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Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810.

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77.

So gewiß man nun auch vorzüglich
den Kranken über seine Beschwerden und
Empfindungen zu hören und vorzüglich
seinen eignen Ausdrücken, mit denen er
seine Leiden auszudrücken vermag, Glau-
ben beizumessen hat, weil sie in dem
Munde der Angehörigen und Krankenwär-
ter verändert und verfälscht zu werden
pflegen; so gewiß erfordert doch auf der
andern Seite bei allen Krankheiten, vor-
züglich aber bei den chronischen die Erfor-
schung des wahren vollständigen Bildes
derselben und seiner Einzelheiten besondre
Umsicht, Skepticismus, Menschenkennt-
niß, Behutsamkeit im Erkundigen und Ge-
dult in hohem Grade.

78.

Im Ganzen wird dem Arzte die Erkun-
digung akuter, oder sonst seit kurzem ent-
standener Krankheiten leichter, weil dem
Kranken und Angehörigen alle Zufälle und
Abweichungen von der nur unlängst ver-
lornen Gesundheit noch in frischem Ge-

77.

So gewiß man nun auch vorzüglich
den Kranken über seine Beschwerden und
Empfindungen zu hören und vorzüglich
seinen eignen Ausdrücken, mit denen er
seine Leiden auszudrücken vermag, Glau-
ben beizumessen hat, weil sie in dem
Munde der Angehörigen und Krankenwär-
ter verändert und verfälscht zu werden
pflegen; so gewiß erfordert doch auf der
andern Seite bei allen Krankheiten, vor-
züglich aber bei den chronischen die Erfor-
schung des wahren vollständigen Bildes
derselben und seiner Einzelheiten besondre
Umsicht, Skepticismus, Menschenkennt-
niß, Behutsamkeit im Erkundigen und Ge-
dult in hohem Grade.

78.

Im Ganzen wird dem Arzte die Erkun-
digung akuter, oder sonst seit kurzem ent-
standener Krankheiten leichter, weil dem
Kranken und Angehörigen alle Zufälle und
Abweichungen von der nur unlängst ver-
lornen Gesundheit noch in frischem Ge-

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[77/0133] 77. So gewiß man nun auch vorzüglich den Kranken über seine Beschwerden und Empfindungen zu hören und vorzüglich seinen eignen Ausdrücken, mit denen er seine Leiden auszudrücken vermag, Glau- ben beizumessen hat, weil sie in dem Munde der Angehörigen und Krankenwär- ter verändert und verfälscht zu werden pflegen; so gewiß erfordert doch auf der andern Seite bei allen Krankheiten, vor- züglich aber bei den chronischen die Erfor- schung des wahren vollständigen Bildes derselben und seiner Einzelheiten besondre Umsicht, Skepticismus, Menschenkennt- niß, Behutsamkeit im Erkundigen und Ge- dult in hohem Grade. 78. Im Ganzen wird dem Arzte die Erkun- digung akuter, oder sonst seit kurzem ent- standener Krankheiten leichter, weil dem Kranken und Angehörigen alle Zufälle und Abweichungen von der nur unlängst ver- lornen Gesundheit noch in frischem Ge-

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Zitationshilfe: Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/133>, abgerufen am 23.11.2024.