dächtnisse, noch neu und auffallend ge- blieben sind. Der Arzt muß zwar auch hier alles wissen; er braucht aber weit we- niger zu erforschen -- man sagt ihm alles größtentheils von selbst.
79.
Bei Erforschung des Symptomeninbe- griffs der epidemischen Seuchen und spo- radischen Krankheiten ist es sehr gleichgül- tig, ob schon ehedem etwas Aehnliches un- ter diesem oder jenem Namen in der Welt vorgekommen sei, oder nicht. Die Neu- heit oder Besonderheit einer solchen Seu- che macht keinen Unterschied weder in ih- rer Erkennung, noch Heilung, da der Arzt ohnehin das reine Bild jeder gegen- wärtig herrschenden Krankheit als neu und unbekannt voraussetzen und es, vom Grunde aus, vor sich erforschen muß, wenn er ein rationeller Heilkünstler seyn will, der nie Vermuthung an die Stelle der Wahrnehmung setzen, nie einen ihm angetragenen Krankheitsfall weder ganz, noch zum Theile für bekannt annehmen
dächtnisse, noch neu und auffallend ge- blieben sind. Der Arzt muß zwar auch hier alles wissen; er braucht aber weit we- niger zu erforschen — man sagt ihm alles größtentheils von selbst.
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Bei Erforschung des Symptomeninbe- griffs der epidemischen Seuchen und spo- radischen Krankheiten ist es sehr gleichgül- tig, ob schon ehedem etwas Aehnliches un- ter diesem oder jenem Namen in der Welt vorgekommen sei, oder nicht. Die Neu- heit oder Besonderheit einer solchen Seu- che macht keinen Unterschied weder in ih- rer Erkennung, noch Heilung, da der Arzt ohnehin das reine Bild jeder gegen- wärtig herrschenden Krankheit als neu und unbekannt voraussetzen und es, vom Grunde aus, vor sich erforschen muß, wenn er ein rationeller Heilkünstler seyn will, der nie Vermuthung an die Stelle der Wahrnehmung setzen, nie einen ihm angetragenen Krankheitsfall weder ganz, noch zum Theile für bekannt annehmen
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dächtnisse, noch neu und auffallend ge-
blieben sind. Der Arzt muß zwar auch
hier alles wissen; er braucht aber weit we-
niger zu erforschen — man sagt ihm alles
größtentheils von selbst.
79.
Bei Erforschung des Symptomeninbe-
griffs der epidemischen Seuchen und spo-
radischen Krankheiten ist es sehr gleichgül-
tig, ob schon ehedem etwas Aehnliches un-
ter diesem oder jenem Namen in der Welt
vorgekommen sei, oder nicht. Die Neu-
heit oder Besonderheit einer solchen Seu-
che macht keinen Unterschied weder in ih-
rer Erkennung, noch Heilung, da der
Arzt ohnehin das reine Bild jeder gegen-
wärtig herrschenden Krankheit als neu und
unbekannt voraussetzen und es, vom
Grunde aus, vor sich erforschen muß,
wenn er ein rationeller Heilkünstler seyn
will, der nie Vermuthung an die Stelle
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Hahnemann, Samuel: Organon der rationellen Heilkunde. Dresden, 1810, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hahnemann_organon_1810/134>, abgerufen am 23.11.2024.
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