Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

Dame, eine auffallende Schleife, eine Blume im Haar im Gedächtnis zu behalten, an der man sie wiedererkennt. Die Dame aber sollte mit solch einem verlegenen Opfer der Gesellschaft nicht grausam sein und sich ihm so in den Weg stellen, daß er sie finden muß, oder vielleicht ihn auch anreden, wenn er gar keinen Ausweg mehr weiß.

Wenn von Tische wieder aufgestanden ist, erfordert es der Anstand, daß man sich, ebenso wie beim Hinsetzen, gegen seine beiden Nachbarn, sowie gegen sein Gegenüber verbeugt. Man bietet dann seiner Dame wieder den Arm, um sie aus dem Speisezimmer zu führen, und verbeugt sich dann, falls man nicht weiter mit ihr redet, noch einmal vor ihr. Trotzdem alle Bücher über den guten Ton in weiser Rede behaupten, daß es nicht Mode sei, einander nach dem Essen "Gesegnete Mahlzeit" zu wünschen, so besteht doch diese Sitte überall und man wird durchaus nicht anstoßen, wenn man sich, im Salon wieder angekommen, vor der Herrin des Hauses stumm verbeugt, wenn man als Hausherr den älteren Damen eine Verbeugung macht u. s. w.

Es tritt nun wieder die Aufgabe an den Wirt heran, eine möglichst allgemeine Unterhaltung einzuleiten; dies wird am besten dadurch geschehen,

Dame, eine auffallende Schleife, eine Blume im Haar im Gedächtnis zu behalten, an der man sie wiedererkennt. Die Dame aber sollte mit solch einem verlegenen Opfer der Gesellschaft nicht grausam sein und sich ihm so in den Weg stellen, daß er sie finden muß, oder vielleicht ihn auch anreden, wenn er gar keinen Ausweg mehr weiß.

Wenn von Tische wieder aufgestanden ist, erfordert es der Anstand, daß man sich, ebenso wie beim Hinsetzen, gegen seine beiden Nachbarn, sowie gegen sein Gegenüber verbeugt. Man bietet dann seiner Dame wieder den Arm, um sie aus dem Speisezimmer zu führen, und verbeugt sich dann, falls man nicht weiter mit ihr redet, noch einmal vor ihr. Trotzdem alle Bücher über den guten Ton in weiser Rede behaupten, daß es nicht Mode sei, einander nach dem Essen „Gesegnete Mahlzeit“ zu wünschen, so besteht doch diese Sitte überall und man wird durchaus nicht anstoßen, wenn man sich, im Salon wieder angekommen, vor der Herrin des Hauses stumm verbeugt, wenn man als Hausherr den älteren Damen eine Verbeugung macht u. s. w.

Es tritt nun wieder die Aufgabe an den Wirt heran, eine möglichst allgemeine Unterhaltung einzuleiten; dies wird am besten dadurch geschehen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0067" n="57"/>
Dame, eine auffallende Schleife, eine Blume im Haar im Gedächtnis zu behalten, an der man sie wiedererkennt. Die Dame aber sollte mit solch einem verlegenen Opfer der Gesellschaft nicht grausam sein und sich ihm so in den Weg stellen, daß er sie finden muß, oder vielleicht ihn auch anreden, wenn er gar keinen Ausweg mehr weiß.</p>
        <p>Wenn von Tische wieder aufgestanden ist, erfordert es der Anstand, daß man sich, ebenso wie beim Hinsetzen, gegen seine beiden Nachbarn, sowie gegen sein Gegenüber verbeugt. Man bietet dann seiner Dame wieder den Arm, um sie aus dem Speisezimmer zu führen, und verbeugt sich dann, falls man nicht weiter mit ihr redet, noch einmal vor ihr. Trotzdem alle Bücher über den guten Ton in weiser Rede behaupten, daß es nicht Mode sei, einander nach dem Essen &#x201E;Gesegnete Mahlzeit&#x201C; zu wünschen, so besteht doch diese Sitte überall und man wird durchaus nicht anstoßen, wenn man sich, im Salon wieder angekommen, vor der Herrin des Hauses stumm verbeugt, wenn man als Hausherr den älteren Damen eine Verbeugung macht u. s. w.</p>
        <p>Es tritt nun wieder die Aufgabe an den Wirt heran, eine möglichst <hi rendition="#g">allgemeine Unterhaltung</hi> einzuleiten; dies wird am besten dadurch geschehen,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0067] Dame, eine auffallende Schleife, eine Blume im Haar im Gedächtnis zu behalten, an der man sie wiedererkennt. Die Dame aber sollte mit solch einem verlegenen Opfer der Gesellschaft nicht grausam sein und sich ihm so in den Weg stellen, daß er sie finden muß, oder vielleicht ihn auch anreden, wenn er gar keinen Ausweg mehr weiß. Wenn von Tische wieder aufgestanden ist, erfordert es der Anstand, daß man sich, ebenso wie beim Hinsetzen, gegen seine beiden Nachbarn, sowie gegen sein Gegenüber verbeugt. Man bietet dann seiner Dame wieder den Arm, um sie aus dem Speisezimmer zu führen, und verbeugt sich dann, falls man nicht weiter mit ihr redet, noch einmal vor ihr. Trotzdem alle Bücher über den guten Ton in weiser Rede behaupten, daß es nicht Mode sei, einander nach dem Essen „Gesegnete Mahlzeit“ zu wünschen, so besteht doch diese Sitte überall und man wird durchaus nicht anstoßen, wenn man sich, im Salon wieder angekommen, vor der Herrin des Hauses stumm verbeugt, wenn man als Hausherr den älteren Damen eine Verbeugung macht u. s. w. Es tritt nun wieder die Aufgabe an den Wirt heran, eine möglichst allgemeine Unterhaltung einzuleiten; dies wird am besten dadurch geschehen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2013-03-19T14:09:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-19T14:09:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-19T14:09:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/67
Zitationshilfe: Hahn, Alban von: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. 2. Auflage. Leipzig, ca. 1898, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahn_verkehr_1898/67>, abgerufen am 04.12.2024.