieht, wie dort </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0049]
Wirtschaft haben und darauf eingerichtet sind, Gäste bei sich zu sehen. Will eine Familie Geselligkeit durch Gesellschaften pflegen, so muß in erster Lnie schon bei der Wahl der Wohnung Rücksicht darauf genommen werden, denn nichts ist peinlicher für den Gast als die Empfindung, daß die Wirte, um nur recht viele Personen bei sich sehen zu können, das Logis womöglich halb ausgeräumt haben. Unwillkürlich wird einem dann der Gedanke kommen, wie ungemütlich es in den andern, nicht zur Gesellschaft benutzten Räumen aussehen, wie umständlich es für die Wirte sein mag, nach Weggang des letzten Gastes erst alles wieder in die gewohnte Ordnung zu bringen, und eine behagliche Stimmung wird selten eintreten. Ganz anders ist es da in freundlichen Räumen, von denen man auf den ersten Blick bemerkt, daß sie zur Pflege der Geselligkeit da sind, traulich mutet den Besucher ein wenn auch vielleicht nur wenig stilvoll eingerichtetes Speisezimmer, ein hell erleuchteter Salon an: da ist die Unterhaltung schnell im Gang, und der Verkehr der Gäste leidet nicht unter dem Ausnahmezustand, an den man immer erinnert wird, wenn man die ausgeräumten Zimmer erblickt, oder gar an den Wänden sieht, wie dort
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